Gourmetguide Deutschland, Teil 4: Bel Étage

Küchenchef Michael Hermes serviert in Hamburg französische Bistroklassiker.

Das »Café Paris« in den ehemaligen Räumen einer Schlachterei mit imposant gefliester Jugendstildecke hat mit dem »Bel Étage« im ersten Stock Zuwachs ­bekommen. Hier oben ist es im Gegensatz zu dem großen, hallenden Saal darunter angenehm ruhig. Mit rotem Samt bezogene Bänke und mit dunklem Holz getäfelte Wände schlucken die Geräusche. Auch im »Bel Étage« serviert Küchenchef Michael Hermes französische Bistroklassiker: ein Dutzend Schnecken aus dem Ofen, Steak Frites und Merguez Frites oder eine Bouillabaisse provençale. Ebenfalls ständig auf der kleinen Karte: das Tatar vom Kalb. Hier bereitet es der kundige Service frisch am Tisch zu – mit Eigelb, Dijonsenf und Öl wird eine Mayonnaise aufgeschlagen, unter das magere Fleisch gezogen und mit ein wenig Ketchup, Tabasco und Worcestersauce würzig abgeschmeckt. Eine Portion ergibt eine anregende Vorspeise für zwei Personen. Als Hauptgericht kommt eine saftig gegrillte ganze Dorade. Eingelegte Limettenscheiben geben dem Fisch eine angenehme frische Säure. Begleitet wird sie von leicht sautiertem Blattspinat auf Orangenfilets und Rosinen. Ein ausgewogenes Geschmacksspiel zwischen süß, fruchtig und salzig. Die akkurat gewürfelten Mini-Kartoffelquader steuern ein leichtes Röstaroma bei. Auch die zweite Hauptspeise überzeugt: Die Kalbsbäckchen im aromatisch reduzierten Jus zerfallen auf der Zunge. Aber erst der Nachtisch macht das Menü wirklich rund: lauwarme Schokoladentarte mit nicht zu süßem, dafür sahnigem Rumtopfeis. Eine große Weinkarte darf man hier nicht erwarten, es gibt die Klassiker von der Loire, von der Rhône und dem Bordeaux neben deutschem Riesling und österreichischem Blaufränkisch – erfreulicherweise alles glasweise. (BJ)

Bewertung
Essen 42 von 50
Service 17 von 20                           
Weinkarte 15 von 20
Ambiente 8 von 10 
GESAMT 82 von 100

Bel Étage
Rathausstraße 4
20095 Hamburg
T: +49/(0)40/32 52 77 70
Di.–Fr. 12–15 Uhr und ab 18 Uhr
Sa. ab 10 Uhr und So. 10–17.30 Uhr
www.cafeparis.net

aus Falstaff 01/11

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Brigitte Jurczyk
Autor
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