Gourmetguide Deutschland, Teil 7: Caracol

Ein Frankfurter Wohnzimmerlokal mit Charme und Charakter, in dem ein Argentinier europäisch kocht.

Das Wohnzimmerlokal hat zweifelsohne Charme und Charakter. Wie sein argentinischer Patron und Küchenchef Freddy Ochoa. Nach 15 Jahren kulinarischer Weltenbummlerei und einem Aufenthalt in Frankfurts bestem Franzosen, »Erno’s Bistro«, hat er sich selbstständig gemacht und gleich die Sympathien der Gäste gewonnen. Die gerade mal 20 Plätze sind äußerst begehrt, ohne Reservierung
ist selten etwas zu machen. Die Speisekarte ist ebenfalls klein, kaum mehr als ein Dutzend Gerichte stehen zur Wahl – was sinnvoll ist, denn nur so ist in einer Zweimannküche auch die Qualität zu wahren. Freddy kocht mit seinem brasilianischen Souschef Junior Erasmo Da Silva europäisch, eher klassisch und ohne modische Sperenzien. Vor allem aber ist bei sämtlichen Gerichten eine sensible Handwerklichkeit zu spüren. Es schmeckt noch nach Töpfen und Pfannen, für einen Kombidämpfer wäre auch kein Platz auf den paar Quadratmetern. Bei den hausgemachten Sellerieravioli mit zartem Rehragout dominiert eine schöne samtige Lebkuchensauce, die mit Bitterschokolade und Cognac abgeschmeckt wurde. Das saftig-kraftvolle Entrecôte vom Charolais-Rind mit Kartoffelgnocchi, Mangold und Salbeibutter überzeugt durch allererste Produktqualität. Das Fleisch kommt vom hessischen Hofgut Rehbachtal und wird von einer lokalen Metzgerei verarbeitet. Freddy Ochoa achtet sehr darauf, auch beim Gemüse bevorzugt regionale Bio-Erzeugnisse zu verwenden. Die Weinkarte hat leider noch nicht das Niveau der Küche erreicht. Das »Caracol« hat seinen Namen der Lage in der Schneckenhofstraße zu verdanken, der ­Service arbeitet aber keineswegs im ­Schneckentempo. (LF)

Bewertung
Essen 40 von 50
Service 16 von 20                           
Weinkarte 9 von 20
Ambiente 7 von 10 
GESAMT 72 von 100

CARACOL
Schneckenhofstraße 11
60596 Frankfurt/Main
T: +49/(0)69/97 69 16 76
Di.–Fr. 18–23 Uhr
Sa. 12–15 und 18–23 Uhr
www.restaurantcaracol.com


aus Falstaff 02/11

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