Rotweinsieger 2015: ­Gerhard Markowitsch, Ronald Kiss, Christina und Franz Netzl, Albert Gesellmann  (v. l. n. r.). 

Rotweinsieger 2015: ­Gerhard Markowitsch, Ronald Kiss, Christina und Franz Netzl, Albert Gesellmann  (v. l. n. r.). 
© Konrad Limbeck

Österreichs Top-Rotweine

Das Falstaff-Magazin hat rund 1500 aktuelle Rotweine verkostet und zum 36. Mal den Falstaff-Rotweinsieger gekürt. Er heißt Franz Netzl und kommt aus Carnuntum in Niederösterreich.

Die 36. Ausgabe der jährlich stattfindenden Falstaff-Rotweinprämierung hatte den Jahrgang 2013 zum zentralen Thema. Dieser zählt zu den guten, aber nicht zu den großen Jahrgängen, und so war die hohe Zahl der eingereichten Weine durchaus überraschend. An die 1500 Muster wurden der Expertenjury zur Beurteilung vorgelegt – die Ergebnisse wurden Ende November anlässlich der Rotwein-Gala in der Wiener Hofburg in Form des Falstaff Rotweinguides publiziert.
Die Weine des anfänglich vielleicht etwas unterschätzten Jahrgangs präsentieren sich mehrheitlich besser als erwartet – davon konnten sich auch die Gala-Besucher anhand der ausgezeichneten Weine ein Bild machen.

Viel Potenzial

Nicht nur die prämierten Winzer können mit dem Jahrgang 2013 zufrieden sein, brachte er doch gute Mengen. Die angenehme Fruchtausprägung, ein gutes Säurespiel und eine entsprechende Sortentypizität bereiten auch dem Konsumenten Freude. Besonders stechen 2013 die Cuvées sowie die Blaufränkisch-Weine heraus, die sich harmonisch präsentieren und meist über ein gutes Entwicklungspotenzial verfügen.
Bei den internationalen Sorten überzeugten diesmal besonders die Syrahs, in der Burgunder-Gruppe konnte der St. Laurent im Jahrgang 2013 sein Potenzial eine Spur besser entfalten als der Pinot Noir. Homogen zeigte sich die Gruppe der Blauen Zweigelt: Diese kommen immer öfter auch aus dem Weinviertel, das in Sachen Rotwein insgesamt auf einem guten Weg zu sein scheint. Rund zweihundert Weine erreichten in den Sortengruppen das große Finale, wo in einer abschließenden Blindverkostung an zwei Verkostungstagen die Falstaff-Sieger ermittelt wurden.

Die besten des Jahres

Dass der höchstbewertete Wein des Jahrgangs 2013, der zum Falstaff-Sieger gekürt wird, entweder aus der Gruppe der Cuvées mit 250 Einreichungen oder aus jener der Blaufränkisch mit 185 Einreichungen kommen würde, hatte sich bereits in den umfangreichen Vorverkostungen abgezeichnet. Und tatsächlich konnten sich schließlich die beiden Top-Cuvées knapp vor dem punktehöchsten Blau­fränkisch als Falstaff-Siegerweine platzieren. Und das ist durchaus logisch, weil die Cuvée dem Winzer mehr Möglichkeiten bot, die eine oder andere kleine Unzulänglichkeit des Jahrgangs auszugleichen, was bei einem reinsortigen Lagenwein nicht so einfach ist.
Der Sieg ging 2015 an das Weingut Netzl aus Göttlesbrunn in Carnuntum. Franz Netzl vinifiziert mit Tochter Christina eine breite Palette von charakterstarken, finessenreichen und vor allem ausdrucksvollen Weinen. Die Top-Cuvée »Anna-Christina« 2013 brachte dem Vater-Tochter-Duo nun die Bestwertung und den Falstaff-Sieg. Den zweiten Platz der Cuvée-Wertung und auch den »2. Falstaff-Sieger«-Preis holte sich Albert Gesellmann aus Deutschkreutz aus dem Mittelburgenland mit dem »Bela Rex« 2013. Punktegleich auf dem dritten Platz landete René Pöckl aus Mönchhof mit seinem komplexen »Rêve de Jeunesse« des Jahrgangs 2013.
Der beste Blaufränkisch und »3. Falstaff-Sieger« kommt vom Winzerhof Kiss aus Jois und stammt von der Spitzenlage Jungenberg. Den zweiten Platz eroberten Hans und Anita Nittnaus aus Gols mit ihrem Leithaberg DAC 2013 vor dem Blaufränkisch »Well« 2013 vom Weingut Wellanschitz in Neckenmarkt. Bei der in Österreich meist ausgepflanzten und beim Konsumenten ganz besonders beliebten Rebsorte Blauer Zweigelt hatte beim Jahrgang 2013 »The Butcher« Hans Schwarz aus Andau mit seinem »Schwarz Rot« die Nase vorn, den zweiten Rang holte sich Phi­lipp Grassl aus Göttlesbrunn in Carnuntum mit seinem Zweigelt Schüttenberg vor dem Aufsteiger Markus Iro aus Gols, der mit seinem Zweigelt Ungerberg den dritten Platz belegte.

