Louis Vuitton - Travel in Luxury

Falstaff präsentiert die ultimativen Stilikonen. Diesmal: Louis Vuitton, die wertvollste Luxusmarke der Welt.

Alles begann im Jahr 1854. Louis Vuitton, gelernter Koffermacher und persönlicher Kofferpacker von Frankreichs Kaiserin Eugénie, eröffnete sein erstes Geschäft an der Rue Neuve des Capucines 4 in Paris. 1854 wurde auch die Werkstatt in Asnières eingerichtet, bis 1977 die einzige Produktionsstätte des Unternehmens. Gewiss baute Louis Vuitton schon damals luxuriöse Gepäckstücke. Vor allem aber begriff er vor seinen Konkurrenten, dass neue, immer populärer werdende Transportmittel und Reisegewohnheiten auch neuer Gepäckstücke bedurften. Vuitton war aufgefallen, dass die alten Koffer sich zwar gut eigneten, um auf Kutschen transportiert zu werden. Die gewölbten Deckel ließen das Regenwasser optimal abfließen. Zum Stapeln eigneten sie sich aber nicht. Also fertigte er flache Kofferdeckel.

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Go west
Nach Louis Vuittons Tod 1892 begann dessen Sohn Georges – ermutigt durch den Erfolg der wenige Jahre zuvor in London eröffneten Filiale –, die Vereinigten Staaten zu erobern. 1893 besuchte er erstmals amerikanische Städte mit seinen Produkten, und begünstigt durch das starke Zunehmen des transatlantischen Reiseverkehrs war auch hier der Erfolg gewaltig. Das hochgelobte Reisegepäck aus Frankreich wurde von der Firma John Wannamaker Company in New York und Philadelphia importiert und höchst erfolgreich verkauft.

Georges Vuitton zeichnet außerdem für die Erfindung des bis heute genutzten Sicherheitsschlosses verantwortlich, das dem Benutzer ermöglicht, ein ganzes Koffer-Set mit nur einem Schlüssel zu öffnen.

Auf großer Fahrt
Die eigentliche Blüte der Manufaktur Louis Vuitton war jedoch die Zeit der großen Reisen (»le grand tour«) – die Epoche der großen Expeditionen, Forschungsreisen und glanzvollen Transatlantik-Passagen auf legendären Luxuslinern wie der »Queen Mary«, der »Normandie« oder den Schnelldampfern »Bremen« und »Europa«.

Louis Vuitton wurde zum gern gesehenen Reisebegleiter / Foto: beigestellt

Der Ruhm von Louis Vuitton wurde auch durch die Verbindung zu berühmten Entdeckern und die Ausstattung von Expeditionen gesteigert. So wurde 1875 die Kongo-Reise des Entdeckers Pierre Savorgnan de Brazza von Louis Vuitton ausgestattet, und für die Expedition wurde ein spezielles, in einer Truhe transportables Bett entwickelt. Der »Brazza bed trunk« zählt heute zu den begehrtesten Sammlerstücken und bringt auf Auktionen weit über 50.000 Euro. Und Dirigent Leopold Stokowski erhielt einen Koffer, in dem ein ausklappbarer Sekretär eingebaut war, inklusive Arbeitstischchen und Ablagen für Bücher und Partituren.

Sonderwünsche - kein Problem
Diese Perfektion bei Sonderanfertigungen lebt Louis Vuitton heute noch. Patrick-Louis Vuitton erzählte in einem Interview mit dem Fashion- und Lifestyle-Magazin Jewel: »Einmal hatten wir einen Wunsch, der war wirklich genial: Ein Kunde wollte überall auf der Welt fernsehen. So haben wir einen Trunk mit TV- und DVD-Player erfunden, die mit Solar­energie betrieben wurden. Selbst eine Kaffee­maschine war noch integriert. ­Mon dieu, das war vielleicht eine Heraus­forderung.«
Zurück zum Beginn des genialen Kofferbauers Mitte des 19. Jahrhunderts. Es war nicht die Handwerkskunst alleine, die die Koffer von Louis Vuitton auszeichnete. Er machte sein Handwerk erstmals zu einer Marke: Er bespannte seine Truhen als Einziger mit einem Schmutz und Feuchtigkeit abweisenden Leinenstoff. Dies schützte Gepäckstück und Inhalt wirkungsvoll vor den Elementen – damals eine geradezu revolutionäre Neuerung.

