Henkell Freixenet ist heute der größte Schaumweinproduzent der Welt. Auch die Premium-Sektmarke »Fürst von Metternich« gehört zum Sortiment der Hessen.

Henkell Freixenet ist heute der größte Schaumweinproduzent der Welt. Auch die Premium-Sektmarke »Fürst von Metternich« gehört zum Sortiment der Hessen.
© Henkel Freixenet Austria GmbH

Henkell Freixenet: Größter Schaumwein-Produzent der Welt

Mit rund 1,3 Milliarden Euro Umsatz (im Jahr 2019) ist das Wiesbadener Unternehmen Henkell Freixenet ein Gigant in der fantastischen und extrem bewegten Sparkling-Welt. Wir geben einen Überblick.

»Ich bin eine Art Urgestein in diesem großartigen Unternehmen«, sagt Andreas Brokemper, Sprecher der Geschäftsführung von Henkell Freixenet, der bald 20 Jahre in diesem prickelnden Konzern verbracht hat. Er und sein Team waren es auch, die aus dem urdeutschen Sektproduzenten Henkell mit der Übernahme des spanischen Schaumwein-Riesen Freixenet die Erfolgsformel »1+1=3« realisierten.

»Freixenet und Henkell ergänzen sich perfekt. Die Vermählung der zwei Welten Cava und Sekt erhöhte unseren wertmäßigen Marktanteil auf schon heute zehn Prozent. Zukünftig wollen wir mit unserem gemeinsamen Haus auch im Absatz für jedes zehnte Glas Sekt weltweit stehen«, bringt Brokemper, nicht ohne Stolz, das Credo des Weltmarktführers auf den Punkt.

Gute Nase für Trends

Henkell scheint aber generell eine gute Nase dafür zu haben, was gerade von wem und wo am liebsten getrunken wird. War die Fusion mit Freixenet der absolute Quantensprung für den Schaumweinproduzenten, wusste Henkell auch davor stets, was gerade angesagt war. So war es sicher auch kein Zufall, dass der legendäre österreichische Gründer des Erfolgsdrinks Red Bull, Didi Mateschitz, seinen Marktaufbau und Vertrieb in Deutschland den Wiesbadener Sektprofis überließ. »Wir haben Herrn Mateschitz in den Anfangsjahren sicher gut die Türen für Red Bull in Deutschland geöffnet«, erinnert sich Brokemper.

Den beispiellosen Prosecco-Boom verschlief Henkell natürlich auch nicht. Ganz im Gegenteil. Dem Prosecco-Hype, der in den Neunzigerjahren zuerst Deutschland, Österreich und die Schweiz erfasste, vor zehn Jahren das Vereinigte Königreich und die USA infizierte und heute die Osteuropäer nicht genug davon bekommen lässt, wurde bei Henkell mit der Akquisition der vielleicht besten italienischen Prosecco-Marke Mionetto entsprochen.

»Wir ahnten zu Beginn der Zweitausenderjahre, dass der Prosecco-Boom in Deutschland noch lange nicht zu Ende sein würde und begaben uns auf die Suche nach einer Prosecco-Marke, die zu uns passte. Wir fanden sie in Mionetto. Fantastische Qualität, tolle Marktanteile in der Gastronomie, perfekt für Henkell«, resümiert Brokemper.

So erwarb Oetkers Tochterunternehmen Henkell innerhalb von zwei Jahren (2008 und 2009) 100 Prozent der italienischen Parademarke, die sich nach wie vor großartiger Zuwachsraten er­freut. Mehr als 550 Millionen Flaschen Prosecco werden heute weltweit getrunken. Fast viermal so viel wie noch vor 20 Jahren. Von solchen Zahlen können Champagner, Cava, Sekt & Co. nur träumen. Henkell hatte dies frühzeitig begriffen ­und rechtzeitig gehandelt.

Spannend ist auch die vielseitige Segmentierung von Henkell Freixenet. Während Henkell der aus deutscher Sicht meistexportierte Sekt ist (zum Beispiel in Österreich mit sagenhaften 40 Prozent Marktführer), Freixenet das Cava-Sortiment weltweit abdeckt und Mionetto der Super-Qualitätsprosecco ist, wird die Palette mit dem Premium-­Sekt »Fürst von Metternich« beeindruckend komplettiert.

