Gourmetguide Deutschland, Teil 1: Witwenball

Es war eine angesagte Adresse in den 1920er-Jahren. In dem schmucken Eimsbütteler Saal traf man sich zum Tanz bei Livemusik. Jetzt dürfen hier die Geschmacksnerven auf Entdeckungsreise gehen.

Denn Julia und Axel Bode haben aus der Location eine neue Top-Adresse gemacht. Geholfen hat ihnen Giorgio Gullotta, der schon Tim Mälzers »Bullerei« designt hat. Nun dominiert im Restaurant mit den eng gestellten Bistrotischen ein elegantes Weinregal, gefüllt mit Erzeugnissen einer neuen Winzergeneration. Dabei ist das Wohlfühlambiente nur der Rahmen, in dem der Küchenchef Jan Schlüter seiner Kreativität freien Lauf lässt.

Als Starter lässt er hauchdünn geschnittenen rohen Lachs durch eine lauwarme Vinaigrette mit gebratenem Pulpo und mildem Olivenöl zu Hochform auflaufen. Mit seiner kräftigen Farbe ist das Basilikum-Sorbet nicht nur optisch ein Highlight; es ergänzt das Ganze mit einer süß-säuerlichen Note kontrastreich. Als Hauptgang mundet der Schwertfisch vom Grill – mit kräftigem Röstaroma außen, innen aber noch saftig, fast roh. Ein Spiegel von aromatischer Kokossauce mit leichter Schärfe wird durch knackige Zuckerschoten, Lauchzwiebeln und geröstete Cashewkerne aufgepeppt. Dazu passen die frittierten Glasnudeln. Auch der Klassiker des »Witwenballs« – ein perfekt medium rare gegrillter Rücken vom Pommerschen Rind, überbacken mit Deichkäse und auf einem Bett von Erdbeer-Zwiebel-Marmelade zwischen zwei gegrillten Briochescheiben serviert – überzeugt. Nur die Limonentarte als Dessert bleibt gegen das Sorbet mit tiefem Brombeerton blass. Dafür macht die Weinauswahl, die der geprüfte Sommelier Axel Bode zusammengestellt hat, Spaß: insgesamt 150 Positionen, davon 30 offen, vorwiegend deutsche Regionen.
 

Bewertung
Essen 42 von 50
Service 15 von 20
Weinkarte 16 von 20
Ambiente 8 von 10
Gesamt 81 von 100

Witwenball
Weidenallee  20
20357 Hamburg
T: +49 40 53630085
www.witwenball.com

(BJ)

>>> Weiterlesen: Gourmetguide Deutschland, Teil 2

Aus Falstaff Deutschland 08/14