Bedeutende Verschiebungen
Ein weiteres interessantes Faktum ist, dass die Trumpschen Strafzölle, zumindest was den Handel auf Liv-Ex betrifft, differenzierte Auswirkungen auf das Verhalten amerikanischer Käufer haben: Während die Käufe aus den USA von Bordeaux und Burgundern seit Oktober 2020 rückläufig sind, steigen die Käufe von Champagner und italienischen Weinen kräftig an.
Italien ist auf Liv-Ex auch weltweit der große Gewinner. Der Anteil italienischer Weine am weltweiten Handelsvolumen von Liv-Ex überschritt im Jahr 2020 die 15-Prozent-Marke. Damit stellen italienische Weine die zweitgrößte Gruppe nach den Burgundern. Bordeaux setzt den Absturz der vergangenen Jahre fort und unterschritt im Jahr 2020 die fünf-Prozent-Marke.
Diese Verschiebungen wirken sich auch aus die »Power 100« auf, die von Liv-Ex erstellte Liste der mächtigsten Weingüter. In diese Liste gehen verschiedene Parameter ein, vor allem gehandeltes Volumen, gehandelter Wert, der durchschnittliche Handelspreis und die Preisentwicklung. Auf Platz eins der 2020er Liste steht die Burgunder-Domaine Leroy der streitbaren, inzwischen 88 Jahre alten Lalou Bize-Leroy. Auch auf Platz zwei steht ein Burgunder-Weingut: die Domaine Leflaive. Mit Gaja auf Platz 3, Sassicaia auf Platz 4, Ornellaia auf Platz 6 und Masseto auf Platz 9 folgen gleich vier italienische Betriebe in den Top Ten. Einziges Bordeaux-Gut auf den Spitzenplätzen ist Château Haut-Brion auf Platz 8. Aus dem deutschen Sprachraum schaffte es einzig Klaus Peter Keller in die Liste der Power 100. Mit Platz 66 (nach Platz 149 im Vorjahr) gelang dem Kultwinzer aus Flörsheim-Dalsheim ein Achtungserfolg, der viel Phantasie eröffnet für das Potenzial erstklassiger Rieslinge auf dem internationalen Weinbörsen-Parkett.