Perle im Mittelmeer: Malta hat sich den Charme seiner jahrtausendealten Kultur bewahrt.

Perle im Mittelmeer: Malta hat sich den Charme seiner jahrtausendealten Kultur bewahrt.
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Malta: Festung des Geschmacks

Mehr als 300 Sonnentage im Jahr, umringt vom Mittelmeer, reich an Geschichte: Als Urlaubsziel ist Malta schon lange beliebt, nun interessieren sich auch Gourmets zunehmend für die Insel.

Die Erwartungen sind nicht besonders hoch vor dem Besuch des »Tartarun«, eines unbesternten Fischrestaurants im Fischerdorf Marsaxlokk auf Malta. Etwas gebratene Dorade, Hauswein aus dicken Gläsern, nette Mittelmeerfolklore, aber keine Gourmeterlebnisse, so ungefähr hatte man sich den Abend vorgestellt. Doch die Vorfreude steigt schon beim Blick in die Weinkarte: Die großen Weinregionen mit einigen der besten Produzenten sind abgedeckt, Burgund, Piemont, aber auch das Elsass und die Steiermark, selbst ein Nahe-Wein von Dönnhoff ist hier zu bekommen. Mit den Amuse-Bouches wird dann klar, dass hier große Ambitionen verwirklicht werden. Perfekt abgestimmt ist die Tartelette mit Seebrasse und Bonito-­Mayonnaise, herrlich frisch die Gillardeau-­Auster mit Kalamansi. Nach sieben Gängen, darunter mit rohen Krabben gefüllte Ravioli, drapiert in Foie-gras-Chorizo-Schaum, Bernsteinmakrelen-Charcuterie und Goldbrasse in Tempura, verlässt man beschwingt das Lokal. 
 

Hervorragende Adresse für Fisch und Seafood: »Tartarun« im Fischerdorf Marsaxlokk.
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Hervorragende Adresse für Fisch und Seafood: »Tartarun« im Fischerdorf Marsaxlokk.

Neues Selbstbewusstsein

Die maltesische Küche, lange überdeckt von britischen Essgewohnheiten, ist dabei, sich zu emanzipieren. An vielen Orten ist ein erwachendes Selbstbewusstsein zu spüren, nicht nur im Gespräch mit den Betreibern des »Tartarun«, den Zwillingsbrüdern Stephen und James Schiavone. Seit 2020 weist der »Guide Michelin« das kleine Land gesondert aus, fünf Restaurants sind mit einem Stern ausgezeichnet

Das »Tartarun« hat keinen Stern und arbeitet dennoch mit einer atemberaubenden Produktqualität, wenn auch in unpräten­tiöser Umgebung. Andere Restaurants, wie das mondäne Sterne­lokal »Bahia« im prachtvollen »­Corinthia ­Palace«-Hotel, könnten ebenso gut in ­München oder Hamburg stehen. Hier wählt man aus drei Menüs, überschrieben mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Genau diese Beschäftigung mit der reichen maltesischen Geschichte und Kultur ist es, die dieses neue Selbstbewusstsein ausmacht. 
 

Das »Bahia« zählt zu den besten Restaurants des Landes.
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Das »Bahia« zählt zu den besten Restaurants des Landes.

Land ist kostbar

Gut nachspüren kann man diesen Tendenzen in einem anderen Vorzeigebetrieb des Landes, in den »Xara Gardens«. Hier betreibt ein Team aus Experten nachhaltige Landwirtschaft in einem neuartigen Kreislaufsystem mit Lebensmittelabfällen. Die Ernte landet bei einem von Maltas besten Köchen, Kevin Bonello, zuständig für alle Restaurants des Luxushotels »Xara Palace«. In seinem besternten »de Mondion« legt Bonello Wert auf eine Betonung der maltesischen Wurzeln, kunstvoll verknüpft er lokale Zutaten mit Ware aus Frankreich und Italien

Die Hinwendung zum Regionalen, anderswo eine Selbstverständlichkeit, ist auf der Insel längst nicht normal – wofür es gute Gründe gibt. Malta, mit seinen Nebeninseln Gozo und Comino der fünftkleinste Staat der Europäischen Union, ist von der Fläche her ungefähr so groß wie München. Auf einem Quadratkilometer wohnen mehr als 1600 Menschen, in Deutschland sind es gerade einmal 230. Es gibt nur vier Länder auf der Welt, die noch dichter besiedelt sind. Land ist kostbar, weshalb die landwirtschaftliche Nutzung häufig das Nachsehen gegenüber Immobilienprojekten hat.

