Reges Treiben in der »Küchenpraxis« am Fischmarkt.

Reges Treiben in der »Küchenpraxis« am Fischmarkt.
© Ulrich Sautter

Lemberger-Blaufränkisch-Gipfel in Hamburg

Österreichische und deutsche Spitzenwinzer luden zu einer intensiven Verkostung.

In Hamburgs Fischmarkthallen hat sich schon seit geraumer Zeit eine kulinarische Subkultur angesiedelt. Wo bis in die frühen Morgenstunden der Großhandel mit Fischen, Hummern und Meeresfrüchten stattfindet, werden tagsüber Bio-Delikatessen, Küchengeräte oder kleine Häppchen zum Verkauf angeboten. Jetzt wurden die Hallen an der Großen Elbstrasse sogar zum Schauplatz eines bemerkenswerten Wein-Events: 16 Spitzenwinzer aus Österreich und Deutschland kamen am Nachmittag des 18. April in der Kochschule »Küchenpraxis« zusammen, um ihre Blaufränkisch- und Lemberger-Weine einem teils auch von fern angereisten Fachpublikum zu präsentieren. Die auf eine Initiative der Winzer selbst zurückgehende Verkostung wurde vom Publikum begeistert aufgenommen, denn dem Anlass war eine erfrischende Authentizität zu eigen: Es ging um die Weine und um wenig anderes. »Jeder hat einen langen Weg auf sich genommen«, so Felix Peters vom mitorganisierenden Weingut Sankt Antony, »aber das war es uns auch wert.«

Bemerkenswerte Weine

Gute Stimmung bei den Besuchern, aber auch bei den Winzern selbst, die die Gelegenheit nützten, die Weine ihrer Kollegen zu probieren. Und ins Glas kam vieles Bemerkenswerte, beispielsweise reife Weine: Anita Nittnaus und Rainer Schnaitmann brillierten mit Weinen aus dem unterschätzten Jahrgang 2008: mit einem eleganten, seidigen Fellbacher Lämmler und einem noch immer stoffigen Tannenberg. Markus Altenburger hatte eine der letzten Flaschen aus seinem Einstandsjahrgang 2006 mitgebracht: einen komplex fruchtigen, noch immer jugendlich wirkenden Wein. Nicole Roth aus Wiesenbronn zeigte mit einem 2009er, wie würzig sich die Blaufränkischen vom Keuperboden entwickeln, und Albert Gesellmann brachte den Gästen mit seinem 2007er »G« die wuchtigen Seiten der Sorte nahe. Gernot Heinrich hatte gleich eine kleine Vertikale seines feinsinnigen Blaufränkischen »Alter Berg« mitgebracht: 2014, 2013, 2012 und 2008. Sublim zu guter Letzt der älteste Wein der Probe: der 1994er von Gerd Aldinger.

Rainer Schnaitmann und Axel Bode vom Restaurant und Weinbar »Witwenball«.
© Ulrich Sautter
Rainer Schnaitmann und Axel Bode vom Restaurant und Weinbar »Witwenball«.

Großartig beispielsweise auch die 2012er Eisenberg Reserve »Szapary« von Uwe Schiefer, spannend Claus Preisingers Blaufränkisch-Version aus dem Tongefäß. Dass es nicht alleine bei einem zwei-Länder-Gipfel blieb, dafür sorgten die ungarischen »Kékfrankos«-Weine, die das Weingut Weninger aus seinen wenige Kilometer jenseits der Grenze in Ungarn liegenden Weinbergen mitgebracht hatte. Und selbst der erste abgefüllte 2015er war zu bestaunen: Der junge Moritz Haidle, der vor zwei Jahren den elterlichen Betrieb übernommen hat, zeigte einen fleischigen, fruchtgetragenen »Gutswein«, der den ganzen Charme der Sorte für weniger als 10 Euro pro Flasche vermittelt.

Nach vier intensiven Stunden der Verkostung und der Diskussionen ließen die Winzer den Tag bei einem Glas Champagner ausklingen. Gemeinsam etwas auf die Beine gestellt, viele Sympathien gewonnen, und einen Pflock im Dienst des Blaufränkischen eingeschlagen: Hut ab, eine solche Graswurzelinitiative erlebt man in der Welt des Weins viel zu selten.

Die beteiligten Weingüter

  • Paul Achs
  • Gerhard Aldinger
  • Markus Altenburger
  • Sankt Antony
  • Gesellmann
  • Karl Haidle
  • Gernot Heinrich
  • Muhr-van der Niepoort
  • Anita und Hans Nittnaus
  • Claus Preisinger
  • Prieler
  • Roth
  • Schiefer
  • Schnaitmann
  • Wachter Wiesler
  • Weninger
Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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