Typischer Schotterweingarten mit knorrigen Rebstöcken.

Typischer Schotterweingarten mit knorrigen Rebstöcken.
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Große Châteauneuf-du-Pape-Verkostung

Extrem hohes Niveau bei den roten Châteauneufs 2018, 100-Punkte-Sensation inklusive. Aber auch die Weißweine aus dem Jahrgang 2019 brillieren.

Der Jahrgang 2018 gab den Winzern in der Appellation Châteauneuf-du-Pape Einiges zu lösen auf. Ein feuchtes Frühjahr ging in eine Art Dauerregen über, Umstände wie man sie im Süden des Rhônetales sehr selten antrifft. Als im Juni die Schauer endeten, blieb der Mistral aus, jener ortsübliche Wind, der nun die Trauben rasch abgetrocknet hätte. Sein Fehlen begünstigte die Ausbildung von Mehltau, und dieser griff in den Weingärten rasant um sich. Besonders der Grenache war Opfer dieser Pilzkrankheit, manche Winzer verloren dadurch in dieser Phase bis zur Hälfte ihrer Ernte. Nach der schwachen Ausbeute im Jahr 2017 war das eine bittere Pille für viele Produzenten.

Weinlese unter optimalen Bedingungen

Der Sommer war heiß und trocken, die Winzer konnten zunächst auf- dann durchatmen, denn das Wetter blieb ab nun bis zur Ernte vorzüglich. Die Weinlese erfolgte unter optimalen Bedingungen. Entstanden ist schließlich wie durch ein Wunder ein sehr schöner eleganter Jahrgang, der mit opulenter Frucht und seidigen Tanninen dem Konsumenten sehr entgegen kommt und der sich bei der Probe in den ersten Monaten 2021 bereits gut antrinkbar präsentierte.

Die Grenache sind abgesehen von der kleinen Menge sehr gut geraten, auch Syrah und Mourvèdre wurden bei guter Reife gelesen, sie zeigen sich frischer als üblich. Für alle, die sich vor übertrieben hohen Alkoholwerten scheuen, die gute Nachricht: der Jahrgang 2018 zählt zu jenen, die gemessen an den hier sonst beobachteten Werten zu den leichtgewichtigen zu rechnen sind. Wichtig zu beachten ist, dass aus dem Jahrgang 2018 einige der gesuchten Super-Cuvées aufgrund der kleinen Mengen gar nicht erst gemacht worden sind. Gut für den Konsumenten, denn nun sind die besten Trauben oftmals in die klassische Cuvée gegangen um diese zu unterstützen.

Spannende, komplexe Speisebegleiter

Bei den weißen Châteauneuf-du-Pape-Weinen haben wir uns auf den Jahrgang 2019 konzentriert, einige Winzer haben uns bereits den einen oder anderen 2020er geschickt, gerne haben wir auch diese für Sie unter die kritische Lupe genommen. Hier haben wir zahlreiche sehr spannende, komplexe Speisenbegleiter gefunden, Weine abseits des Mainstreams, sehr bereichend für jeden echten Weinliebhaber.

Betrachtet man das Preisgefüge dieser traditionsreichen Herkunft in Frankreich so muss man sich wundern, dass dieser Region nicht schon längst viel mehr Aufmerksamkeit zuteil wird. Abgesehen von einer Handvoll »Blue Chips« um die sich eher Weinanleger als Genießer raufen, sind die exzellenten Weine aus Châteauneuf nach wie vor sehr preiswert. Es lohnt sich also, sich einmal einige nach Hause zu holen und seinen persönlichen Favoriten auszukosten, bald beginnt die Grillsaison, und da kann ein Roter aus der Region viel Erfreuliches beitragen.

