Von Egon Müllers Scharzhof kommen die am meisten gehandelten deutschen Weine.

Von Egon Müllers Scharzhof kommen die am meisten gehandelten deutschen Weine.
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»Liv-Ex« in London: Handel mit deutschen Weinen zieht an

In Großbritannien wurde Halbjahresbilanz gezogen. Das erfreuliche Ergebnis: Deutscher Riesling gewinnt Handelsanteile — und das weltweit.

Lange Jahre waren deutsche Weine Mauerblümchen auf dem internationalen Weinhandels-Parkett. Doch das scheint sich nun zu ändern, berichtet die Londoner Wein-Börse »Liv-ex«. Im ersten Halbjahr 2021 hat sich Deutschlands Anteil an den Trades der Weine aus dem »Rest der Welt« auf 19 Prozent erhöht, nach 16 Prozent im Vorjahr und nur 2,2 Prozent in 2019. Treiber der Entwicklung waren vor allem Käufer aus den USA70 Prozent der gehandelten deutschen Weine gingen in die Staaten, 26 Prozent nach Großbritannien.

Konkret hält die neue Statistik der weltweit agierenden Wein-Börse einige Überraschungen bereit: Während es schon seit Längerem so war, dass die Weine von Egon Müller, von Klaus Peter Keller und von J. J. Prüm weit vorn in der Gunst der internationalen Käufer standen, tauchen in der aktuellen Top 5 deutscher Weingüter (bezogen auf den Wert der umgesetzten Trades) nun auch das Weingut Forstmeister Geltz Zilliken aus Saarburg und Schloss Johannisberg auf.

Trend verbreitert sich

Dies belegt, dass der Aufwärtstrend nicht nur mit einer Hausse bei einzelnen Betrieben zu tun hat, sondern dass der deutsche Riesling in der Breite an Nachfrage gewinnt. Auf den Plätzen sechs bis zehn (nach Wert) folgen mit Markus Molitor, Robert Weil, Willi Schäfer, Nik Weis (St. Urbanshof) und Reichsrat von Buhl weitere Blue Chips des deutschen Weins, die in der Vergangenheit noch nicht sehr aktiv am Sekundärmarkt gehandelt worden waren.

Die beiden teuersten auf Liv-Ex gehandelten deutschen Weine sind beide Trockenbeerenauslesen von Egon Müller: Der 2018er kostet 150.000 Pfund pro Zwölferkiste (oder 14.640 Euro pro 0,75-Liter-Flasche), der 2017er 141.717 Pfund/Kiste (13.831 Euro pro Flasche). Platz drei nimmt die 2015er Pettenthal Trockenbeerenauslese GK von Klaus Peter Keller ein (25.824 Pfund pro Kiste, 2520 Euro pro Flasche), Platz vier Kellers G-Max aus 2009 (17.552 Pfund pro Kiste, 1712 Euro pro Flasche). Auf abermals Egon Müller auf Platz fünf (Auslese GK aus 2018) folgt auf dem sechsten Rang ein Wein, den Falstaff im Weinguide Deutschland 2020 die Traumbewertung von 100 Punkten erhielt: Die 2018er Rausch Trockenbeerenauslese von Dorothee Zilliken, die inzwischen international mit 750 Euro pro (0,75-Liter-)Flasche bewertet wird.

Langsam kommt auch Menge ins Spiel

Aufschlussreich ist auch ein Blick auf die Liste der mengenmäßig (nach Volumen) am meisten gehandelten Weine: Egon Müllers Scharzhofberger Spätlese von 2018 führt diese Liste an, gefolgt von Wilhelm Weils Gräfenberg GG 2018, von der 2017er Versteigerungsspätlese Braune Kupp aus Egon Müllers Zweit-Weingut Le Gallais, und von der Riesling Grünlack Spätlese von Schloss Johannisberg. Insgesamt dominiert die Mosel das Bild: mit 85 Prozent Anteil am deutschen Handel nach Wert.

Derweil senden aber auch deutsche Spätburgunder erste Lebenszeichen vom internationalen Markt: Auf Platz 38 (nach Volumen) schiebt sich Sebastian Fürsts Bürgstadter Centragfenberg 2015, auf Platz 60 Joachim Hegers Ihringer Winklerberg (Vorderer Berg, 2014), auf Platz 96 folgt Friedrich Beckers Kammerberg 2016.

 

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