Meister an der Mosel

Die Region bietet nicht nur guten Wein, sondern auch gute Küche. So tummeln sich hier neben einigen Top-Winzern auch zahlreiche Köche, die zu den besten des Landes gehören.

Auf ihrem 545 Kilometer langen Lauf tritt die Mosel bei Schengen in Luxemburg über die Grenze nach Deutschland. Auf der deutschen Seite liegt Perl, in dessen Ortsteil Nennig Schloss Berg thront, wo Christian Bau eines der besten Restaurants der Republik betreibt. Ausgezeichnet mit drei Michelin-Sternen und 19 Punkten im Gault Millau, wird dort europäisch-asiatische Fusionsküche serviert, die japanische Produktqualität mit französischer Haute Cuisine kombiniert und so immer wieder für Überraschungsmomente und Knalleffekte auf dem Teller sorgt. Da gibt es dann Japanische Pickles zum Wildlachs oder Dashi Beurre blanc zum St. Pierre. Daniel Kiowski, der im letzten Gault Millau zum Sommelier des Jahres gekürt wurde, meistert die herausfordernde Aufgabe und serviert dazu eine bestens abgestimmte, ­passende Weinbegleitung.

Folgt man dem Flusslauf weiter, gibt es in Trier die nächsten guten Adressen. Wolfgang Becker hat in der angeblich ältesten Stadt Deutschlands (zumindest behaupten das die Trierer) ein kleines kulinarisches Imperium geschaffen. Mit dem »XO« betreibt der gebürtige Trierer in der Innenstadt im ehemaligen Hauptpostamt ein Restaurant mit einer Bar und einem Delikatessengeschäft. »XO« steht für Cross-over, doch neben Kombinationen wie Pulpo-Carpaccio mit Senf-Kapern-Vinaigrette gibt es hier auch hervorragende Steaks von einem renommierten Fleischlieferanten. Das Interieur ist stylish, wie es eben zu Wolfgang Becker passt. Ganz anders geht es dagegen in seinem Weinhaus zu, wo er in rustikalem Ambiente gehobene Regionalküche serviert. In der Weinbar gibt es rund 60 offene und etwa 250 Flaschenweine mit raffinierten Kleinigkeiten, und in seinem Gourmetrestaurant dreht Becker dann so richtig auf.

Ein Stückchen weiter findet sich in Naurath »Rüssel’s Landhaus«, ebenfalls eine der besten Adressen des Landes. Küchenchef und Patron Harald Rüssel gehört schon lange ­zur Elite der deutschen Köche, und er hatte bereits zu einer Zeit die Fahne des Regionalen hochgehalten, als diese noch nicht so inflationär eingesetzt wurde. Deshalb legt er nach wie vor großen Wert darauf, dass das Gros seiner Produkte aus der Region stammt, doch niemand muss deswegen bei ihm auf wirklich große Küche verzichten. Auch Rüssel fährt zweigleisig und betreibt das »Hasenpfeffer«, wo er fein gemachte Landhausküche serviert, neben seinem Gourmetrestaurant, in dem man Spitzenkulinarik mit regionalen Wurzeln genießen kann.

Hervorragend essen kann man auch in Trittenheim bei Alexander und Daniela Oos. Während der Patron klassisch inspirierte Gerichte mit prägnanten Aromen und klarer Linie kocht, serviert seine Frau mit ihrem österreichischen Charme die passenden Weine dazu, die bevorzugt von der Mosel stammen, aber durchaus auch aus ihrer Heimat.

Quasi nebenan liegt Piesport, das früher für seine pappsüße Plörre einen eher zweifelhaften Ruf genoss, von wo aber mittlerweile hervorragende Moselrieslinge kommen.

Der Ort bietet auch ein empfehlenswertes Restaurant: Thomas Schanz hat sich hier nach Jahren in der »Traube Tonbach«, bei Klaus Erfort und zuletzt auch als Souschef bei Helmuth Thieltges selbstständig gemacht. Wie sein Lebenslauf vermuten lässt, serviert er eine Küche auf der Basis französischer Klassik, die er aber durchaus auch modern interpretiert.

Mit Spannung erwartet wurde der Einstand Renato Manzis im aufwendig renovierten »Hotel Bellevue« in Traben-Trarbach. Manzi hatte zuvor im »BollAnts im Park« ­in Bad Sobernheim an der Nahe von sich reden gemacht, doch das Intermezzo in Traben-Trarbach war denkbar kurz. Jetzt wird dort der neue Küchenchef Matthias Meurer, der unter anderem schon bei Harald Wohlfahrt, Klaus Erfort, Helmuth Thieltges und Heinz Hanner am Herd stand, zeigen müssen, wohin die Reise geht.

Die Mosel endet schließlich bei Koblenz, wo sie am Deutschen Eck in den Rhein mündet. Eine empfehlenswerte Adresse hier ist »Schiller’s Restaurant« im Hotel Stein, wo Mike Schiller im lichtdurchfluteten Wintergarten eine leichte, modern inspirierte Küche serviert, die sicherlich in Koblenz die Spitzenposition einnimmt.

Illustration: Artur Bodenstein

1. Christian Bau im Schloss Berg, www.victors-gourmet.de
2. Schloss Monaise, www.schloss-monaise.de
3. Becker’s, www.beckers-trier.de
4. Rüssel’s Landhaus, www.landhaus-st-urban.de
5. Wein- und Tafelhaus, wein-tafelhaus.de
6. Schanz, www.schanz-restaurant.de
7. Restaurant Jungborn (BollAnts im Park), www.bollants.de
8. Schiller­’s Restaurant, www.hotel-stein.de


Text von Johannes Weiss

Aus Falstaff Magazin Deutschland Nr. 05/2015

Johannes Weiss