Gegenstand der aktuellen Verkostung, die von Falstaff-Chefredakteur Peter Moser durchgeführt wurde, waren die roten Châteauneuf-du-Pape-Weine des Jahrgangs 2018 und die weißen Châteauneuf-du-Pape-Weine aus 2019 und 2020, so bereits verfügbar. An dieser Stelle sei Michel Blanc und Hortense Courteaux von der Winzervertretung Fédération des syndicats de producteurs de Châteauneuf du Pape sehr herzlich gedankt, die nun bereits zum wiederholten Mal für die Organisation der Weine und den Versand nach Wien gesorgt haben, wo diese unter sicheren COVID-Bedingungen verkostet wurden. Nicht weniger als 240 Weine wurden bewertet, von den 149 Rotweinen erreichten die Besten fünfmal 97 Punkte, zweimal 98 und je einmal 99 und die Traumnote von 100 Falstaff-Punkten. 91 Weißweine waren am Start, hier gab es einmal 97 und einmal 98 Punkte, beide Male für Château Vaudieu.

Unsere Spitzenweine auf einen Blick:

100 Falstaff-Punkte
Domaine de la Janasse Châteauneuf-du-Pape Rouge Vieilles Vignes 2018
Domaine de la Janasse

Kräftiges Karmingranat, zarte Ockerreflexe, breitere Randaufhellung. Feine rote Beerenkonfitüre, ein Hauch von eingelegten roten Kirschen, florale Aspekte, zart nach Nougat und kandierten Orangenzesten, attraktives Bukett. Komplex, saftig, süßer Extraktkern, reife, seidige Tannine, zarter Schokokadetouch, scheint im Mund immer mehr zu werden, kleidet den Gaumen voll aus, druckvolles Finish, minutenlanger Abgang, einfach Weltklasse.
lacave.at, € 86,–, gute-weine.de, € 85,–

99 Falstaff-Punkte
Clos Saint Jean Châteauneuf-du-Pape Rouge Deus ex Machina 2018
Clos Saint Jean

Kräftiges Rubingranat, violette Reflexe, breitere Ockerrandaufhellung. Mit zarter Kräuterwürze unterlegte rote Kirschenfrucht, ein Hauch von frischen Feigen, zart nach Lakritze und Mandarinenzesten, mit Luft etwas Vanille und Nougat. Kraftvoll, sehr komplex, feine Fruchtsüße, reife Pflaumen, präsente, reife Tannine, große Länge und mineralisch im Abgang, ein Hauch von Röstaromen, bleibt minutenlange haften, Potenzial für Jahrzehnte.
gute-weine.de, € 88,–

98 Falstaff-Punkte
Clos Saint Jean Châteauneuf-du-Pape Rouge La Combe des Fous 2018
Clos Saint Jean

Kräftiges Rubingranat, violette Reflexe, breitere Ockerrandaufhellung. Feine Edelholzwürze, ein Hauch von schwarzen Oliven und Tapenade, zart nach Lakritze, kandierte Orangenzesten, facettenreiches Bukett. Stoffig, komplex, süße Textur, dunkle Kirschen, reife Pflaumen und Feigen, gut integrierte Tannine, mineralisch, besitzt enorme Länge und großes Reifepotenzial.
gute-weine.de, € 77,–

98 Falstaff-Punkte
Domaine Saint Prefert Isabel Ferrando Châteauneuf-du-Pape Rouge Colombis 2018
Domaine Saint Prefert

Kräftiges Rubingranat, violette Reflexe, breitere Ockerrandaufhellung. Frische Nuancen von Lakritze, ein Hauch von Dörrpflaumen, zart nussig, kandierte Orangenzesten, facettenreiches Bukett. Saftig, kraftvoll und opulent, dunkle Nougat und reife Tannine, portlike Aromatik, ein mächtiger Wein, der dennoch in Balance ist, bleibt sehr lange haften, mit einem Wort ein Bombenwein, dem man seine Zeit geben sollte.
finewineshop.com, € 119,–, kierdorfwein.de, € 87,91

97 Falstaff-Punkte
Domaine Santa Duc Châteauneuf-du-Pape Rouge Le Pied de Baud 2018
Domaine Santa Duc

Mittleres Rubingranat, violette Reflexe, breiter Wasserrand. Feinwürzig unterlegte rote Waldbeeren, tabakige Nuancen, kandierte Mandarinenzesten, etwas scheues Bukett. Saftig, feine Fruchtsüße nach Erdbeeren, kandierte Veilchen, finessenreich strukturiert, kompakt und mineralisch im Abgang, verfügt über große Länge, ein charmanter, bereits zugänglicher Speisenbegleiter.
gute-weine.de, € 46,–