Was aus heimischer Produktion kommt, ist zwar nachhaltiger, aber auch teurer als Importware, die aufwendig auf die Insel gebracht wurde. Ein Bewusstsein für den Wert lokaler Produkte zu schaffen, daran arbeiten die Köche mit. »Wir müssen unseren Kindern die Einsicht vermitteln, dass Kartoffeln vom Feld kommen, nicht aus dem Supermarkt«, sagt etwa Kevin Bonello. Denn die Bedingungen auf der Insel für den Anbau von Lebensmitteln sind hervorragend, wie nicht nur das Leuchtturmprojekt »Xara Gardens« beweist. Das Klima ist warm und trocken, die Badesaison kann bis weit in den Oktober reichen. Bis zum Wasser sind es maximal sieben Kilometer Luftlinie – es vergeht also kein Tag, an dem man nicht auf das türkise Blau des Meeres schaut. 

Die strategisch günstige Lage machte Malta im Laufe der Jahrhunderte zu einem begehrten Eroberungsziel. Die Franzosen waren hier, die Araber, Spanier, Italiener und zuletzt die Briten. Der Linksverkehr und Englisch als Amtssprache gehen auf die 164 Jahre unter der britischen Krone zurück; es ist interessant zu beobachten, wie Malteser mitten im Satz auf einmal die Sprache wechseln und vom mit dem ­Arabischen verwandten Maltesisch ­fließend ins Englische springen, wenn sie von ­Touristen nach dem Weg gefragt werden. 
 

Die Weinkultur auf Malta und Gozo ist geprägt von kleinteiligen Anbauflächen.
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Die Weinkultur auf Malta und Gozo ist geprägt von kleinteiligen Anbauflächen.

Die Fusion aus Tausenden Jahren wechselhafter Geschichte schlägt sich auch in den beliebten Blätterteigküchlein »Pastizzi« nieder, die traditionell mit Erbsenmus oder mit Ricotta-ähnlichem Käse gefüllt sind, der auf Maltesisch »Irkotta« heißt. Dazu passt ein Glas Wein aus heimischer Produktion: 430 Hektar sind mit Weinreben bepflanzt, etwas weniger als im kleinsten deutschen Anbaugebiet, der Hessischen Bergstraße. Die beiden autochthonen ­Sorten heißen Gellewza und Girgentina. Einer der größten Produzenten der Insel, das Familienweingut Emmanuel Delicata, hat dabei keine eigenen Weinberge, sondern setzt auf eine Art Genossenschaftsmodell: 200 Kleinbauern pflegen die Reben eigenständig, Delicata gibt den Startschuss zur Lese und übernimmt den Ausbau. 

Es waren übrigens die Phönizier, die den Weinbau auf die Insel brachten, Griechen und Römer verfeinerten die Techniken, der Johanniterorden ebenso – bis die Briten etliche Rebstöcke herausrissen, um Baumwolle anzubauen. Malta weiß Tausende Geschichten zu erzählen, sie alle verdienen es, gehört zu werden.
 


Hotels

XARA PALACE RELAIS & CHATEAUX 
Versteckt in der »Silent City« Mdina liegt eines der schönsten Boutiquehotels des Landes. Hier übernachtete auch schon Prinz Charles mit Camilla. 
DZ ab ca. 190 Euro 
Misrah il-Kunsill, Mdina MDN 1050
T: +356 21 450560, xarapalace.com.mt

INIALA HARBOUR HOUSE***** 
Ein atemberaubender Blick auf den Grand Harbour ist in diesem vor zwei Jahren eröffneten Luxushotel garantiert, das mit allem erdenklichen Komfort aufwartet. Tipp: Wer nicht hier wohnt, sollte zumindest zum Frühstück kommen.
DZ ab ca. 350 Euro
10 St.Barbara Bastion, Il-Belt Valletta VLT 1961
T: +356 2166 1111, inialagroup.com  

THE SNOP HOUSE 
Ein klassisches maltesisches Stadthaus dient als Basis für dieses geschmackvolle Boutiquehotel. Von der Dachterrasse aus blickt man auf den malerischen Hafen.
DZ ab ca. 130 Euro
23 Victory Street, Senglea (L-Isla), ISL 1167
T: +356 2702 9324, thesnophouse.com
 


