Oscars der Barszene 2014 sind vergeben

500 Gäste feierten die Besten der Branche: »Bar des Jahres« ist das Kölner »Spirits«, »Mixologe des Jahres« ist Arnd H. Heissen.

Das Warten hat ein Ende. Seit dem 7. Oktober stehen sie fest, die Gewinner der Mixology Bar Awards 2014, die die wichtigste Auszeichnung der Branche im deutschsprachigen Raum erhielten:

Bar des Jahres: Spirits (Köln)
Hinterm roten Vorhang des Kölner Kleinods wartet das sympathische Barteam darauf, die Gäste mit klassischen Drinks und gelungenen Eigenkreationen durch die Nacht zu begleiten. Musik mit Temperament darf hier nicht fehlen, gerne und oft auch live. Ein Konzept, das bereits im Vorjahr unter den Nominierten dieser Kategorie zu finden war.

Bar des Jahres Österreich: Dino's American Bar (Wien)
Das klassische Refugium der Nacht ist eine Hommage an Dean Martin, der hier bestimmt Stammgast wäre. Jazzklänge und handwerkliche hohe Präzision in der Zubereitung der großartigen Cocktails, serviert von fantastischen und herzlichen Gastgebern in einem.

Bar des Jahres Schweiz: Onyx Bar (Zürich)
Gleich von der Straße gelangen die Gäste in die elegante Hotelbar, die ihren Namen den besonderen Lichtreflexen des Mineralsteins Onyx verdankt, der im Tresen verarbeitet ist. Das Angebot aus klassischen Cocktails und hauseigenen Signatures kann in der Sommerzeit auch gern auf der Außenterrasse genossen werden.

Mixologe des Jahres: Arnd H. Heissen, Curtain Club im Ritz-Carlton (Berlin)
Der Berliner wurde schon im letzten Jahr mit dem Titel »Gastgeber des Jahres« ausgezeichnet und ist ob seiner Hingabe zu den verschiedenen Aromen in Cocktails ein leidenschaftlicher Alchemist. Ähnlich einem Parfumeur bannt er Zutaten und Aromen in flüssige Preziosen. In seiner Funktion als Barchef des Curtain Club ist es ihm gelungen, eine vermeintlich konservative Bar behutsam in ein Refugium der modernen Genüsse zu wandeln.

Reinhard Pohorec / Foto: Constantin FalkNewcomer des Jahres: Reinhard Pohorec, The Sign (Wien)
Derzeit als Bar-Stipendiat neue Erfahrungen in London sammelnd, hat sich Weinliebhaber Pohorec durch die Teilnahme an etlichen Seminaren und Veranstaltungen eine unglaubliche Fachkompetenz rund um die Bar erworben. Nach seinem Stipendium wird er in der Bar The Sign Cocktail Lounge in Wien anzutreffen sein.

Spirituose des Jahres: Tanqueray Malacca
Der neuaufgelegte Tanqueray Malacca verweist auf historische Momente. Das Etikett zeigt die Reiseroute, die Firmengründer Charles Tanqueray im 19. Jahrhundert auf der Suche nach neuen Botanicals wählte. Als Tanqueray Malacca drei Jahre nach Launch wieder eingestellt wurde, sprachen viele Fachleute bereits davon, dass er seiner Zeit voraus war.

Gastgeber des Jahres: Thomas Altenberger, Lebensstern (Berlin)
Der charmante Barchef aus der Berliner Bar Lebensstern entwickelte in mehr als zwei Jahrzehnten Service am Gast ein perfektes Gespür für die Bedürfnisse der Kundschaft und weiß stilvoll und souverän in allen Situationen zu überzeugen. Höflichkeit und Hingabe zeichnen den gebürtigen Wiesbadener aus und übertragen sich auf sein großartig zusammenarbeitendes Team.

Hotelbar des Jahres: Bar DaCaio (Hamburg)
Nur wenige Schritte von der Hamburger Außenalster entfernt, öffnet sich dem anspruchsvollen Gast ein kleines Paradies mit englischem Charme. Die Bar überzeugt mit einer großen Auswahl an Spirituosen, Schaumweinen und vor allem Whisky. Ein Wohlfühlort.

Hotelbar des Jahres: »DaCaio« / Foto: beigestellt

Barteam des Jahres: Spirits (Köln)
Das Kölner Barteam, bereits im Vorjahr nominiert, nimmt sich selbst nicht zu ernst und hat Spaß an der Arbeit. Das spürt der Gast und nimmt diese anregende Stimmung auf, selbstredend begleitet von exzellenten Drinks.

