Gourmetguide Deutschland, Teil 3: Zum Heidkrug

Das mehr als ein hal­bes Jahrtausend alte Haus in der Lüne­burger Innenstadt ist eine Wohltat in einer kulinarisch nicht sonderlich verwöhnten Stadt.

Wunderschön ist das mehr als ein hal­bes Jahrtausend alte Haus in der Lüne­burger Innenstadt mit seinen mehreren in­einander verschachtelten Ebenen und den Wänden aus uraltem Backstein. Neben dem Clubzimmer hat das Haus auch einige Hotel­betten.

Liebevoll familiär ist der von der charmant-herben Eve Röhm geleitete Service. Klug und nicht zu ausufernd die Wein­karte mit vor allem deutschen Spitzenwinzern zu zivilen Preisen.

Legendär ist mittlerweile der Amuse-­Bouche-Vorspeisenteller des Restaurants – ein kleines Menü mit sieben Gängen für ­(immer noch) unter 20 Euro. Michael Röhm verteidigt seit nun 18 Jahren seinen Stern mit einer Küche, die einerseits immer fantasievoll mit Aromen spielt, andererseits einen einfachen Zugang zum Genuss bietet. Er ­serviert gratinierte Austern von Gillardeau, Butter, Quarkcreme und Tapenade zu haus­gebackenem Brot. Als Küchengruß genießt man kurz gebratenen Thunfisch auf Mango mit Wasabi-Eis und -Gurke – die Einstimmung passt. Präzise wie die ganze Küchenleistung kommt das gebackene Kabeljaubäckchen mit kräftigem Hummerespresso auf den Tisch. Genügend weit von der ­üblichen Langeweile entfernt befindet sich die Kürbissuppe mit knackiger Seewasser-Garnele. Und die Tranchen vom trocken gereiften irischen Rind mit kleinen Steinpilzen und viel kleinem Gemüse und Süßkartoffelcreme ergeben ein hübsch deftiges Haupt­gericht. Nett sind die Desserts im »­Heidkrug«, etwa das Konfekt von Zwetschgen mit Tonkabohnen-Eis.

Es ist zwar alles keine Avantgarde – aber unzweifelhaft eine Wohltat für das ansonsten wahrlich nicht mit kulinarischen Genüssen verwöhnte Lüneburg.

Bewertung
Essen 46 von 50
Service 18 von 20
Weinkarte 16 von 20
Ambiente 9 von 10
Gesamt 89 von 100

Zum Heidkrug
Am Berge 5
21335 Lüneburg
T: +49/(0)4131/24 16-0
Di. 18–24 Uhr, Mi.–Sa. 12–15 und 18–24 Uhr
www.zum-heidkrug.de

>>> Weiterlesen: Gourmetguide Deutschland, Teil 4: Juliette (Potsdam)

(JB)

Aus Falstaff Deutschland 02/13

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