Restaurants

DE MONDION*
Kevin Bonello kochte einige Zeit im Ausland, bevor er in seine Heimat zurückkehrte. In seinen Menüs veredelt er überwiegend maltesische Zutaten und zielt dabei auf mediterrane Leichtigkeit.  
Adresse wie »Xara Palace«

ION HARBOUR*
Elegante, französisch geprägte Gerichte bilden den Schwerpunkt der Küche, deren Konzept der Londoner Sternekoch Alex Dilling erdachte. 
Adresse wie »Iniala Harbour House«

BAHIA*
Im ersten Stock des prachtvollen »Corinthia Palace«-Hotels gelegen, ähnelt das Gourmetrestaurant in der Einrichtung Vorbildern aus dem Ausland. Drei Menüs stehen zur Auswahl, auch an Vegetarier und Veganer ist gedacht. Dass Chefkoch Tyrone Mizzi einen gewissen Hang zur Show hat, lässt sich nicht leugnen.
De Paule Avenue, San Anton Balzan BZN 9023
T: +356 9999 1270
bahia.com.mt

TARTARUN
Das vielleicht beste Restaurant für Fisch und Seafood auf der Insel verdankt seinen Ruf der fangfrischen Ware und der ideenreichen Zubereitung. Hinzu kommt eine Weinkarte, die sehr gut aufgestellt ist und neben maltesischen auch Topgewächse anderer europäischer Länder bereithält. Freundlicher Service.  
20 Xatt is-Sajjieda, Marsaxlokk
T: +356 2165 8089
tartarun.com 

NONI*
Nur einen Steinwurf von Fort St. Elmo entfernt führt Chefkoch Jonathan Brincat das Restaurant, dessen Name auf Brincats Spitzname zurückgeht. »Noni« verbindet die authentische Küche Maltas mit modernen Einflüssen der Spitzengastronomie und wählt auch die Zutaten undogmatisch. 
211 Republic Street, Valletta, VLT 1118
T: +356 2122 1441 
noni.com.mt

TERRONE
Frische und zeitgemäße mediterrane Küche steht hier auf der Karte, insbesondere für Meeresfrüchte und Fischgerichte ist das gemütliche Restaurant mit dem markanten Schild außen bekannt. 
Fort St Angelo, Birgu Waterfront, Birgu, BRG 1730
T: +356 2704 2656
terrone.com.mt 
 


Cafés / Bars / Genuss

CAFFE CORDINA
Das hübsche historische Café im Zentrum Vallettas ist nicht nur unter Touristen beliebt, sondern auch ein Hotspot für die Malteser. Köstliche Eclairs bekommt man hier ebenso wie die typischen Pastizzi und viele weitere herzhafte Gerichte. 
244 Republic Street, il-Belt Valletta VLT 1114
T: +356 2065 0400, caffecordina.com

TASTE HISTORY
Kein konkretes Restaurant, sondern vielmehr ein Programm für mehrgängige Essen an besonderen Orten. Besonders dafür zu empfehlen: das maritime Museum, wo man umringt von Säulen und mit Blick auf Gemälde die traditionelle maltesische Küche kennenlernt. Registrierung nötig.
T: +356 7970 6554, tastehistory.mt

TRABUXU WINE BAR
In einem 400 Jahre alten Gewölbekeller sitzt man hier abgeschottet von allen äußeren Einflüssen und kann sich perfekt dem Glasinhalt widmen. Solide internationale Auswahl und natürlich lokale Weine, dazu gibt es Käse. 
2 Strait Street, Valletta, VLT 1430 Malta
T: +356 2122 3036
trabuxu.com.mt/wine-bar/

DARMANIN SALT PANS
Am östlichsten Punkt Maltas wird in den Sommermonaten in Salzgärten Meersalz gewonnen. Einfach hinfahren und den Salzbauern bei der Ernte zuschauen, frühmorgens oder am späten Nachmittag da sein. 
 


Malta besuchen

Weitere Infos über Visit Malta

Direktflüge nach Malta ab Berlin, Düsseldorf und München mit Air Malta. Lufthansa fliegt ab Frankfurt und München, Ryanair ab Köln. Weitere Informationen und den Versand von kostenfreien Broschüren bietet Visit Malta an. Auf der Internetseite erfährt man mehr über die aktuellen Einreisebedingungen. 

T: +49 69 247503-130, malta.reise

Philipp Elsbrock
Philipp Elsbrock
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