97 Falstaff-Punkte
Le Clos du Caillou Châteauneuf-du-Pape Rouge La Réserve 2018
Le Clos Du Caillou

Mittleres Rubingranat, violette Reflexe, breite Ockerrandaufhellung. Zart kräuterwürzig-tabakig unterlegte rote Waldbeerfrucht, Nuancen von Erbeeren und roten Johannisbeeren, facettenreiches Bukett. Stoffig, elegant und frisch, dabei kraftvoll, feine Fruchtsüße, eingelegte Kirschen, seidige Tannine, sehr gute Länge, ein Hauch von Nougat, sicheres Reifepotenzial, nahezu perfekte Balance.
gute-weine.de, € 111,–

97 Falstaff-Punkte
Clos des Papes Châteauneuf-du-Pape Rouge 2018
Clos des Papes

Kräftiges Rubingranat, violette Reflexe, breitere Ockerrandaufhellung. Feine Kräuterwürze, reife Herzkirschen, aber auch dunkle Waldbeeren, angenehme Edelholzwürze, noch etwas verhalten. Saftig, seidige Textur, angenehme Fruchtsüße, reife Tannine, elegant und anhaftend, zarter Nougat im Abgang, balanciert und mit großer Länge ausgestattet, sicheres Entwicklungspotenzial, einfach klassisch und auf höchstem Niveau.

97 Falstaff-Punkte
Domaine la Barroche Châteauneuf-du-Pape Rouge Pure 2018
Domaine la Barroche

Dunkles Rubingranat, violette Reflexe, dezente Randaufhellung. Reife Pflaumenfrucht, schwarze Beeren, etwas Nougat, etwas Velour, zarte Holzwürze. Saftig, feine Fruchtsüße, elegant und ausgewogen, ein Hauch von frischer Feige, angenehme Frische, schokoladiger Touch, helles Karamell im Abgang, sicheres Reifepotenzial für viele Jahre.
weinco.at, € 99,95

97 Falstaff-Punkte
Domaine Saint Prefert Châteauneuf-du-Pape Rouge Collection Charles Giraud 2018
Domaine Saint Prefert

Kräftiges Rubingranat, violette Reflexe, breitere Ockerrandaufhellung. Zarte Edelholznuancen, feine rote Waldbeeren, rote Johannisbeeren, ein Hauch von Mandarinenzesten, feine Kräuterwürze unterlegt. Komplex, saftig, feine Fruchtsüße, reife Pflaumen, präsente, reife Tannine, ein Hauch von Nougat im Abgang, besitzt sehr gute Länge, noch etwas Babyspeck an den Hüften, sicheres Reifepotenzial.
finewineshop.com, € 119,–, kierdorfwein.de, € 87,91

98 Falstaff-Punkte
Château de Vaudieu Châteauneuf-du-Pape Blanc Les Vieilles Roussannes 2019
Château de Vaudieu

Mittleres Goldgelb, Silberreflexe. Ein Hauch von Bourbonvanille und  Babybanane, reife Mango, Honigmelone, etwas Ginster, zarte Holzwürze. Komplex, gewürzig und saftig, reife gelbe Pfirsichfrucht, zart nussig, salzige Mineralität im Abgang, große Länge, breitschultrig und dabei ungemein agil, heller Nougat im Finale, eine Art Le Montrachet des Südens Frankreichs.
gute-weine.de, € 69,–

97 Falstaff-Punkte
Château de Vaudieu Châteauneuf-du-Pape Blanc Clos du Belvédère 2019
Château de Vaudieu

Mittleres Goldgelb, Silberreflexe. Zart kräuterwürzig, Nuancen von Grapefruitzesten, weiße Tropenfrucht, ein Hauch von Apfel und Mango.dezenter Holztouch. Kraftvoll, saftig, elegante Textur, zart nach Birne, mineralisch, stoffig und vielschichtig, reifer Pfirsich im Abgang, dezentes helles Karamell, zeigt sehr gute Länge und sicheres Reifepotenzial.

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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