Insider-Dip: Der BBQ-Saucen-Test

Passend zur Grillsaison hat die Falstaff-Jury Barbecue-Saucen unter die Lupe genommen – mit überraschendem Ergebnis.

Im Freien schmeckt’s am besten, heißt es. Für Barbecue-Fertigsaucen trifft das ganz bestimmt zu. Die euphorisierende Mischung von Blütenduft und Grillschwaden, verbunden mit der Befriedigung, nach archaischer Vorarbeit – Stichwort Feuermachen – ein Stück Fleisch auf dem Teller zu haben, führt wohl dazu, dass die Verbindung von Fleisch und BBQ-Sauce als äußerst köstlich wahrgenommen wird. Wir haben die Barbecue-Saucen allerdings dem ultimativen Härtetest unterzogen – und sie in geschlossenen Räumen probiert. Und zwar pur.

Zunächst jedenfalls. Denn zuletzt durften sich die Saucen dann doch mit tadellos gebratenen Steaks, dem Grillklassiker schlechthin, verbinden. Die verkosteten Grilltunken haben wir alle im Supermarkt gekauft. Zwischen 200 und 440 Milliliter enthielten die Fläschchen jeweils, hochgerechnet ergaben sich Literpreise von knapp sechs (Develey) bis rund 20 Euro (Newman’s Own). Zwar landete die billigste sehr weit hinten und die teuerste weit vorn – auf dem zweiten Platz nämlich –, dennoch war ein Zusammenhang zwischen Preis und Geschmack kaum auszumachen.

Denn mit 1,49 Euro für die 220-ml-Flasche war die BBQ-Sauce von Heinz eine der preisgünstigsten, geruchlich und geschmacklich aber lag sie mit ihrer dezenten Rauchnote, den feinen Zwiebelstückchen, der zarten Schärfe und dem runden, ausgewogenen Geschmack auf dem ersten Platz, dicht gefolgt von der kräftig-würzigen, intensiv nach Knoblauch schmeckenden Newman’s Own Sticky BBQ-Sauce, mit fünf Euro für den Viertelliter die teuerste im Test.

Die Jury: (stehend, v. l. n. r.): Magnus Wanner, Koch und Hotelier; Martin Zieglmeier, IHK-Akademie, Fach­bereich Gastronomie; Georg Gutwald, Koch, Mitglied Prüfungsausschuss Küchenmeister, (sitzend, v. l. n. r.): Marco Talarico, Restaurantfachmann und Sommelier; Rozsika Farkas, Falstaff-Autorin; Astrid Zieglmeier, IHK-Akademie, Fachbereichsleitung Gastronomie

Die Qualität der elf probierten Saucen driftete weit auseinander. Bei manchen waren wir regelrecht bestürzt über üble Fehltöne. Wenig Freude hatten wir etwa am Erzeugnis eines Whisky-Produzenten. Die »Tennessee Style«-Tunke von Jack Daniel’s roch so unsauber, dass man’s im Detail gar nicht beschreiben möchte. Da braucht es schon etliche Drinks, um darüber hinwegzusehen beziehungsweise zu schmecken. Und der gute alte Auguste Escoffier, das Über-Ich aller Gourmetköche, müsste im Grabe rotieren angesichts der angeblichen »Premiumqualität«, die in seinem Namen produziert wird.

Aber vielleicht sollte man auch gar nicht erst versuchen, ein so uramerikanisches Erlebnis wie ein Barbecue mit einem vorgeblich französischen Dip zu verfremden. Auch Platz drei nimmt in unserem Test ein Übersee-Erzeugnis ein: Original Mississippi BBQ Sauce Real American Barbecue. Französisch kochen wir dann wieder in einer richtigen Küche.

Hier geht es zu den besten BBQ-Saucen!

Text von Rozsika Farkas, Bilder von Michael Wilfling

Aus Falstaff Magazin Deutschland 05/2015