Das neue »Viva la Mamma« in der Wiener Innenstadt. Agentur: »Concrete«.

Das neue »Viva la Mamma« in der Wiener Innenstadt. Agentur: »Concrete«.
© Akos Vincze

Kunst aus der Dose: Street Art in Hotels

Street Art erobert sich Hospitality-Terrain – nur stimmig in einer Zeit, in der Hoteliers gerne Bezug zur Nachbarschaft nehmen. Über Graffiti und Tape Art.

Genau genommen gab es Graffiti schon quasi immer, zumindest bis ins alte Ägypten zurück datierend. Dass sie lange Zeit eher verpönt waren hatte etwas mit Begrifflichkeiten zu tun. Denn wer von Graffiti spricht, meint oft Schmierereien. Unerwünschte Symbole und Schriftzüge an Hauswänden und allen anderen möglichen Orten des öffentlichen Lebens. Graffiti ist aber eine Kunstform und »längst in der kommerziellen Welt angekommen«, wie Maira Kerschner von »Concrete« bestätigt. »Concrete« ist eine Wiener »Graffiti Agency«, die Werber und Künstler unter einem Bürodach vereint. Aktuelle Gastro-Projekte: die »Y Bar« von Szenegröße Martin Ho und das »Viva la Mamma« der nicht minder bekannten Familie Huth. Letztere hat sich für ihr italienisches Restaurant »einen Stilbruch gewünscht«, so Kerschner. »Das Konzept verbindet deswegen traditionell italienische Fresko-Motive mit Graffiti-Schriftzügen«.

»Ein Graffiti Artwork ist immer ein Unikat. Es ist handgemacht und authentisch. Die Gestaltung steht in einer engen Verbindung zum Raum in dem sie stattfindet. Wir arbeiten ganz bewusst mit der Architektur, brechen sie oder heben wichtige Bereiche hervor«, erklärt Kerschner. Diese Aussage macht auch klar, wie man sich eine Zusammenarbeit mit Graffiti Künstlern vorstellen kann. »Bevor wir mit einem Projekt starten, betreten wir den Raum und fragen uns, was diesen einzigartig macht. Die Geschichte der Gastronomen kann sehr inspirierend sein. Für einen gelungenen Design-Prozess braucht es aber grundsätzlich viel Freiheit und eine gemeinsame Vision.«

Eine kleben

Eine Alternative zur Dose: das Klebeband. Tape Art wird von manchen als »the new paint« bezeichnet, nicht jedoch von den Machern des Berliner Kollektivs »Tape That«. »Tape ist ein eigenes Medium und ist dabei sich vom Hilfsmittel für Kunstwerke zum Hauptmedium zu etablieren.« Mit diesen Worten führt einen Cedric Goussanou in die Kunst des perfekten Abriss ein. Geometrische Formen liegen hier natürlich auf der Hand, möglich ist aber alles.

Das Klebeband hat Vorteile gegenüber der Spraydose. Keine Dämpfe zum Beispiel. Und: fast alle Flächen können beklebt werden, wobei »Glatte Oberflächen am besten geeignet sind«, wie Goussanou wenig überraschend anmerkt. Generell: »Es hält. Wir haben unsere ersten Kunswerke vor 10 Jahren gemacht, seitdem halten sie. Es kommt aber neben der Oberfläche auch auf die Nachbereitung – zum Beispiel mit Lack –an.«

»Street und Mural Art sind derzeit einfach das Nonplusultra. Groß, auffallend, individuell, bunt, erfrischend, am Punkt.«
Markus Wesenauer, MaxArtDesign

Das Thema Nachhaltigkeit ist auch in Sachen Arbeitsmaterial von Interesse, wie der Berliner erzählt. »Komplett abbaubare Eco-Foils sollten bald verfügbar sein. Unser Ziel ist es in einigen Jahren vollkommen grün sein zu können.« Wer ein Landhotel oder -lokal führt und bis jetzt weiter gelesen hat: gute Idee! Denn Street Art bedingt nicht unbedingt das urbane Umfeld, wie Kerschner meint. »Der Spirit muss stimmen!« Und sollte unter den Lesern der Pächter eines Schlosses oder Palais sein, bei »Concrete« würde man sich freuen. »Stuck und Graffiti sind eine umwerfende Kombination!«

Nicola Afchar-Negad
Autor
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