Selbstgebackene Croissants und vieles mehr: »La Maison« in Hamburg.

Selbstgebackene Croissants und vieles mehr: »La Maison« in Hamburg.
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Hamburg: Wunderstube »La Maison«

Ein vielseitiges Café im Hamburger Karoviertel bietet täglich wechselnder Mittagstisch und nachmittags selbstgebackene Kuchen und Torten. Und jeden Freitag gibt's warme Croissants aus dem Ofen.

Im Karolinenviertel vollzieht sich die Gentrifizierung wider Erwarten langsamer als in angrenzenden Stadtteilen. Noch immer herrscht hier Vielfalt, es gibt Boutiquen, aber immer noch kleine Läden und Improvisation. Auch die Gastroszene besteht im Wesentlichen aus kleinen Cafés und Imbissrestaurants, punktuelle Vorstöße in die gehobene Küche wie das 2015 geschlossene »Mess« blieben Episoden.

In dieses Bild passt das kleine »La Maison« in der Marktstraße, eine Art Café, in dem unter der Woche ein nicht speziell französischer Mittagstisch serviert wird – zwei, drei täglich wechselnde Gerichte mit Mut zu deutlichen Aromen, alles selbstgemacht. Das kann Rotkohlsuppe mit Sauerteigbrot und Walnuss-Linsen sein, eine kräftig geröstete Rinderfrikadelle auf Rosmarin-Kartoffelpüree mit Joghurtsauce oder eine Variation der marrokanischen Tajine. Nachmittags gibt es dann selbstgebackene Kuchen und Torten, am Wochenende liegt die Betonung auf ausgedehntem Frühstück.

Ein Autodidakt am Herd

»Gute Küche braucht vor allem Zeit. Ich stehe auf Gerichte, die acht, zehn Stunden geköchelt haben, und auf Gewürze der nordafrikanischen Küche«, erklärt Simon Guillemot, der das »La Maison« gemeinsam mit seiner Partnerin Mona Wiegers führt. Am Herd ist er Autodidakt, doch sein Vater sei ein guter Koch und seine Mutter serviere in ihrem kleinen Restaurant bei Toulouse Hausfrauenkost. Dort haben sich Guillemot und Wiegers, die aus Elmshorn kommt, auch kennengelernt. Sie kocht mit zunehmendem Vergnügen: »Ich kombiniere gerne ganz unterschiedliche Aromen, deshalb haben wir bei vielen Gerichten all die kleinen Beilagen und Soßen.«

Den Plan, ein kleines Lokal aufzumachen, hegten sie schon lange und hatten seit Jahren sie altes Geschirr, Tische, Stühle und sogar Tapeten gesammelt. Als sie nach Deutschland kamen, war ihr Lastwagen vollgestopft. Drei Monate renovierten sie und rangen mit bröckelnder Gründerzeit-Bausubstanz. Das Ergebnis ist auch Nostalgie: dunkle Holzmöbel vor türkis-weißen Wänden kombiniert mit putzlosem Backstein und orange-goldener Op-Art-Tapete. Das Ganze wirkt dennoch organisch.

Beim Küchenkonzept war klar, dass es kein großes à la Carte-Angebot geben würde, denn Guillemot und Wiegers wollten keine vorgefertigten Produkte verwenden. Außerdem arbeiten sie mit den Einschränkungen einer winzigen Küche, ohne Gasherd. Das fordert zu Improvisation und Experiment heraus. Bei der Auswahl der Speisen dagegen spielen Wetter, Jahreszeit und das aktuelle Lebensmittelangebot eine wichtige Rolle. Manchmal äußern Gäste Wünsche. Aber, sagt Wiegers: »Worauf wir selbst gerade Lust haben, das gibt’s«.

Keinen Tag das Gleiche

Und das ist jeden Tag etwas Neues. Bisher hätten sie noch nicht zweimal dasselbe Gericht zubereitet: »Selbst wenn wir es noch einmal kochen – es schmeckt anders!« Nur bei den Hörnchen herrscht Beständigkeit, jeden Freitag backt Guillemot Croissants. Gerade kommen sie heiß aus dem Ofen, unter der goldenen knusprigen Kruste beißt man in ein aromatisches Teigkissen, Duft von Butter, leicht salzig, köstlich.

Die meisten der Gäste wohnen oder arbeiten hier im Viertel. Viele kommen wieder, gerade weil es immer anders schmeckt und weil man hier ungezwungen auch nur einen kleinen Kaffee trinken kann. Manche kommen zum Plaudern. Das freut das Wirtspaar, denn »La Maison« soll auch ein Treffpunkt zum Kommunizieren sein, eine kleine Galerie für Ausstellungen – »Wir möchten, dass hier Dinge geschehen«. Dabei seien die Tage zwar oft lang, räumt Mona Wiegert ein: »Aber wenn ich müde bin, sage ich mir: Alles selbst zu machen, ist anstrengend – doch es ist genau das, was wir wollen.«

Hilmar Schulz
Falstaff Scout
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