Long Weekend: Donaujuwel Wachau

Die sagenumwobene Region westlich von Wien ist Weltkulturerbe und ein Gesamtkunstwerk aus landschaftlicher Schönheit, kulturellem Reichtum, weltberühmten Weinen und exzellenter Küche.

Freitag: Ein kultiviertes Genusswochenende beginnt mit der Besichtigung von historischen Kunstschätzen und endet bei einem köstlichen Dinner mit Weinen aus der Region.

Das Stift Melk behütet seit über 1000 Jahren den Eingang zur Wachau, dem Weltkulturerbe an der Donau. Das Benediktinerkloster, selbst ein barockes Juwel, beherbergt unermessliche Kunstschätze und eine der wertvollsten Bibliotheken der Welt. Nach einer Besichtigung fahren wir am Nordufer der Donau entlang, passieren den Fundort der altsteinzeitlichen Venus von Willendorf und erreichen mit Spitz an der Donau den westlichsten Ausläufer des niederösterreichischen Weinbaus. Die berühmten Spitzer Weine profitieren von kühlen Luftströmen aus den umliegenden Wäldern, die für eine intensive Aroma-Ausprägung sorgen. Es ist nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel, dass die kostbarsten Weine erst im November ihre volle Reife erlangen. In Spitz gibt es zahlreiche urige Heurigen – so nennt man in Österreich die Weinlokale, die eigenen Wein ausschenken und rustikale Speisen anbieten.

Der »Prandtauerhof« der Winzerfamilie Holzapfel / Foto: beigestellt

Ein Betrieb, wo sowohl die Weine als auch die Gerichte hervorragend sind, ist jener von Alexandra und Martin Donabaum. Bewegungshungrige spazieren zur Spitzer Ruine und genießen die Aussicht über das Donautal. Die Weinterrassen aus Trockensteinmauern prägen die Kulturlandschaft und machen die Wachau weltweit einzigartig. Weiter geht die Fahrt stromabwärts bis nach Weißenkirchen. Die imposante Wehrkirche überragt die pittoreske Ortschaft, in der viele namhafte Weinbaubetriebe beheimatet sind. Einer der besten Winzer der Gemeinde ist Karl Holzapfel, dessen Familie auch den wunderbaren »Prandtauerhof« betreibt, in dem man die Spezialitäten der Region auf hohem Niveau genießen kann. Als Herberge empfiehlt sich der zu Fuß bequem erreichbare Kirchenwirt.

Samstag: Dürnstein ist nicht nur Ausgangsort für gemütliche Wanderungen, sondern auch eine stimmungsvolle Kleinstadt, in der es sich entspannt flanieren und einkaufen lässt.

Über dem prächtigen »Relais & Châteaux«-Hotel Schloss Dürnstein funkeln fünf Sterne / Foto: beigestelltNach einer erholsamen Nacht im verträumten Weißenkirchen setzen wir unsere Reise stromabwärts fort und erreichen die historische Ortschaft Dürnstein. Abgesehen vom Auto, lässt sich die Wachau übrigens hervorragend mit dem Fahrrad oder auch Donauschiff erkunden. Weithin sichtbares Wahrzeichen der alten Kuenringerstadt ist der »Fingerzeig Gottes«, der blau-weiße Turm der barocken Stiftskirche. Zweifelhafte Berühmtheit erlangte Dürnstein bereits im Mittelalter, als der englische König Richard Löwenherz hier gefangen gehalten wurde, um Lösegeld zu erpressen. Heute präsentiert sich Dürnstein ungleich gastfreundlicher, wovon man sich beim Mittagessen im »Alten Klosterkeller« ein Bild machen kann. Von der herrlichen Terrasse kann man bei einem Glas Wein vom Spitzenwinzer Martin Mittelbach die Aussicht über die Donau genießen. Noch spektakulärer ist der Blick von der Ruine Dürnstein, die auf den Felsen über der pittoresken Ortschaft thront. Aber Vorsicht: Beim steilen Anstieg ist Trittsicherheit gefragt! Im Zentrum von Dürnstein gibt es einige stimmige Läden, die Kunsthandwerk und Spezialitäten der Region anbieten. Lassen sie sich nicht das berühmte »Wachauer Laberl« – eine knusprige Backware – vom Bäcker Schmidl entgehen!

Blick von Dürnstein donauaufwärts / Foto: beigestellt

Empfehlenswert sind auch die Safran-Manufaktur sowie der Shop von Markus Wieser mit Wachauer Whisky. Eine riesige Auwahl an Wachauer Weinen gibt es bei der Genossenschaft Domäne Wachau. Die Familie Knoll ist für legendäre Weine mit markanten Etiketten bekannt. Am besten genießt man diese im familieneigenen Restaurant »Loibnerhof« in der Nachbargemeinde Unterloiben. Fürstlich nächtigen kann man im Schloss Dürnstein.

Sonntag: Kulinarisches Highlight des Wachau-Wochenendes ist ein Besuch im »Landhaus Bacher« in Mautern.

Thomas Dorfer und Lisl Wagner-Bacher stehen für Küche auf höchstem Niveau / Foto: beigestelltIm eben erschienenen Falstaff Restaurantguide wurde das »Landhaus Bacher« zu einem der drei besten Restaurants Österreichs gekürt. Ein Besuch im kulinarischen Kleinod am südlichen Donauufer ist bei einem Genusswochenende somit beinahe Pflicht. Thomas Dorfers Küche lässt die kulinarische Vielfalt der Region stets einfließen und ist auf internationalem Top-Niveau angesiedelt. Das südliche Donauufer wird von Touristen weniger frequentiert und verführt mit seiner hügeligen Landschaft und den unzähligen Aprikosenbäumen zu unbeschwerten Spaziergängen. Wer eine anspruchsvollere Wanderung nicht scheut, der kann zur Burg­ruine Aggstein wandern. Von der exponierten Lage hoch über der Donau hat man die beste Aussicht über die Wachau. In den Gemeinden Rossatz und Rührsdorf gibt es authentische Heurigenlokale und gemütliche Gasthöfe. Ein besonders empfehlenswerter Heuriger ist jener der Familie Frischengruber, da er nicht nur durch seine herrliche Lage, sondern vor allem durch hervorragende Weine und die schmackhafte Kost besticht. In Mautern liegt ganz in der Nähe vom »Landhaus Bacher« der »Nikolaihof«, der in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert ist. Das Weingut gilt als das älteste Österreichs, ­Winzerin Christine Saahs ist Pionierin im biodynamischen Weinbau und außerdem eine begnadete Köchin. Es locken eine rustikale Weinstube sowie ein Gastgarten unter ­einer ausladenden Linde. Eine Einkehr im »Nikolaihof« wäre ein stimmiger Ausklang des Genusswochenendes.

Heurigenkultur unter der Linde im »Nikolaihof« / Foto: beigestellt

>>> Best of Wachau: Alle Infos und Adressen

Text von Bernhard Degen aus Falstaff Deutschland 04/14

Bernhard Degen
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