Griechischer Wein: Hochgenuss trotz Krise

Eine neue Winzergeneration produziert Weine, für die sich die Griechen nicht genieren müssen.

Zugegeben: Griechische Wein­macher haben es derzeit alles andere als einfach. Das Land ist pleite und das Image der griechischen Weine im Keller. Denn lange Zeit war die Weinszene der Hellenen vor allem für Retsina bekannt, ein bei Urlaubern zwar beliebter Durst­löscher, Weinkenner schenkten dem mit Harz versetzten Tafelwein jedoch kaum Beachtung.

Findige Griechen
Dabei hat die griechische Weinmacherszene inzwischen weit mehr zu bieten. Es sind vor allem die autochthonen Sorten, die in Kombination mit der fachlichen Kompetenz der Winzer zu erstaunlichen Qualitäten verarbeitet werden. Auch wenn man es nicht glauben mag, trotz der miserablen, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hat sich die griechische Weinwirtschaft in den letzten Jahren einigermaßen gut entwickelt. Zwar haben die Ausfälle im Tourismus den Weinkonsum im Inland abgeschwächt, andererseits waren die Erzeuger dadurch angehalten, sich mehr Gedanken um den Export zu machen. Und hier konnten tatsächlich Erfolge verzeichnet werden, die Anlass zu verhaltenem Optimismus geben. Deutschland ist mit einem Anteil von fast 50 Prozent der Exporte der mit Abstand größte Abnehmer griechischer Weine, an zweiter Stelle folgen inzwischen die USA mit fast 15 Prozent, ­Tendenz weiter steigend. Die Weißweinsorte Assyrtiko von der Insel Santorin ist mittlerweile ein weltweit gefragter Wein und wird sogar von führenden Kritikern in den Himmel gelobt. Aber auch Sorten wie der duftige Moschofilero aus Mantinia bereichern heute viele Weinkarten ebenso wie der rote Agiorgitiko aus Nemea am Peloponnes und der Xinomavro aus Naoussa und Amyndeo.

Beste klimatische Bedingungen
Griechenland weist für den Winzer eine große Vielfalt an unterschiedlichen Böden und klimatischen Bedingungen auf. Vom Meeresspiegel bis auf 1000 Meter Seehöhe trifft man Weinreben an, der größere Teil der Weingärten befindet sich auf montanen und halbmontanen Terroirs. Man kann in einer groben Einteilung von fünf größeren Zonen sprechen und unterscheidet die Weinbaugebiete Nordgriechenlands, Zentralgriechenlands mit Attika, des Peloponnes und der Ionischen Inseln, der Inseln der Ägäis und Kretas.

Yiannis Paraskevopoulos (rechts) und Leon Karatsalos gründeten 1994 Gaia Wines in Koutsi. / Foto beigestellt

Qualitätssicherung
Die angesprochenen Regionen sind ihrerseits in kleinere Einheiten unterteilt, welche spezielle bodenklimatische und topografische Eigenschaften aufweisen, die wiederum in Kombination mit hauptsächlich autochthonen Rebsorten den griechischen Weinen ihre Einzigartigkeit und Andersartigkeit verleihen. Bei der Bezeichnung der verschiedenen Weinkategorien setzt man auch in Griechenland auf die Herkunft, hat aber dazu ein etwas verwirrendes System entwickelt.
An der Spitze der Qualitätspyramide stehen die Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung. In diese Kategorie fallen die griechischen Weine mit Ursprungsbezeichnung (VQPRD) sowie Weine mit den Bezeichnungen OPAP (Ursprungsbezeichnung höherer Qualität) und OPE (kontrollierte Ursprungsbezeichnung). Derzeit gibt es 33 geschützte Ursprungsgebiete, darunter auch Weine mit »geschützter geografischer Angabe«. Hier hinein fallen alle Landweine und all diejenigen unter den Weinen mit »Traditionsbezeichnung«, für die gleichzeitig auch eine geografische Angabe eingerichtet wurde. In 28 Bezirken gibt es 57 unterschiedliche Weine mit geschützter geografischer Angabe, von denen manche nur auf ein einziges Dorf oder gar nur einen einzigen Winzer eingegrenzt sind. Eine eigene Gruppe bilden auch die kontrollierten Rebsortenweine mit Nennung von Rebsorten und Jahrgang, aber ohne geografische Hinweise. Danach folgen Tafelweine ohne Jahrgangs- und Sortenangabe.

Eigenständige Sortenwelt
Von ihren Praktika und Studien im Ausland haben die griechischen Winzer internationale Rebsorten wie Chardonnay, Sauvignon Blanc, Cabernet Sauvignon oder Merlot mitgebracht, sehr gute Ergbnisse bringt auch der Syrah, der Schwerpunkt liegt aber auf den eigenständigen und unverwechselbaren Rebsorten. Vorbei sind die Zeiten, als der Gast noch ausschließlich mit Retsina, Samos oder süßlichem Mavrodaphne beglückt wurde, es sind die hochwertigen autochthonen Sorten, die von Fachjournalisten und Sommeliers rund um die Welt gepriesen werden. Selbst aus der Mavrodaphne-Traube werden mittlerweile vielversprechende Rotweine gekeltert.

1. Alpha Estate, 2. Kir-Yianni, 3. Ktima Gerovassiliou, 4. Biblia Chora, 5. Katsaros, 6. Gaia Estate, 7. Spiropoulos, 8. Skouras, 9. Tselepos, 10. Sigalas, 11. Santo / Illustration: Artur Bodenstein

BILDERSTRECKE: Die besten Weine Greichenlands

Die Verkostungsnotizen des Griechenland-Tastings

(Von Peter Moser)

Mehr über Greichenlands Weinbaugebiete und seine aufstrebenden Winzer lesen Sie im Falstaff-Magazin Ausgabe 08/2015.

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