Barkarte des Jahres: Gamsei (München)
Dass Matthew Bax Künstler ist, wird spätestens bei der Karte seiner Münchener Bar Gamsei deutlich. Auf handgeschöpftem Papier findet sich für den Gast ein sensorischer Leitfaden durch die Nacht und das Cocktailangebot der Bar im Glockenbachviertel. Handgeschrieben, gezeichnet und gestempelt wird das extravagante Menü des Gamsei saisonal und nach Tagesangebot gestaltet.

City Award 2014: München
In München hat die Bar derzeit Hochkonjunktur. Viele neue freie Bars eröffnen mit innovativen Konzepten. Die hohe Dichte an luxuriösen Hotelbars ergänzt die Vielfalt. Der Münchener Barzirkel spielt dabei keine unwesentliche Rolle. Das derzeit aktivste Barnetzwerk Deutschlands organisiert in regelmäßigen Abständen Fortbildungsveranstaltungen, Workshops und gemeinsame Ausflüge. Davon profitieren der Zusammenhalt untereinander sowie der Nachwuchs.

Bartender’s Choice: Angostura Bitters
Die Geschichte des Angostura Bitters beginnt bereits 1824 in Venezuela. In der Stadt Angostura, die heute den Namen Ciudad Bolivar trägt, entwickelte der deutsche Arzt Johann Gottlieb Benjamin Siegert im Truppenlazarett des Freiheitskämpfers Simon Bolivar eine Heiltinktur für die Soldaten. Als Medizin erdacht, mundet die Karriere des Elixiers in den Shakern und Rührgläsern des Tresenpersonals. Der klassische Cocktail Bitter.

Von der lockeren Party zum wichtigsten Event der Szene
Die geschätzten Titel werden bereits zum siebten Mal an die Besten der Besten hinter dem Tresen verliehen. Was als lockere Party im Jahr 2007 begann, ist mittlerweile eine feierliche Abendveranstaltung, bei der im Beisein der versammelten Fachwelt die Bar, das Barteam und der Mixologe des Jahres gekürt werden.

Das Red-Carpet-Event, durch das der irische Bar-Virtuose Philip Duff und die deutsche TV-Moderatorin Hadnet Tesfai führten, fand 2013 im Berliner Grand Hyatt Hotel statt. Unter den rund 500 Gästen waren unter anderem Charles Schumann, Alfred Cointreau und der amerikanische »King Cocktail« Dale DeGroff. »Die Kunst der hochklassigen Mixologie ist auf dem Weg, ein wichtiger Bestandteil mitteleuropäischer Genusskultur zu werden«, meinte Helmut Adam, Herausgeber von Mixology, dem Magazin für Barkultur und Gründer der internationalen Fachmesse Bar Convent Berlin, »die mit dem Mixology Bar Award ausgezeichneten Bars und Bartender sind die wichtigsten Botschafter dieser Kultur.«

Das Prozedere
Um ein repräsentatives Meinungsbild der Branche zu erhalten, stimmten im ersten Schritt 70 Jurybeiräte aus Gastronomie, Medien und Getränkeindustrie über ihre Favoriten in den einzelnen Kategorien ab. Auf Unabhängigkeit wird dabei strikt geachtet. Industriebeiräten ist es beispielsweise nicht gestattet, für die »Spirituose des Jahres« abzustimmen. Aus dieser ersten Auswahl wird die sogenannte Long List erstellt, in der die zehn gemeinsamen Favoriten aller Beiräte erfasst sind. Anschließend wählte die Awards-Jury mit doppeltem Stimmrecht ihre jeweiligen Top 5 aus der Long List.

Die Jury
Der Jury saß in diesem Jahr Stefan Gabanyi vor, Betreiber der Gabanyi Bar in München und bekannt unter anderem als Kolumnist und Whisky-Autor. »Die Mixology Bar Awards sind die wichtigsten Preise für alles, was mit der Bar zu tun hat. Sie vermitteln der Öffentlichkeit das Bild eines anspruchsvollen, hochqualifizierten und selbstbewussten Berufstandes«, meinte er. Stefan Gabanyi und die acht Jurymitglieder, allesamt Branchengrößen, analysierten Konzepte und Leistungen von Bars, Bartendern und Produkten.

(sb)

Sascha Bunda
Autor