Matthias Schuh und seine Schwester Katharina Pollmer haben im letzten Jahr die Verantwortung im elterlichen Weingut Schuh übernommen.

Matthias Schuh und seine Schwester Katharina Pollmer haben im letzten Jahr die Verantwortung im elterlichen Weingut Schuh übernommen.
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Nominé Newcomer des Jahres 2018: Weingut Schuh

Nein, Matthias Schuh betreibt keine Surfschule auf einer Karibikinsel. Obwohl sein Äußeres das vermuten lassen könnte. Der Mann ist Winzer. Durch und durch.

Kurz nach der Wende zog es die Winzerfamilie Schuh von der Mosel an die Elbe, wo Walter Schuh in Sörnewitz unweit von Meißen zwei Gehöfte aus dem 19. Jahrhundert und etwas Rebfläche erwarb. Sowohl Gebäude als auch Weinberge waren in einem desolaten Zustand. Schuh restaurierte die denkmalgeschützten Gemäuer, brachte die Weinberge auf Vordermann und rekultivierte sie mit damals zeitgemäßen und traditionellen Varietäten. Dass der bisweilen steile und granitreiche Meißner Kapitelberg an seine ruhmreiche Vergangenheit heute wieder anknüpfen kann, ist auch Schuhs Einsatz zu verdanken.

Sein Sohn Matthias sammelte Erfahrungen in Neuseeland und Bordeaux, bevor er 2013 voller Tatendrang heimkehrte und sich vollends dem elterlichen Weingut verschrieb. Wer ihm begegnet, wird womöglich an einen Surflehrer denken, der seinen Lebensmittelpunkt schon vor längerer Zeit auf eine Karibikinsel verlagert hat und den Eltern gerade seinen Jahresbesuch in der fernen sächsischen Heimat abstattet. Sein Gemüt hat die Karibiksonne mittlerweile importiert. Doch da täuscht man sich schnell. Wer mit Schuh durch seine Weinberge fährt, dem wird das schnell klar: Der 29-Jährige kennt nicht nur jeden Grauburgunderklon nebst spezifischer Unterlage aus dem Effeff, sondern erklärt gleichzeitig, warum dieser nun genau dort und nicht woanders wächst. Auch wenn der Anfang entbehrungsreich gewesen sei, erzählt er, konnte sein Vater alte Routinen schnell hinter sich lassen. Ein Glück sei das gewesen. Denn in Sörnewitz erfand sich das Weingut Schuh von Grund auf neu. Und das tut es noch heute.

Seitdem Matthias Schuh 2016 die Betriebsleitung komplett übernommen hat, geht's in Weinberg und Keller nun aber nicht noch schneller voran. Im Gegenteil. Die kaltvergorenen und superfruchtigen Weine von damals passen nicht mehr zu mir, sagt Schuh. Er lasse seine Moste heute viel lieber ungesteuert, gerne auch mal spontan vergären. Ärgerlich nur, dass seine Weine mittlerweile früher ausverkauft als trinkreif sind. Daran arbeite ich, sagt Schuh. Und lacht so unbekümmert, wie ein Surfer seiner nächsten großen Welle entgegenpaddelt.


Aus dem Falstaff Weinguide 2018

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Das Weingut Schuh aus Sachsen im Videoporträt:


Axel Biesler
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