Restaurant Arkady Novikov in Dubai

Restaurant Arkady Novikov in Dubai
© Andrea Artz

Kulinarisches Design-Theater

From Russia with love. Erfolgsgastronom Arkady Novikov hat mit seinem gleichnamigen Hotspot London erobert – mit Fusion-Cuisine, guter Location und perfektem Interieur. Seit Herbst reüssiert die hippe Highend-Gourmetkette auch in Dubai. LIVING traf den zielstrebigen Russen zum Interview.

Eröffnet derzeit ein Szene-Hotspot, gehören hochwertige Architektur, teure Materialien und trendiges Design zum Pflichtprogramm. Gerade in London, wo fast monatlich ein neues Lokal aus dem Boden schießt und sich Top-Designer mit kreativen Ideen für optische Superlative überschlagen. Hauptsache originell. Chic. Urban. Sexy. Die besten aus der Gastronomie-Branche verewigen sich in angesagten Szenevierteln mit den innovativsten Konzepten. Alles andere darf nonchalant übersehen werden.

Visionär erobert London

Auch Arkady Novikov ist ein Name, über den man in der Berkeley Street im noblen Mayfair seit geraumer Zeit unweigerlich stolpert. Er ist kein Martin Brudnizki (lesen Sie die Story über den Restaurant-Designer ab Seite 52), aber ein Restaurateur mit Visionen, der die Konkurrenz kurzfristig das Schwitzen lehrte. 54 renommierte Gourmet-Adressen, von denen 52 unter verschiedenen Titeln die Moskauer Restaurant-Szene regieren, sind in seinem Besitz. Und vor drei Jahren setzte der smarte Russe seinem ersten Lokal außerhalb Russlands den eigenen Namen auf die Tür: Novikov. Der Asia-Tempel brummt wie ein Bienenstock – egal ob zum Lunch oder Dinner, tout London drückt sich dort die Türklinke in die Hand. Wenn der 54-Jährige über das Erfolgsgeheimnis seines gleichnamigen Hotspots spricht, so gleicht das allerdings einem 
Spaziergang im Park. »Es gibt da kein Geheimnis. Es ist so simpel«, antwortet der Geschäftsmann überzeugt, während er, etwas gehetzt wirkend, seinen hauseigenen Sojasprossensalat im Lokal gustiert. Und schnell wird nach den ersten zwei Minuten LIVING-Talk klar: Novikov ist kein Mann vieler Worte, er setzt lieber Taten.
Bei einem geschätzten Vermögen von rund 300 Millionen Dollar – mehr als seine Kollegen Gordon Ramsay und Jamie Oliver zusammen – liegt es nahe, ins Detail zu gehen. LIVING bohrt nach: »Wenn es so einfach ist, erzählen Sie uns davon, wie es geht!« Novikov: »Es gibt in einem Restaurant einige wenige Faktoren, die zu beachten sind: Erstens, serviere gutes Essen. Zweitens, organisiere ein gutes Service. Drittens, schau, dass die Location passt. Und viertens, engagiere den besten Innen-architekten für ein modernes und hoch-qualitatives Design.«

Living-Chefredakteurin Angelika Rosam mit Arkady Novikov in London
© Andrea Artz
Living-Chefredakteurin Angelika Rosam mit Arkady Novikov in London

Top-Kulinarik und Design punkten Mission geglückt!