Ein Leader namens ­Gorbatschow

Nein, es war nicht der ehemalige sowjetische Präsident und Glasnost-Ermöglicher Michail Gorbatschow, der diesen Wodka kreierte. Schade eigentlich, die Story wäre zu schön gewesen. Aber die Marke lieben die Deutschen – und auch die Schweizer (!) – ­mehr als jeden anderen Wodka. Gorbatschow ist heute klarer Marktfüh­rer in Deutschland und der Schweiz und führt das Spirituosen-Sortiment des Henkell -Freixenet-Konzerns an. Spannend in der Spirits-Palette ist auch das Bar- und Mix-Produkt Mangaroca Batida de Côco. Es erfüllt besonders Fernweh-Sehnsüchte in Deutschland, Spanien – und Österreich.

Schloss Johannisberg, der Wein

Auf mehr als 45 Hektar gedeiht einer der besten Weine Deutschlands: Schloss Johannisberg. »Schloss Johannisberg macht uns derzeit sehr viel Freude. Wir haben aber auch in den letzten Jahren enorm viel in die Qualitätssteigerung unserer Weinproduktion investiert, den historischen Keller komplett ausgebaut und die Organisation neu strukturiert. Das hat sich eine der besten Weinberglagen Deutschlands auch verdient. Der gesamte Johannisberg ist eine Grand-Cru-Lage, und die realisierte Trennung zwischen trockenen und restsüßen Weinen, den metallenen und den lackfarbenen, war eine absolut richtige und zeitgemäße Entscheidung«, sagt Brokemper.

So gibt der aktuelle Falstaff-Weinguide 2021 dem 2017er »Goldlack« Johannisberger Riesling stolze 94 von 100 Punkten, dem 2019er »Silberlack« Johannisberger Riesling GG 93 von 100 Punkten und der süßen TBA, dem 2019er »Blaulack», sogar sagenhafte 97 von 100 Punkten.

Rosige Zukunftsaussichten

Während die aktuelle Covid-Krise die Gastronomie und den nicht möglichen Konsum ebendort furchtbar getroffen hat – und trifft –, ist der private Konsum »zu Hause« gestiegen. Kompensiert kann dadurch natürlich der Ausfall in der Gastronomie nicht werden, aber so traurig und dramatisch die Situation sich derzeit darstellt, sie ist temporär und wird ein Ende haben.

Alle Verhaltensforscher sind sich einig: Nach Covid wird mehr getrunken, mehr gefeiert und mehr ausgegangen denn je. Also sollte die Zukunft für den größten Schaumweinproduzenten der Welt nicht nur durch den immer stärker werdenden Trend bei den Rosé-Varianten von Prosecco, Cava, Sekt und Champagner »rosig« sein, sondern auch durch den wieder erstarkten Konsum nach dem Ende des pandemischen Wahnsinns. Zum Feiern gehört Sparkling. Zur Lebensfreude ebenso. Und somit wird die Erfolgsstory von Henkell Freixenet wohl noch viele weitere Kapitel beinhalten.


Die Henkell-Historie

  • 1832: Adam Henkell gründet eine Weinhandlung in Mainz. Ab 1856 produziert er auch Schaumwein – damit wird die Marke Henkell geboren.
  • 1864: Johann Jacob Söhnlein gründet die Rheingauer Schaumweinfabrik, aus der 1922 die Söhnlein Rheingold AG wird.
  • 1960: Einstieg in das Wodka-Geschäft durch die Übernahme der Gorbatschow Wodka KG.
  • 1987: Henkell & Co. sowie die Söhnlein Rheingold AG, seit 1958 im Besitz des Bielefelder Unternehmers Rudolf August Oetker, fusionieren.
  • 1997: Übernahme der Sektkellerei Deinhard AG.
  • 2000: Übernahme der französischen Sekt- und Champagnerkellerei Gratien & Meyer S.A.S. sowie des slowakischen Schaumweinproduzenten Hubert J. E. s.r.o.
  • 2003: Übernahme der Vertriebs- und Markenrechte der Sektmanufaktur Menger-Krug sowie des rumänischen Sektmarktführers S.C. Angelli Spumante & Aperitive s.r.l.
  • 2007: 175-jähriges Kellereijubiläum von Henkell. Übernahme der Sektkellerei Stolichniy in Kiew.
  • 2008: Übernahme der italienischen Prosecco-Kellerei Mionetto S.p.A.
  • 2010: Übernahme der Spirituosenmarken Fürst Bismarck, Kuemmerling und Jacobi 1880.
  • 2016: Neue Geschäftseinheit: Henkell & Co. Global. Vollständige Übernahme Copestick/Murray (GB).
  • 2017: Übernahme von Batida de Côco.
  • 2018: Die Henkell & Co.-Gruppe übernimmt 50,67 % Anteile von Freixenet S.A., Spanien
  • 2019: Henkell und Freixenet sind nun eins. Ein neues Logo vereint die Allianz auch visuell.

Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2021

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Wolfgang Rosam
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