Gourmetguide Deutschland, Teil 9: Essigbrätlein

André Köthe und sein Kochpartner Yves ­Ollech gehören zu den wenigen Köchen in Deutschland, die mit Gewürzen wirklich fantasievoll und spannend umgehen können.

»André Köthe – Gewürzküche«: Das kleine Messingschild neben der Eingangstür verkündet das Programm. Denn Köthe und sein Kochpartner Yves ­Ollech gehören zu den wenigen Köchen in Deutschland, die mit Gewürzen wirklich fantasievoll und spannend umgehen können. Und zwar niemals aufdringlich, sondern stets subtil.

Der rustikale Gastraum erinnert an eine altdeutsche Wirtsstube, wird aber durch ­moderne Elemente aufgelockert. Der Schnitt des historischen Gebäudes bedingt es, dass man etwas beengt sitzt. Doch wen stört das schon, solange die Küche so funktioniert wie hier? Die Kombination aus Roter Bete und Meerrettich beispielsweise kommt frisch interpretiert in Form von bissfesten Rote-Bete-Medaillons, die auf einer geschmacksinten­siven Meerrettichcreme liegen und von kandiertem Meerrettich, winzigen Schnittlauchröllchen und einer säuerlich eingelegten Kirschblüte getoppt sind. Von fantastischer Qualität ist der Wildsaibling (aus Irland), der mit Dillblüten bestreut nahezu roh und nur lauwarm serviert wird, schlicht begleitet von einer Gurkenvariation aus einem hauchdünn gehobelten Scheibchen, Gelee und Minigürkchen. Aromenfülle auch beim Fleisch: Zarte Lammhüfte wird spannend begleitet von eingelegten Senfkörnern, hauchdünnen, mit Orangenschale gewürzten gedämpften Zwiebeln und einer Senfcreme auf der Basis von süßem Senf samt Trauben. Die Desserts bieten ungewöhnliche, aber stimmige Kombinationen wie etwa pochierten Weinbergpfirsich mit Scheibchen von grüner Tomate, ergänzt durch ein äußerst cremiges, dezent gesüßtes grünes Tomateneis.

Die Weinkarte bietet neben zahlreichen etablierten Gütern auch einige spannende Neuentdeckungen. (JW)


Bewertung
Essen 46 von 50
Service 18 von 20                           
Weinkarte 17 von 20
Ambiente 9 von 10 
GESAMT 90 von 100

Essigbrätlein
Weinmarkt 3
90403 Nürnberg
T: +49/(0)911/22 51 31
Di.–Sa. 12–15 Uhr und 19–1 Uhr

aus Falstaff Deutschland 06/11

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