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Michelin vergibt Stern an geschlossenes Restaurant

Die »Alte Vogtei« von Lars Volbrecht wurde mit einem Stern ausgezeichnet. Das Restaurant in Köngen ist aber geschlossen – vorübergehend oder dauerhaft, darüber herrscht Unklarheit.

Freudentaumel bei den neuen Sternerestaurants – auch Lars Volbrecht zog sich auf der Gala am 26. Februar in Berlin die frisch mit einem Macaron bestickte Kochjacke über. Er wurde für sein Restaurant »Alte Vogtei« in Köngen bei Esslingen ausgezeichnet. Problem dabei: Das Restaurant ist seit rund einem halben Jahr geschlossen. Die Webseite ist nicht erreichbar, online ist das Restaurant als dauerhaft geschlossen markiert. Die Besitzer »haben sich in die Schweiz abgesetzt« – das wissen auf Falstaff-Nachfrage sowohl der Besitzer der Immobilie zu berichten, der seitdem auf der Suche nach einem neuen Pächter ist, als auch eine langjährige Mitarbeiterin des benachbarten Hotel Restaurant »Schwanen«. Hier wundert man sich über die Auszeichnung. »Wie es zu dem Michelin Stern kommt, können wir uns auch nicht erklären.« Ähnlich ging es etlichen Benutzern Sozialer Medien, die in den Kommentaren zur Sterne-Gala auf die Schließung hinwiesen.   

Aus der Michelin-Pressestelle heißt es auf Falstaff-Anfrage, dass die Inspektoren Ende November von der Schließung informiert wurden – allerdings mit der Ankündigung, dass die »Alte Vogtei« am 15. Januar 2019 wieder eröffnen werde, mit demselben Team und Konzept. Es handele sich also nur um eine vorübergehende Schließung. Die Wiedereröffnung habe »Vogtei«-Gastgeberin Nadine Volbrecht gegenüber Ralf Flinkenflügel, Direktor des Guide Michelin Deutschland und Schweiz, am Freitag vor der Präsentation in Berlin telefonisch erneut bestätigt. Allerdings mit neuem Termin im März.

Lars Volbrecht bestätigt in einer Nachricht über Facebook die Schließung der »Alten Vogtei« und gibt an, dass er die Konzession auf Grund von Schimmelbefall verloren habe. »Für mich kam dieser Stern selbst überraschend«, so Volbrecht in seiner Nachricht an Falstaff.

Auf seinen Social-Media Kanälen hat sich Lars Volbrecht nach der Verleihung über den Stern gefreut – inzwischen hat der Koch die Beiträge und zum Teil auch die Präsenzen gelöscht.

Screenshot des Postings von Lars Volbrecht auf Instagram.
Screenshot des Postings von Lars Volbrecht auf Instagram.

So oder so – für den ehrwürdigen Michelin-Guide ist es ein unangenehmer Vorgang, der in der Geschichte so nur selten vorkommt und Potential hat, das Renomée zu beschädigen. Dass im Guide ein Restaurant auftaucht, das bereits geschlossen ist, kann laut Direktor Flinkenflügel vorkommen – »zwischen Redaktionsschluss und Erscheinungstermin kann das passieren«. Da solche Änderungen für den Guide dann zu spät kommen würden, werde das meist online bzw. bei der Präsentation mit einer Fußnote in den Unterlagen aufgefangen – so geschehen in diesem Jahr mit Johann Lafers »Val d'Or«.
Tatsächlich weist der Restaurantführer in der Gesamtliste aller ausgezeichneten Betriebe darauf hin, dass das Lafer-Restaurant nach Redaktionsschluss geschlossen wurde. Auf der Webseite des Michelin fehlt der Hinweis auf die Schließung. Und auch die »Alte Vogtei« ist laut Guide Michelin geöffnet: »Mit Herzblut setzen die engagierten Gastgeber und ihr Team in dem reizenden Fachwerkhaus von 1485 ein frisches junges Konzept um«, schreiben die Inspektoren. Fragt sich nur, für wen. 

Patricia Astor
Patricia Astor
Redakteurin
Philipp Elsbrock
Philipp Elsbrock
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