Sieht älter aus, als es ist: Der Neubau des »Hotel Adlon« wurde vor 25 Jahren eingeweiht.

Sieht älter aus, als es ist: Der Neubau des »Hotel Adlon« wurde vor 25 Jahren eingeweiht.
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Hotel Adlon: Eine Marke von Weltrang feiert Geburtstag

Doppel-Geburtstag im Hause Adlon: Der Neubau des Hotels wird 25, der heutige Betreiber Kempinski wird 125. Von geheimnisvollen Morden und den weitreichenden Folgen einer arglos weggeworfenen Zigarette.

Geheimagenten, spektakuläre Morde und ein Gästebuch voll mit dem Who-is-who der 1920er-Jahre-Prominenz: An Geschichten rund um das Hotel Adlon, dem wohl berühmtesten Grand Hotel der Republik, mangelt es nicht. Kein Wunder also, dass nahezu jeder eine Assoziation im Kopf hat, wenn der ehrwürdige Name fällt. Der Bau, wie wir ihn heute kennen, feiert jetzt Geburtstag: Am 23. August 1997 eröffnete der damalige Bundespräsident Roman Herzog das Hotel Adlon Kempinski am Pariser Platz – der Neubau im architektonischen Stil des alten »Adlon« war durchaus umstritten, es dürfte viele überraschen, dass nicht nur die Fassade, sondern der ganze Bau deutlich jünger ist, als er von außen wirkt.

Denkt man an die jüngere Vergangenheit zurück, werden sich manche erinnern an den Moment, als Popstar Michael Jackson 2002 seinen jüngsten Sohn Prince (damals neun Monate alt) kurzerhand über das Balkongeländer seines Zimmers im Adlon hielt. Die vor dem Hotel wartenden Fans hielten den Atem an – es sah so aus, als könne das Baby jederzeit herunterfallen. Skandalträchtige Bilder, die um die Welt gingen.

Aber auch in den 1920er-Jahren wimmelte es schon vor Kuriositäten im Luxus-Hotel. So checkt am 1. Januar 1919 ein Schriftsteller im Adlon ein, der sich als »Baron von Winterfeldt« ausgibt. Er bekommt die Suite 130 zugewiesen. Am folgenden Tag bestellt er einen Geldbriefträger in seine Suite, erdrosselt ihn und flieht mit seinem Hab und Gut. Tatort Adlon!

Kaiser Wilhelm II. war ein großer Fan des Hotelprojekts

Das ursprüngliche Gebäude des »Adlon« wurde 1907 erbaut. Die Vision von Gründer Lorenz Adlon war es, ein Hotel der Superlative zu schaffen. Was heute selbstverständlich ist, war damals eine Besonderheit: Jedes Zimmer hatte elektrischen Strom, eine Handtuch-Heizung und warmes, fließendes Wasser.

Unterstützt wurde Lorenz Adlon von Kaiser Wilhelm II., der selbst ein treuer Gast im Adlon war – ebenso wie Adelige, Diplomaten, Politiker, Schauspieler, Künstler und internationale Würdenträger. Wann immer es sich in diesen Kreisen in Berlin zu treffen galt, war klar: Das Adlon solle es sein.

Selbst die beiden Weltkriege konnten dem Gebäude nichts anhaben. In den 1990er-Jahren wurde in den Kellern des Hotels ein Luftschutzbunker entdeckt – dorthin retteten sich die Adlons und deren verbliebene Gäste während des Bombenalarms im Zweiten Weltkrieg. Umso tragischer, dass das »Adlon« am 2. Mai 1945 abbrannte – um diesen Vorfall rankt sich eine unglaubliche Anekdote: So sollen nach Kriegsende sowjetische Soldaten angeblich betrunken im Weinkeller des »Adlon« den Sieg über die Nazis gefeiert und achtlos eine Zigarette weggeworfen haben – das Hotel ging in Flammen auf.

Einzig ein Seitenflügel blieb unbeschadet und konnte auch nach 1946 weiter genutzt werden – vorzugsweise für vor dem Krieg Geflüchtete wie Bertolt Brecht oder Anna Seghers. 1984 wurde dann auch der letzte verbleibende Seitenflügel abgerissen.

Einige Jahre nach dem Krieg 1957 übertrug die Direktoren-Witwe Hedda Adlon den Erben der ältesten europäischen Luxus-Hotelkette Kempinski gegen eine Leibrente die Vorkaufsrechte für das Grundstück und die Marke Adlon, falls es je wieder in Familienbesitz gelangen sollte.

In den vergangenen Wochen machte ein Nachfahre der Gründerfamilie von sich reden: Felix Adlon, der Ur-Ur-Enkel des Hotel-Erbauers Louis Adlon, hat vor dem Berliner Verwaltungsgericht Klage eingereicht. Er versucht, die damals enteignete Immobilie wieder in den Familienbesitz zu holen – Ausgang ungewiss.

Das Adlon war bereits Kulisse und Protagonist in Film und Fernsehen

Das Adlon hat sogar Eingang in die jüngere Popkultur gefunden: 2013 feierte der Dreiteiler »Das Adlon. Eine Familiensaga« Premiere im ZDF. Der Regisseur Uli Edel erzählt im Film die Geschichte der Gründerfamilie um Lorenz Adlon; in den Hauptrollen spielen unter anderem Josefine Preuß, Heino Ferch, Anja Kling und Wotan Wilke Möhring. Das Adlon war aber auch schon Filmkulisse, als es gar nicht um die Hotelmarke selbst ging: Liam Neeson und Diane Kruger haben dort 2010 für den Film »Unknown Identity« gedreht.

Und heute? Können sich die Gäste des Nobelhotels in 307 Zimmern und 78 Suiten vergnügen. Den Geist von Lorenz Adlon, ein Hotel voller Exklusivität und Komfort zu bieten, hat es bis heute nicht verloren. In der Imperial Suite zum Beispiel gibt es einen 24-Stunden-Butler-Service und extra für das Adlon angefertigtes Porzellan der Königlichen Porzellan-Manufaktur KPM.

Wer die Suite buchen will, sollte allerdings das nötige Kleingeld mitbringen: An einem Wochenende im Oktober kostet sie für zwei Personen und zwei Nächte insgesamt 17.920 Euro. Aber auch mit schmalerem Budget kann man es sich gut gehen lassen – Stichprobe: Am gleichen Wochenende im Oktober bekommen zwei Personen ein Executive Zimmer für zwei Nächte für insgesamt 825,24 Euro.

Bei der Abendgestaltung haben die Gäste die Qual der Wahl zwischen drei Restaurants: Dem »Lorenz Adlon Esszimmer« (zwei Michelin-Sterne), dem »Quarré« und dem pan-asiatischen »Sra Bua Restaurant«.

Übrigens muss sich auch das Promi-Gästebuch des neuen Adlon nicht vor seinem historischen Vorgänger verstecken: Unvergessen der Besuch des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, der mit Angela Merkel im Adlon dinnierte. Der Dalai Lama hat sich ebenso ins Buch eingetragen wie die Queen plus Gatte – und Bill Clinton.

Christian Mayer
Christian Mayer
Falstaff Scout
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