Denn das Novikov-Restaurant-Konzept hebt sich von dem herkömmlicher Highend-Gourmetketten wie Hakkasan, Nobu oder Zuma mehrheitlich ab: Die Küche ist nicht nur für den Gast einsehbar, direkt davor werden frischer Fisch und Gemüse auf einer marktähnlichen Steintheke appetitlich drapiert, die die Küche vom übrigen Restaurant trennt. Dahinter agieren die in ansehnlichen Kochuniformen eilenden Köche wie Protagonisten in einem Schauspiel – frische und duftende Lebensmittel werden verarbeitet und zu außergewöhnlichen Genussmenüs kreiert. Novikov: »Man sieht, was man isst, wirkt quasi bei diesem Procedere mit und kann sich den frischen Fisch persönlich aussuchen. Wir involvieren den Gast in unser Gourmetreich. Das belebt die Atmosphäre.« Ein kulinarisches Designtheater also, das seinesgleichen sucht. Scheint so, als hätte Arkady Novikov seine Hausaufgaben ganz gut gemacht – die Metamorphose vom Koch zum Selfmademillionär ist jedenfalls erfolgreich abgeschlossen. Und Stagnation scheint für ihn ein Fremdwort. Nach London folgte ein »Novikov« in Moskau, letzten Herbst expandierte man nach Dubai. Und das war auch höchste Zeit.

»Konkurrenz ist gut und spornt mich an. Denn man wird selbst nur dann besser, wenn man sich mit den Besten messen kann.«
Arkady Novikov

Expansion nach Dubai & Oversea

Während das Hakkasan, Zuma oder Nobu bereits vor Jahren dort ihre Zelte aufschlugen, gesellte sich der Russe erst im Herbst dazu. Aber Competition ist ein Wort, das Novikov eher beflügelt als beängstigt: »Ja, wir haben einige sehr starke Konkurrenten, sowohl in London als auch in Dubai. Das ist auch gut so. Man wird nur besser, wenn man sich mit den Besten misst.« Während das »Novikov« London sowohl Fusion-Cuisine als auch die Cucina italiana zum Besten gibt, hat man sich in der Sheikh Zayed Road in Dubai Downtown ausschließlich dem Asia-Konzept verschrieben. Noch mehr sticht die Fisch- und Gemüsetheke dort ins Auge. Man findet weder einen Fehler im Design noch einen auf der Speisekarte, die identisch mit jener in London ist. Einzig die horrenden Alkoholpreise erinnern daran, dass man sich in Dubai befindet. Die Vereinigten Arabischen Emirate sind dem Restaurant-Guru freilich nicht genug: »Wir denken gerade über weitere Standorte in Monaco, Miami und N.Y. nach.«

Arkady Novikov in Dubai
© Andrea Artz
Arkady Novikov in Dubai

Auch Wien steht am Plan

Auch Wien war bereits im Gespräch, bis dato konnte man sich aber noch nicht über die Location einigen. Das fashionable GQ würde Novikov zwar gut ins Konzept passen, aber die Voraussetzungen für ein ebenerdiges, weitläufiges Lokal seien dort angeblich nicht gegeben. Gestorben sei die Idee aber noch lange nicht: »Viele meiner Freunde leben in Wien und rufen mich oft an, dass ich in Wien ein Lokal eröffnen solle. Das wird mit Sicherheit irgendwann passieren.« Lässt Arkady Novikov heute sein Leben Revue passieren, so zeigt er sich demütig und respektvoll: »Ich bezweifle, dass irgendjemand je daran geglaubt hat, dass ich in Europa oder Oversea reüssieren werde. Schließlich habe ich als kleiner Koch begonnen und vor dreißig Jahren mein erstes Fischlokal ›Serena‹ eröffnet. Ich selbst hätte nie daran gedacht, einmal etwas Großes aus eigener Kraft zu bewegen. Aber irgendetwas scheine ich gut zu machen.« Novikov ist tatsächlich in vielen Dingen gut. So gut, dass er 2008 Gianni Versaces Villa Fontanelle am Comer See erwarb und in den Sommerferien mit seiner Motorjacht über das Mittelmeer schippert. Er lächelt, als er zum zehnten Mal während des LIVING-Termins sein Handy abwürgt: »Gerade eben hat mich ein Freund über eine tolle Location in Wien informiert.« 
Ein erfrischender Gedanke jedenfalls, 
dass Novikovs globale Restaurant-Sexiness auch Österreich erobern könnte. Wir warten es ab...

Mehr zum Thema