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»Morsh«: Kreativer Neuzugang in Berlin Friedrichshain

Laurens Friedl und sein Team werten den Kiez auf freuen sich auf experimentierfreudige Gäste.

Von Berlins geselligen Innenstadtbezirken ist Friedrichshain wohl derjenige, dessen Restaurants von Hauptstadtgourmets bislang völlig zu Recht weitgehend ignoriert wurden. Nun gibt es dort tatsächlich eine wundervolle und köstliche Einkehr, die selbst die weiteste Anreise vom anderen Ende der Stadt lohnt.

Der brüchige, dem Zerfall nahe Name passt gar trefflich zur Mainzer Straße, die doch für so manch heftigen Moment der Berliner Hausbesetzerszene der 1990er Jahre steht. Dezente Spuren jener wilden Tage finden sich auch heute noch zwischen Frankfurter Allee und Boxhagener Straße.

In einem freundlichen Eckgebäude erwartet nun das kleine Team um Küchenchef Laurens Friedl auf experimentierfreudige Gäste, die sich in die Hände des kreativen jungen Kochs begeben. Mit gerade einmal Mitte 20 weist Friedl bereits Einiges an Erfahrung in der Zusammenarbeit mit beachtenswerten Köchen auf. So lernte er im »Fischers Fritz« im Berliner Regent Hotel bei Christian Lohse und verbrachte einige Jahre in Baiersbronn im »Restaurant Bareiss« am Herd von Claus-Peter Lumpp. Hier stemmt er die Küche im Alleingang.

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Retro-Café mit monatlich wechselndem Menü

Das kleine Lokal in Berlin-Friedrichshain wirkt eher wie eine Mischung aus Retro-Café mit Puppenstube und Lampenladen vor Tapete mit Waldoptik. Gemütlich, intim und eher improvisiert mit wunderschönen Beleuchtungselementen. Sehr geplant, präzise komponiert und ansprechend präsentiert, überzeugt hingegen das monatlich wechselnde Menü. Sechs Gänge stehen zur Wahl, aus denen die Gäste sich ihre Auswahl von drei bis sechs Gängen auswählen. Dazu kommt stets noch Brot, ein Amuse und ein Pre-Dessert.

Köstlich die zarte Foie gras mit Honig und hauchdünn geraspelten Blumenkohlscheiben neben einem knusprigen Brioche-Taler. Ein Traum die klare Kartoffelconsommé mit intensivem, erdigen Erdapfelaroma. Darin verschieden Pilze, von denen einige eingelegt waren und eine geheimnisvolle Säure mit ins Spiel brachten. Dazu noch Seidentofu, dessen Mundgefühl für ein weiteres Kitzeln der Sinne sorgte. Hervorragende Produktqualität und perfekter Garpunkt trafen sich bei dem famosen Pulpo, ideal begleitet von Radicchio und Quinoa. Zum Abschluss wurde ein eleganter Camembert begleitet von Scheiben von Ur-Tomate, Pfeffer, Kräutern und einem feinen Crumble für den Crunch.

Von 39 Euro für drei Gänge bis 65 Euro für sechs Gänge reicht die Preisspanne. Mit Weinbegleitung wären es 5 Euro je Wein zusätzlich. Die Weinbegleitung lohnt. Zwar bietet die reguläre Getränkekarte bereits einige schöne Empfehlungen, für das jeweilige Menü sucht das »Morsh«-Team sehr sorgfältig passende Weine aus, die sonst nicht auf der Karte zu finden sind.

Eine herrliche kulinarische Perle, wo man dergleichen bislang nicht erwarten durfte. Überraschend, gekonnt, liebevoll und ungemein sympathisch!

Info

»Morsh«
Mainzer Straße 20
10247 Berlin-Friedrichshain

www.morsh.me

Peter Eichhorn
Peter Eichhorn
Autor
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