Hauptdarsteller in einer filmreifen Auseinandersetzung: die Rocky-Pizza aus dem »nineOfive«, benannt nach einem Blockbuster-Protagonisten.

Hauptdarsteller in einer filmreifen Auseinandersetzung: die Rocky-Pizza aus dem »nineOfive«, benannt nach einem Blockbuster-Protagonisten.

Hollywood-Studio droht Restaurant »nineOfive« mit Klage wegen Pizzanamen

Underdog gegen milliardenschweres Unternehmen: Warum ein Düsseldorfer Gastronom seine Rocky-Pizza umbenennen muss. Eine filmreife Geschichte – ohne Happy End.

Stellen Sie sich vor, Sie bekommen Post von einer der größten US-amerikanischen Filmproduktionen weltweit. Das Hollywood-Studio will aber keinen Film über Sie drehen oder Ihnen eine Rolle anbieten, sondern droht stattdessen mit einer Klage, weil Ihr Essen den Namen eines bekannten Filmprotagonisten trägt. Klingt frei erfunden? Nun: Sebastian Georgi, dem Inhaber des Restaurants »nineOfive«, ist das tatsächlich kürzlich passiert.

Die Pizzeria »nineOfive« serviert in Düsseldorf, München, Augsburg, Jena und Regensburg original neapolitanische Eigenkreationen gepaart mit ausgezeichneten Weinen. Überall steht die Pizza »Rocky Balboa’s Speckbirne« mit Provolone, Birne, Bacon, Rucola und karamellisierten Walnüssen auf der Karte. »Die perfekte Kombination aus süß und salzig, die an einen nordischen Klassiker der gehobenen Küche erinnert«, beschreibt der mehrfach ausgezeichnete Sommelier Sebastian Georgi die Pizza mit dem besonderen Namen, die er vor vier Jahren sogar auf Grund von vermehrten Nachahmern offiziell hat schützen lassen. Wie sich jetzt jedoch rausstellt, hindert das Hollywood keinesfalls daran, an die Tür zu klopfen und nach Geld zu verlangen.

»Nicht nur der Name muss von der Karte verschwinden, sondern gleich die komplette Markeneintragung kostenpflichtig gelöscht werden«, erklärt Georgi. Die Begründung lieferte ein zehnseitiger Brief der Anwaltskanzlei des weltweit bekannten Hollywood-Studios »Metro-Goldwyn-Mayer«, den Georgi Anfang des Jahres erhielt. Da der Pizzaname den Filmprotagonisten Rocky Balboa aus den bekannten »Rocky«-Filmen verunglimpfe, werde »MGM« rechtlich dagegen vorgehen, sollte der Name nicht schnellstmöglich gelöscht werden. »Das ist es, womit man sich als Gastronom nach zwei Jahren Pandemie rumschlagen muss. Da kommt ein großes Studio, das wahrscheinlich selbst Probleme hat, weil die Kinos geschlossen sind, und bittet dich zur Kasse«, erzählt er weiter.

Inhaber ist selbst Fan von Sylvester Stallone

Im Mai 2021 wurde bekanntgegeben, dass die »MGM« Studios für rund 8,45 Milliarden US-Dollar an den Onlinekonzern »Amazon« verkauft wurden. Das berühmte Löwen-Logo ziert nicht nur den Vorspann der »Rocky«-Filme, sondern dürfte vielen auch aus Erfolgs-Produktionen wie »James Bond«, »The Handmaid’s Tale« und »Vikings« bekannt vorkommen. Wieso genau sich ein derart großes Hollywood-Studio am Namen einer Pizza in Deutschland aufhängt, bleibt ein Rätsel. Zumal es sich bei der Pizza »Rocky Balboa’s Speckbirne« wohl kaum um Verunglimpfung handelt: »Ich bin selbst Sylvester-Stallone-Fan. Das ist meine Generation. Eigentlich machen wir hier kostenlos Werbung.«

Sebastian Georgi hat das Schreiben an seinen Anwalt weitergegeben, der sich derzeit mit dem Fall befasst. Fest steht aber, dass der Name »Rocky Balboa’s Speckbirne« zukünftig nicht mehr auf der Speisekarte des »nineOfive« zu finden sein wird. Die beliebte Pizza wird aber natürlich trotzdem weiterhin serviert. Wie sie dann allerdings heißen wird, das bleibt bis zu ihrer Namenspremiere ein gut gehütetes Geheimnis.

Sophie Steinbüchel
Sophie Steinbüchel
Falstaff Scout
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