Die Tenuta dell’Ornellaia in der Toskana

Die Tenuta dell’Ornellaia in der Toskana
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Interview: Weingenuss zu Hause

Axel Heinz, Gutsdirektor des Spitzenweinguts Tenuta dell’Ornellaia in der Toskana, sprach mit Falstaff über die aktuelle Situation in Italien.

Falstaff: Wie ist die Situation bei Ornellaia?
Axel Heinz:
Das Gute zuerst: Wir sind alle gesund und es geht uns gut. Wir haben keinen bekannten Covid-Fall in unserer Umgebung. Das Problem ist, dass wir derzeit alle nicht wissen, wie und wann es weiter geht. Aber da müssen wir jetzt durch, diszipliniert sein.

Wie sind denn die wirtschaftlichen Auswirklungen?
Da schaut es bisher gar nicht so schlecht aus. Wir haben Anfang des Jahres viel Wein verkauft, das gibt uns einen gewissen Polster. Seit dem Lockdown steht nun aber alles still. Es gibt Anzeichen eines Re-Starts aus China, das ist aber noch ein sehr zartes Pflänzchen.

Wie schaut für dich der Alltag aus?
Nachdem wir alle unaufschiebbaren Arbeiten in Weinberg und Keller erledigt hatten, legten wir eine Pause ein und verfrachteten alle ins Home-Office. Nun geht allmählich das Leben auf Ornellaia wieder los. Wir haben Austrieb, letzte Woche kamen dann noch Frostnächte hinzu, bei denen wir vor Ort sein mussten. Wir achten streng darauf, die sanitären Richtlinien einzuhalten. Das führt dazu, dass wir uns in einigen Sektoren anders organisieren müssen. Das beginnt bei einfachen Dingen, wie gestaffelte Mittagspausen und geht über größere Abstände draußen im Weinberg und weniger Personal an der Fülllinie weiter. Nach Ostern sind wir dann wieder voll beschäftigt. Da hängt dann natürlich auch viel von der Verfassung der einzelnen Mitarbeiter ab, jeder kommt doch mit einem etwas mulmigem Bauchgefühl in die Arbeit. Das müssen wir in den Griff bekommen.

Gibt es denn genügend Personal für die Arbeiten?
Ja doch, das ist eine fixe Mannschaft, die das ganze Jahr über für uns tätig ist.

Was könnte man tun, um die Krise zu bewältigen?
So weit wie möglich zuhause bleiben und Kontakte vermeiden. Es ist ja dem Weinkonsum nicht abträglich, wenn man zuhause ist, die Lieferketten funktionieren. Wenn man die Zeit nutzt, um im kleinen familiären Kreis Wein zu trinken, kann man gut dazu beitragen, dass nicht alles vollständig zusammenbricht.

Nimmt der Onlinehandel zu?
Ja, wir merken das in Italien deutlich. Um das für andere Märkte feststellen zu können, ist es noch zu früh. Wir kennen ja nicht immer die Vertriebskanäle.

Was trinkt Axel Heinz in Corona-Zeiten?
Für mich ist das jetzt die ideale Gelegenheit, einige gereiftere Bordeaux‘ zu genießen. Meine Frau arbeitete längere Zeit bei Lynch Bages; wie wir 1999 heirateten, bekamen wir eine Kiste 1999 Lynch Bages zur Hochzeit. Dieser Wein hat für uns eine besondere Bedeutung, vorgestern haben wir die letzte Flasche davon getrunken, wunderbar! Allerdings hoffe ich, dass die Ausgangssperre nicht allzu lange dauert, sonst muss ich wieder Bordeaux nachkaufen.

ornellaia.com

Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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