Gin-Showdown in London

Bei der »Beefeater 24 Competition« stellten Bartender aus aller Welt ihr Können eindrucksvoll unter Beweis.

Nathan O’Neill ist der Gewinner der diesjährigen »Beefeater 24 Competition«. Der britische Bartender konnte sich beim hochkarätig besetzten Finale in London gegen Konkurrenten aus aller Welt durchsetzen. Bemerkenswerte Erfolge verzeichneten auch die Teilnehmer aus Italien, Griechenland und Deutschland, die jeweils Teilmodule des Bewerbs für sich entscheiden konnten.

London calling: In der vibrierenden Millionenstadt an der Themse trafen sich Bartender aus 14 verschiedenen Nationen zum »Beefeater 24 Bartender Competition Global Final«, um sich in der Kunst des Cocktailmixens zu messen. Die Teilnehmer hatten sich zuvor in nationalen Ausscheidungen für das Finale qualifiziert – die Vorgabe des Wettbewerbs war dabei von Anfang an so simpel wie spannend: Ein Cocktail sollte entstehen, dessen Gerüst der markante Beefeater-24-Gin und Tee nach freier Wahl bilden mussten.

Teilnehmer aus 14 Nationen stellten sich der Competition / Foto: © Chivas Brothers

London Dry Gin par excellence
Die Sinnhaftigkeit dieser Kombination wurde beim Besuch der Beefeater-Destillerie im Londoner Stadtteil Kennington deutlich. Desmond Payne, Master Distiller und mit seinen 45 Jahren Berufserfahrung eine lebende Gin-Legende, führte durch den gesamten Produktionsprozess und erlaubte einen Blick hinter die Kreation »seines« Gins: Als Beefeater bei Payne anklopfte und ihm die Möglichkeit gab, sein eigenes Signature-Destillat zu kreieren, kam dies einer Ehrung gleich, die man nicht leichtsinnig vertun durfte. Schließlich ist die Beefeater-Destillerie, deren Flaschen ein Torwächter des Tower of London – Beiname »Beefeater« – ziert, der letzte große Gin-Produzent in London und somit eigentlich die Quintessenz eines »London Dry Gin«. So setzte Payne sich hin und begann, monatelang zu tüfteln. Da Gin in seiner Herstellung sehr viel Freiraum lässt – die einzige obligatorische Zutat ist Wacholder –, waren die Wahlmöglichkeiten quasi unbegrenzt.

Beefeater 24 enthält Botanicals aus Fernost / Foto: © Chivas BrothersBotanicals aus Fernost
Eine Japan-Reise brachte schließlich die Erleuchtung: Auf der Suche nach einem geeigneten Tonic-Ersatz (Chinin, das bittere und medizinale Rückgrat jedes Tonic Waters, ist in Japan nicht erlaubt) landete irgendwann Eistee in Paynes Gin – und die Balance des Drinks machte den Briten stutzig. Die logische Schlussfolgerung: Tee sollte dem Beefeater 24 künftig seine Einzigartigkeit verleihen. Bei der weiteren Feinjustierung kristallisierten sich schlussendlich japanischer und chinesischer Grüntee als ideale Sorten heraus. Den letzten Twist verlieh Payne seinem »24«, indem er beschloss, alle 12 Botanicals (also jene im weitesten Sinn Gewürze, die das Aromenspektrum jedes Gins bestimmen) vor der Destillation 24 Stunden lang im Rohdestillat »ziehen« zu lassen. So dürfen seitdem Wacholderbeeren, Engelwurz und deren Samen, Koriandersamen, Lakritze, Mandeln, Schwertlilienwurzeln, Orangen-, Grapefruit- und Zitronenschalen sowie die beiden Grüntees einen Tag lang sanft im Alkohol baden, bevor sich die Hitze der Brennblase ihrer bemächtigt.

