Gourmetguide Deutschland, Teil 7: Dallmayr

Im Münchner Feinkosthaus gibt es keine Omiküche und keine Gänseleber mit Apfel oder Lachs mit Beurre blanc. ­Diethard Urbansky kocht modern und auf der Höhe der Zeit.

Das ist so eine Sache mit dem Image. Manchmal kann Image nämlich hinderlich sein, selbst wenn es gut ist. Das Feinkosthaus »Dallmayr« in München ist so ein Fall. Wohl jeder kennt den Fernsehspot: die vertraute Musik, die gelbe Fassade des Stammhauses, die Damen in Blau und Weiß, die lächelnd die Kaffeepäckchen über den Tresen reichen. Gut, solide und auf liebenswerte Weise altmodisch. Nichts dagegen einzuwenden. Wenn dieses Image nur nicht das Bild verzerrte, das sich viele vom Restaurant im ersten Stock machen.

Glücklicher Esser
Das ist nämlich anders, ganz anders. Weit und breit keine Omiküche und keine Gänseleber mit Apfel oder Lachs mit Beurre blanc. ­Diethard Urbansky kocht modern und auf der Höhe der Zeit. Das gilt sowohl für Geschmackskombinationen als auch für Produkte und die Art der Zubereitung. So gibt es schlotziges niedertemperaturgegartes Schweinekinn, dazu marinierte Sardine und eine kraftvolle Tomatencreme. Der Esser ist glücklich und freut sich auf mehr. Auf intelligente Japan-Spielereien zum Beispiel, wie den Karpfenbauch mit Saiblingskaviar und Wasabi. Oder ein Baskenland-Zitat in Form einer Rotbarbe mit ihren knusprigen Schuppen.

Am meisten Lust macht aber das Hauptgericht: sensationell sämiges Kalbsbries vom Holzkohlegrill. Es liegt auf zwei hauchdünnen Scheiben Kalbsherz, dazu gibt es eine milde Creme vom Grünkohl und Macada­mia-Nüsse.

Und sonst? Tolle Desserts. Eine reichhaltige Weinkarte. Natürlich-freundlicher Service. Beim Espresso treffen sich Dallmayr-Tradition und Dallmayr-Moderne. Besser kriegt den kein italienischer Barista hin.

Bewertung
Essen 47 von 50
Service 18 von 20
Weinkarte 18 von 20
Ambiente 9 von 10
Gesamt 92 von 100

Dallmayr
Dienerstraße 14–15
80331 München
T: +49/(0)89/213 51 00
Do.–Fr. ab 19 Uhr, Sa. 12–13.30 und ab 19 Uhr
www.dallmayr.com

(CT)

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Aus Falstaff Deutschland 04/14

Christoph Teuner
Christoph Teuner
Redakteur
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