Hamburgs Kulturszene (u.a. Jan Delay) begleitete die Grundsteinlegung der »Villa Viva« in der Hansestadt.

Hamburgs Kulturszene (u.a. Jan Delay) begleitete die Grundsteinlegung der »Villa Viva« in der Hansestadt.
© Aileen Höltke / chapchaplin

Im Schlaf Gutes tun in der »Villa Viva«

Bekannte Künstler und ein früherer Fußballprofi stehen hinter dem neuen Gasthaus in Hamburg, das im Herbst 2023 eröffnen soll.

Nach sechs Jahren Planung ist der Grundstein gelegt und die Arbeiten laufen auf Hochtouren: Im Hamburger Münzviertel entsteht mit der »Villa Viva« ein ganz spezielles Gasthaus und Restaurant. Hinter dem Projekt steckt die gemeinnützige Organisation »Viva con Agua«. Jede Übernachtung, jeder Besuch im Restaurant soll weltweit Trinkwasserprojekte unterstützen. Die »Villa Viva« ist das erste Gasthaus und Hotel, in dem die Gäste beim Essen und im Schlaf Gutes tun. »Das ganze Haus baut Brunnen, die Mehrheit aller Gewinne fließt in die Wasserprojektarbeit. Die »Viva Cantina« wird ein bunter Ort der Begegnung, mit Events, gutem Essen, Musik und guter Laune«, sagt Benjamin Adrion, ehemaliger Fußball-Profi des FC St. Pauli und Gründer von Viva con Agua.

Das innovative Gasthaus bietet Platz für 300 Betten, neben dem Restaurant wird auch die »RoofDrop Bar« in die Villa einziehen, die einige Überraschungen bereit hält: Statt einer Rezeption gibt es einen Zauberkiosk, Künstler werden die Räume gestalten. Die »RoofDrop Bar« wird von dem in Hamburg lebenden Künstler 1010 gestaltet, sie ist mit der Dachterrasse verwoben, die den Blick über die Stadt und die Dächer Hamburgs frei gibt, und wo auch eine Sauna und Whirlpool stehen werden. Betrieben wird die »Villa Viva« von Viva con Agua und dem Hotelanbieter Heimathafen, der mehrere Häuser wie die Beach Motels in St. Peter-Ording und Heiligenhafen oder das Lighthouse Hotel in Büsum unterhält.

Das Restaurant Viva Cantina will nach der Eröffnung im Herbst 2023 150 Gäste im Innenbereich und 60 im Outdoor-Bereich bewirten, zum Lunch werden täglich wechselnde Gerichte angeboten, abends soll ein »Sharing Konzept umgesetzt werden, das sich an Tapas orientiert«, sagt Jens Sroka, Geschäftsführender Gesellschafter von Heimathafen Hotels. Da die Hilfsorganisation international tätig und trotzdem in Hamburg verwurzelt sei, werde eine »spannende Mischung aus internationalen und lokalen Gerichten« angestrebt. Es sind typische Gerichte aus den Ländern, in denen Viva Con Agua Brunnen baut, zusätzlich werden auch »spezielle Rezepte von Gastronom:innen und Köch:innen exklusiv für die »Viva Cantina« entwickelt, die eine tiefe Verbindung mit Viva con Agua haben«. Villa Viva wird dabei vor allem mit lokalen Anbietern zusammenarbeiten, die Bio-Produkte erzeugen, »individuell, nachhaltig und tiergerecht«, wie Sroka betont. Frischer, lokaler Fisch wird direkt aus Büsum, Tönning und Heiligenhafen bezogen, vegane und vegetarische Speisen sollen einen »hohen Stellenwert haben«.                          

In das zwölfgeschossige Gebäude wird auch die Hilfsorganisation Viva con Agua einziehen, die Benjamin Adrion 2005 auf einer Mannschaftsreise des FC St. Pauli nach Kuba spontan ins Leben rief. Daraus ist längst eine internationale Wasserbewegung geworden, die allen Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung verschaffen will. Gemeinsam mit Partnern wie der Welthungerhilfe konnte Viva con Agua schon über 3,6 Millionen Menschen mit seinen Projekten erreichen.

Die benötigten 5,5 Millionen Euro Eigenkapital für die »Villa Viva« steuerte die »Shareholder Gang« bei, eine Gruppe von privaten 17 Anteilseignern, zu denen auch die Musiker Bela B und Jan Delay gehören. »Die Investoren haben sich darauf eingelassen, ihr Geld nicht renditemaximierend einzusetzen, sondern sozialorientiert«, sagt Benjamin Adrion. Wie die »Villa Viva« ab 2023 funktionieren könnte, lässt sich schon in Kapstadt verfolgen: Die dortige »Villa Viva Capetown« hat seit Jahresbeginn geöffnet und ist seitdem ausgebucht, so Adrion: »Das Modell ist weltweit skalierbar und in Zukunft sollen möglichst viele Orte dazu kommen.«

Rainer Schäfer
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