Dieses Logo kennt wohl jeder / Foto: beigestelltNur: Der neue Leinenstoff war so attraktiv, dass er unverzüglich von der Konkurrenz kopiert wurde. 1873 ersetzte Louis Vuitton deshalb seinen anonym aussehenden Bezugsstoff »Trianon Grey« durch ein erstes Muster, nämlich rote Streifen auf beigem Hintergrund (später beige auf beige). Zwar war der Erfolg immens, aber letztendlich nahmen auch hier die illegalen Nachahmungen schnell überhand. Es war Louis’ Sohn und Firmenerbe Georges, der solchen Fälschungen dann endgültig den Riegel vorschieben wollte. Deshalb führte er 1888 das Schachbrettmuster (Damier) ein, in das er zum Schutz die Worte »Marque Louis Vuitton déposée« integrierte. Damit wurde Vuitton-Gepäck die erste Markenware der Welt, die den Namen ihres Herstellers für alle Welt sichtbar nach außen zur Schau trug. Trotzdem konnte man der Fälschungen nicht Herr werden. So entschloss sich Georges, das noch relativ einfache »Damier«-Design gegen ein wesentlich komplizierteres Muster auszutauschen. Auf diese Weise entstand 1896 das weltbekannte, noch heute verwendete Monogramm-Muster. Wertvollste LuxusmarkeDanach folgten Schritte, die darauf aufbauten. 1923 wird Gaston-Louis Vuitton, Koffermacher der dritten Generation, zum Vizepräsidenten des Salon des Arts Décoratifs et Industriels Modernes gewählt. Gaston-Louis ist der Großvater von Patrick-Louis Vuitton, der 1951 geboren wurde und unter dem die Zusammenarbeit der Firma mit bedeutenden Künstlern begann – ein wesentlicher Schritt auf dem Weg in die Moderne. Louis Vuitton ist heute wie keine andere Marke Sinnbild für Luxus, Erfolg und Eleganz. Was Anfang des 19. Jahrhunderts als Koffer-Manufaktur anfing, ist heute ein weltweit operierendes Luxuslabel – Vuitton gilt als wertvollste Luxusmarke der Welt. Diese wurde zuletzt zwischen 21 Milliarden und 25 Milliarden US-Dollar als wertvollste Marke von Luxusartikeln weltweit bewertet, somit gehört sie zu den Top-20-Marken weltweit. Heute ist Louis Vuitton kein familiengeführtes Unternehmen mehr – die Familie zerstritt sich, und bevor das Erbe den Zwistigkeiten zum Opfer fiel, entschloss man sich zum Verkauf. Louis Vuitton ist heute weltweit als Stilikone bekannt / Foto: beigestelltGrößter UmsatzbringerSeit 1987 gehört Louis Vuitton zum Luxuskonzert LVMH, der Louis Vuitton mit den führenden Marken für Champagner und Cognac, Moët & Chandon und Hennessy unter einem Dach vereinte. Selbst im LVMH-Luxusstall, zu dem auch Labels wie Dior, Kenzo, Fendi oder Donna Karan gehören, ist Vuitton das rentabelste Pferd. Die Marke erzielt eine Rendite von 40 Prozent und kommt damit allein für die Hälfte des Ergebnisses des Gesamtkonzerns auf. Insgesamt erzielte die börsennotierte Luxusmaschine LVMH im ersten Quartal 2013 einen Umsatz von 6,9 Mrd. Euro. Doch Koffer alleine sind nicht alles: Louis Vuitton vertreibt auch Schmuck, Uhren, Accessoires und edle Bekleidung. 1997 wurde der junge amerikanische Modeschöpfer Marc Jacobs zum künstlerischen Leiter des Unternehmens ernannt. Er prägt den Auftritt der Marke bis heute.

Text von Thomas Martinek

Aus Falstaff 06/13 bzw. Falstaff Deutschland 05/13

Thomas Martinek
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