Die Kampagne Bordeaux 2021 En Primeur war laut Liv-ex eine der am wenigsten erfolgreichen der letzten Jahre.

Die Kampagne Bordeaux 2021 En Primeur war laut Liv-ex eine der am wenigsten erfolgreichen der letzten Jahre.
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Liv-ex: Bordeaux 2021 En Primeur »Schlechteste Kampagne« des letzten Jahrzehnts

Die Bordeaux En Primeur-Kampagne 2021 lieferte ein »vorhersehbares Chaos«. Zu viele Weine boten, im Vergleich zu anderen verfügbaren Jahrgängen, ein schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis, so Liv-ex.

Liv-ex, ein globaler Marktplatz für den Weinhandel, hat seinen jährlichen En-Primeur-Abschlussbericht veröffentlicht und beschreibt Bordeaux 2021 als »vorhersehbares Chaos«. Im Bericht heißt es, dass der Jahrgang 2021 zwar nicht zu den großen Jahrgängen gehörte, aber Potenzial gehabt und zu erschwinglichen Preisen hätte angeboten werden können.

»Wenn man die Verkäufe dieses Jahrgangs mit denen des Vorjahres vergleicht, stellen die Händler fest, dass die meisten von ihnen weit weniger verkauft haben als im letzten Jahr. Der Rückgang des Volumens und des Wertes liegt bei bis zu 60 Prozent. In einigen Fällen sind sogar die Verkäufe von Bestseller-Weinen fast auf Null zurückgegangen«, heißt es in dem Bericht von Liv-ex.

En primeur ist ein vom Weinhandel in Bordeaux entwickeltes System, das den Kunden die Möglichkeit gibt, die begehrtesten Weine zu kaufen, während sie noch im Fass reifen. Also noch bevor sie in Flaschen abgefüllt und auf den Markt gebracht werden. 

Wenige Weine zu relativem Wert angeboten

Der allgemeine Trend war, dass die Weingüter ihre 2021er-Weine zum gleichen Preis wie die 2020er-Weine anboten. Der britische Weinkritiker Neal Martin bewertete die 2021er im Durchschnitt um zwei Punkte niedriger als die 2020er (92 Punkte gegenüber 94 Punkten), »dennoch lagen die durchschnittlichen Preise der 2021er um ein Prozent niedriger als die der 2020er – und viele Weine aus 2020 sind weiterhin zu ihrem regulären Preis erhältlich«, so Liv-ex.

Zwar gab es einige Preisnachlässe, wobei Château Léoville Las Cases mit fast 15 Prozent den größten Preisrückgang im Vergleich zur letztjährigen Ausgabe verzeichnete. Im Vergleich des relativen Werts erscheint dieser Wert aber noch immer eher schlecht.

Einige haben sogar ihre Preise erhöht. Clos du Marquis verzeichnete mit fast 13 Prozent den größten Preisanstieg unter den Rotweinen. »Die meisten Preiserhöhungen gab es jedoch bei den Weißweinen, wo die Erzeuger auf kleine Mengen und die hohe Anerkennung der Kritiker setzen, um die Nachfrage anzukurbeln«.

2021 mit ähnlichen Ergebnissen wie 2014 – nur nicht im Preis

Laut Liv-ex ist der Jahrgang 2021 im Vergleich zum 2014er besser als der 2020er. Die Preise für den 2021er liegen jedoch auf dem Niveau des 2020er Jahrgangs.

Da der durchschnittliche Marktpreis des 2014er Jahrgangs bei 1.919 Euro pro Kiste (12 ×75cl) lag – 20 Prozent niedriger als der durchschnittliche Preis des 2021er Jahrgangs (2.425 Euro) – entschieden sich viele Käufer für früheren Jahrgänge.

Die Kampagne verlief laut Liv-ex erfolgreich. »Die Erstweine (auch einige Zweitweine), Lafleur, Calon Ségur, Les Carmes Haut-Brion und Cheval Blanc wurden in den Rückmeldungen der Händler häufig genannt«, heißt es. Insbesondere Cheval Blanc hat sich von einem »schwer verkäuflichen Wein zum Liebling der Kampagne« entwickelt, so die Aussage eines Befragten.

Aber selbst bei den besser bewerteten Weinen gab es eine anhaltende Beschränkung der Menge der freigegebenen Bestände, wobei die meisten um bis knapp über 30 Prozent im Vergeich zum Vorjahr zurückgingen.

Obwohl 2021 ein relativ kleiner Jahrgang war, haben einige Weingüter, die nicht so stark von Frost- und Mehltauproblemen betroffen waren, ihre Abgabemengen dennoch um 30 Prozent heruntergefahren.

»Dieser Jahrgang war für Esstische bestimmt, nicht für Jahrzehnte im Keller. Jetzt ist er eben für Preisnachlässe bestimmt«, so Liv-ex abschließend. »Schon vor dem Ende der Kampagne tauchten Angebote auf dem Markt auf, die bis zu 15 Prozent billiger waren als ihr Eröffnungspreis. Es wäre nicht verwunderlich, wenn wir in den kommenden Monaten und Jahren noch höhere Preisnachlässe feststellen würden«.

Catherine Walbridge
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