Avantgardistisches, dennoch klassisches Interior: »Ornella« in München.

Avantgardistisches, dennoch klassisches Interior: »Ornella« in München.
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München: Aus »Orlando« wird »Ornella«

Im ehemaligen Schuhbeck-Restaurant im Herzen von München gibt es nun kreative japanisch-italienische Küche.

Man kann mit Fug und Recht sagen: Hinter »Ornella Restaurant & Bar«, ehemals »Schubeck’s Orlando« am Platzl im Herzen von München steckt die Haute Volée der Münchner Gastroszene. Die Erfolgs-Gastronomen Dino Klemencic und Uli Springer (»Rocca Riviera«, »Koi« und Brasserie »Oskarmaria« im Literaturhaus) und Friedemann Findeis (»L’Osteria«) erhielten vor über einem Jahr den Zuschlag von der Augustiner Brauerei, die prachtvollen Räume von »Schubeck’s Orlando« zu pachten. Das »Ornella« ist das zweite Restaurant, das dem in der letzten Zeit glücklosen ehemaligen Sternekoch Alfons Schubeck abhandenkam, der ab Januar 2023 wegen Unregelmäßigkeiten bei der Meldung von Steuern für drei Jahre und zwei Monate hinter Gitter muss. Das erste Top-Restaurant des Meisterchefs, das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete »Alfons«, machte bereits vor rund drei Jahren dicht. Hier befindet sich jetzt das »Goldig – im Boettner«, ein gemütlicher Ort für Freunde der mediterranen Feinkost. Die prächtigen Kronleuchter erinnern noch an Schubecks Glanzzeiten.

Von den Kronleuchtern, die in »Schubeck‘s Orlando« hingen, von den Fußbodenkacheln und dem gediegenen Mobiliar verabschiedeten sich die neuen Betreiber. Im »Orlando«, das jetzt »Ornella« heißt, zog die Moderne ein. Bei der Einrichtung des Interieurs mischten Bekannte der Szene mit. Das Innenarchitekten-Duo Daniel Hildmann und Daniela Wilke, das u.a. das »Café Roma« und das »Rocca Riviera« gestalteten, schafft mit seinem avantgardistischen, aber dennoch klassischen Design und nachhaltigen Materialien eine elegante, aber gleichzeitig warme Atmosphäre mit einem Touch Pariser Chic. Die opulent verzierte Decke schmückt eine moderne, eigens angefertigte Lichtinstallation aus Aluminium, auf edlem Holzboden stehen gepolsterte Leder-Sitzbänke und stylische Sitzmöbel in unterschiedlichsten Farben. Blickfang sind nicht nur die eigens designte Bar aus Aluminium, sondern auch die farbenfrohen Kunstwerke des deutschen Malers Allan Paul an den Wänden. In gut einem Jahr Umbauzeit galt es den Spagat zwischen der historischen Bausubstanz des im Besitz der Messerschmitt-Stiftung befindlichen Orlando-Hauses aus dem Jahr 1900 und progressiver Innenarchitektur mit hohem ästhetischem Anspruch zu bewältigen. »Das Platzl hat Potenzial. Mit dem Ornella möchten wir den Platz beleben und nicht nur Gäste aus aller Welt begeistern, sondern auch die Münchner wieder hierher zurückholen«, so Uli Springer in einer Pressemitteilung.

Nicht nur die Einrichtung ist kreativ. Auch für das Küchenkonzept ließen sich Uli Springer, Dino Klemencic und Friedemann Findeis etwas einfallen: italienische Küche mit japanischem Twist für Preise zwischen 19 und 99 Euro (Blinis mit Kaviar). Küchenchef ist Mimmo Ruggiero, der zuvor viele Jahre lang erfolgreich die Küche im Bogenhauser Top-Italiener »Hippocampus« prägte. Sehr fein ist die Pinsa, das It-Gericht der Stunde, mit einem knusprigen Teig aus Reis- und Sojamehl, wahlweise belegt mit Mortadella, Ricotta und Pistaziencreme oder auch als einfache Margherita mit Büffelmozzarella. Ein Gedicht ist die Ceviche, in München ein gehyptes Gericht, mit Thunfisch, Lachs, Jakobsmuscheln und Trüffel (22 Euro). Dazu 13 Sorten Champagner, eine schöne Auswahl an Weinen aus Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und Spanien, manche auch im Großformat. Abends legt ein DJ auf und an schönen Tagen lädt die große Terrasse zum Touristen-Gucken ein – vielleicht die neue Lieblingsbeschäftigung der Freunde italienisch-japanischer Lebensart?

Nur am Rande erwähnt: In Schubecks ehemaliges Gewürz- und Teeimperium um die Ecke vom »Ornella« zieht demnächst der französische Macaron-Experte »Ladurée« ein. Die Umbauten laufen bereits auf Hochtouren. Der »Platzl-Hirsch« ist scheint’s Vergangenheit.

Corinna von Bassewitz
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