Große Sortenvielfalt

In der Gruppe der Blauburgunder konnte sich Fritz Wieninger aus Wien-Stammersdorf mit dem Pinot Noir Grand Select 2013 durchsetzen, auf Platz 2 liegt der Lagen-Pinot-Noir Hochreit vom Weingut Juris in Gols, dicht gefolgt von der Pinot Noir Reserve 2013 aus dem Weingut Gerhard Markowitsch. Aus der diesmal qualitativ besonders gut besetzten St.-Laurent-Gruppe ging das Weingut Stift Klosterneuburg mit seiner St. Laurent Reserve als Sieger hervor, Philipp Grassl belegt mit seiner St. Laurent Reserve Platz zwei, und Fritz Wieninger darf sich mit seinem St. Laurent Grand Select über den dritten Rang freuen.
Bei den internationalen Sorten konnte der Winzerhof Kiss die Gruppe der Cabernet Sauvignons mit dem Lagenwein vom Neuberg 2013 gewinnen, das Weingut Keringer aus Mönchhof belegt den zweiten Platz mit »100 Days«, Erich Scheiblhofer aus Andau erreichte mit »Perfection« den dritten Rang. In Sachen Merlot war Gerhard Pimpel aus Göttlesbrunn mit »Optime« 2013 erfolgreich, auf den Plätzen finden wir  Hannes Reeh aus Andau mit »Unplugged« sowie den Merlot 2013 vom Weingut Krutzler aus Deutsch Schützen. Als bester Syrah des Jahrgangs 2013 wurde der Shiraz »Perfection« von Erich Scheiblhofer gekürt, gefolgt vom Syrah Kirchtal von Youngster Michael Auer aus Höflein in Carnuntum und dem »Syrah and ever« vom Weingut Artner, ebenfalls aus Höflein.

Der Falstaff-Sieger kommt aus Carnuntum: Das Weingut Franz und Christine Netzl konnte mit der Cuvée »Anna-Christina« 2013 die Jury überzeugen.
© Konrad Limbeck
Der Falstaff-Sieger kommt aus Carnuntum: Das Weingut Franz und Christine Netzl konnte mit der Cuvée »Anna-Christina« 2013 die Jury überzeugen.

Reserve Trophy wächst

Neben dem Hauptjahrgang 2013 wurden auch die besten Weine in der Reserve-Kategorie prämiert: Das sind jene Spitzenweine, die länger als andere im Fass und auf der Flasche ruhen dürfen, bevor sie in den Verkauf gelangen. Erstmals wurden für diese Kategorie, die alle Rebsorten umfasst, mit 362 Mustern mehr Weine eingereicht als in allen anderen. Auch die Qualitätsdichte erreichte ein noch nie da gewesenes Niveau. Erwartungsgemäß stand hier der Jahrgang 2012 im Mittelpunkt. Im Finale traten einige der begehrtesten Rotweine Österreichs zum Kräftemessen an – die Jurymitglieder konstatierten den hier vorgestellten Weinen unisono internationales Top-Niveau. Den Sieg trug schließlich Gerhard Markowitsch aus Göttlesbrunn aus Carnuntum mit seinem »M1« aus 2012 davon; hauchdünn dahinter auf dem zweiten Rang zwei Weine, die bis auf die zweite Kommastelle ident bewertet waren und sich diesen Rang daher ex aequo teilen dürfen: Heike und Gernot Heinrich aus Gols mit Salzberg 2012 und Paul Kerschbaum aus Horitschon mit der Cuvée Kerschbaum 2012.

Frisch und zugänglich

Die Rotweine aus dem Jahrgang 2013 zeigen sich generell fruchtbetont und mit einer guten Frische ausgestattet; wesentlich ist auch ein ausreichender, aber nicht überbordender Alkoholwert, woraus eine frühere Zugänglichkeit entsteht. Dank seiner mittleren Komplexität bietet der Jahrgang auch einen Blick auf das entsprechende Terroir, die jeweilige Herkunftstypizität ist nicht durch ein massives Tanningerüst verstellt. Während man also die kraftvollen und lagerfähigen Weine aus 2011 und 2012 in Ruhe im Keller weiterreifen lassen kann, bietet 2013 bereits heute großes Trinkvergnügen. Die Qualität der heimischen Rotweine hat ein Niveau erreicht, das mehr als herzeigbar ist. Und auch das gute Preis-Leistungs-Verhältnis, das den Großteil der Weine auszeichnet, ist ein Argument, beim Einkauf ein deutliches »Ja zu A« zu sagen. Der neue Falstaff Rotweinguide bietet eine ausgezeichnete Entscheidungshilfe.

Aus Falstaff Nr. 01/2016

© Falstaff Verlag

Der ­Rotweinguide Österreich 2016

Die besten Rotweine Österreichs, übersichtlich zusammengefasst im Falstaff Rotweinguide, der dieses Jahr bereits zum 19. Mal erscheint. Das rund 400 Seiten umfassende Standardwerk aus dem Verlagshaus Falstaff bietet einen breiten Querschnitt durch Österreichs Rotweinlandschaft, ist Einkaufshilfe, Nachschlagewerk und ein Buch zum Schmökern. Rund 1400 Weine von etwa 500 österreichischen Top-Weingütern, die die erforderliche Bewertung von 85 aus 100 Punkten
erreicht haben, werden beschrieben und bewertet. Auch der Ab-Hof-Preis der Weine und die Kontaktdaten der Winzer sind an­gegeben. Die Weine mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis sind ebenso gekennzeichnet wie Weine, die aus zertifiziert bio­logischem Anbau stammen, sehr geringe Mengen von Fruktose, Histamin oder Schwefel aufweisen oder vegan erzeugt wurden.

Erhältlich im Handel und auf www.falstaff.at/guides zum Preis von € 14,90.

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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