Moderne deutsche Küche zum Teilen: die »Lila Soße« in Dresden

Moderne deutsche Küche zum Teilen: die »Lila Soße« in Dresden
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»Lila Soße« bald in China?

Der Gastronom Boris Kögel betreibt ein Szenerestaurant in Dresden, das 1:1 in China nachgebaut werden soll. Ein Anruf bei ihm.

Boris Kögel, 40, ist Gastronom, ihm gehört das beliebte Szenerestaurant »Lila Soße« in Dresden. Er lebt dort seit neun Jahren und fühlt sich wohl. Doch nun hat er ein Angebot auf dem Tisch, über das er ernsthaft nachdenkt: Ein chinesischer Baukonzern will sein Restaurant exakt in der gleichen Form in China nochmal aufbauen. Und Kögel soll es betreiben. Im Falstaff-Interview erzählt er, wie es dazu kam.
Falstaff: Hallo, Herr Kögel. Wie geht es Ihnen?
Kögel: Gut, ich habe noch ein bisschen Jetlag. Am Samstag bin ich aus China zurück gekommen.
Was haben Sie dort gemacht?
Die Evergrande Group, Chinas zweitgrößter Baukonzern, hatte mich eingeladen. Ich sollte mir »Ocean Flowers Island« anschauen. Das ist eine künstliche Ausgeh-Insel in Südchina, die gerade im Bau ist. Sie soll Platz für 220.000 Einwohner und 50.000 Besucher bieten.
Und was haben Sie damit zu tun?
Das hängt mit der Mail zusammen, die ich bekommen habe. Darin fragen mich die Leute vom Baukonzern, ob sie mein Restaurant auf der »Ocean Flowers Island« exakt so wie in Dresden nochmal aufbauen könnten. 
Wie bitte?
Ja, als ich das las, dachte ich, okay, ab in den Spam. Aber dann habe ich doch weitergelesen. Die schrieben: Wir fliegen Sie nach China ein, Sie verbringen eine Woche mit uns und lernen das Projekt kennen. Am liebsten hätten sie einen Designplan von mir, wie ich das Restaurant eingerichtet haben möchte.
Und wer soll die chinesische »Lila Soße« betreiben?
Na ich!
Klingt wie im Märchen.
Ja, das ist eine surreale Geschichte für uns Deutsche.

Boris Kögel.
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Boris Kögel.

Wissen Sie, warum die Chinesen gerade auf Sie gekommen sind?
Es ist so, dass es verschiedene Themenstraßen auf der Ausgeh-Insel geben wird. Eine holländische Straße, eine italienische Straße, eine französische und so weiter. Auf der deutschen Straße planen die Chinesen mit einem Schnitzelhaus, einem Paulaner und noch einem anderen Konzept. Und eben mit mir. Ich passe wohl ganz gut, weil ich in der »Lila Soße« moderne, deutsche Küche anbiete. Außerdem sind fast alle meine Gerichte zum Teilen gedacht. Das Konzept des »family sharing« ist in China sehr populär.
Haben Sie denn mitbekommen, dass ein chinesischer Scout in Ihrem Restaurant war?
Nein. Ich weiß nur, dass sie wirklich jemanden hierhin geschickt haben, der unsere Arbeit für gut befunden hat. Aber wir haben immer mal wieder Touristen im Laden, deshalb fällt das nicht auf.
Und, gehen Sie nach China?
(Lacht). Das ist eine gute Frage! Kann ich noch nicht sagen. Ist sicher sehr lukrativ. Aber es ist in China.
Ein Kompliment ist es schon.
Auf jeden Fall! Das ist eine gewisse Wertschätzung, die mir damit entgegen gebracht wird. Immerhin wäre ich eines von nur vier Restaurants aus Deutschland. Ich wohne jetzt aber seit neun Jahren in Dresden, habe meine Familie hier und bin langsam ein bisschen angekommen. Ich muss mal überlegen.

Philipp Elsbrock
Philipp Elsbrock
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