Der Italiener Alexander Frezza mixte einen leichten, minzbetonten »Desert Punch« / Foto: © Chivas BrothersBeefeater alla marocchina
Die Vielschichtigkeit des Beefeater 24 mit seinen leise klingenden Teenoten sollte also zum Gradmesser für die 14 Barkeeper werden, die in den Londoner Shoreditch Studios in drei Challenges ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen sollten. Für das erste Modul mussten der ersonnene Cocktail, seine Entstehung und die zugrundeliegenden Überlegungen einer fachkundigen Jury präsentiert werden, der u. a. Desmond Payne und Jane Pettigrew, eine der führenden Tee-Expertinnen Englands, angehörten. Besonders überzeugen konnte dabei der Italiener Alexander Frezza mit seinem leichten, minzbetonten »Desert Punch«, dessen Zubereitung er mit bemerkenswerter Kunstfertigkeit zelebrierte: Beefeater 24, Triple Sec Dry Curaçao, Minz-Kräuterlikör, Limettensaft und einen mit Minze versetzten Grüntee mischte Frezza als einziger Herausforderer im »free pour«-Verfahren, also ohne Zuhilfenahme eines Barmaßes. Nach dem Vorbild der marokkanischen Teezeremonie goss er den Cocktail mehrmals aus großer Höhe ins Glas, bis alle Zutaten homogenisiert und mit ausreichend Luft vermengt waren. Eine feine Schaumkrone zeigte Frezza den perfekten Servierzeitpunkt an.

Die Teilnehmer zeigten live vor Publikum ihr Können / Foto: Georg Schullian
Die Teilnehmer zeigten live vor Publikum ihr Können.

Griechische Improvisationskunst
Der zweite Abschnitt stellte ganz zentral Spontaneität und Kreativität der Bartender auf die Probe: Binnen einer halben Stunde musste sich zu einem asiatisch angehauchten Gericht aus rohem Lachs und einer Salatvariation ein passender alkoholischer Partner gesellen. Die Idee des »food pairings« habe auf der Hand gelegen, da dieses Thema im Cocktail-Bereich immer stärker an Aktualität gewinne, so Sebastian Hamilton-Mudge, Beefeater International Brand Ambassador und einer der Juroren des zweiten Moduls. Aus den äußerst variantenreichen Kompositionen hob sich schließlich jene des Griechen Panagiotis Kanavetas ab und brachte diesem den Teilsieg.

Die Deutsche Katrin Reitz konnte mit »The Watchman’s Wife« die Gäste erfolgreich umgarnen. / Foto: Georg SchullianDes Wachtmanns bessere Hälfte
Mit großer Spannung wurde das letzte Modul erwartet, für das rund 100 exklusive »industry influencers« geladen waren. Alle 14 Finalisten präsentierten in lockerer Party-Atmosphäre ihren Drink aus dem ersten Teil und unterzogen sich damit dem Publikumsvoting. Dass sich die Barkeeper bei dieser Challenge sichtlich am wohlsten fühlten, verwundert kaum, kam sie ihrem gewohnten Arbeitsumfeld doch weitaus am nächsten. Nach knapp drei Stunden intensiven Verkostens stand die Siegerin dieses letzten Teilabschnitts fest: Die Deutsche Katrin Reitz konnte mit »The Watchman’s Wife« die Gäste erfolgreich umgarnen. Erstaunlicherweise als einziger Cocktail im gesamten Feld mit Tonic versetzt und somit auch ganz klassisch als Gin & Tonic genießbar, beeindruckte er mit höchst gekonnter floraler und feinfruchtiger Charakteristik – Beefeater 24, taiwanesischer Oolong-Tee, Kardamomsirup, Limettensaft und Rosenwasser in vollkommener Balance.

Nathan O’Neill vom »The Merchant Hotel« in Belfast hatte in der Gesamtwertung die Nase vorn / Foto: Georg SchullianUK setzt den Schlussakkord
Die Auszeichnung aller drei Modulsieger erfolgte im direkten Anschluss, bei dem auch die spannendste Frage, jene nach dem Gesamtsieger, geklärt wurde. Von Beginn an als einer der Favoriten auf den Titel gehandelt, hatte Nathan O’Neill vom »The Merchant Hotel« in Belfast in der Gesamtwertung die Nase vorne und konnte den Hauptgewinn, eine Reise nach Japan, einstreifen. Sein Cocktail, »Mr. Burrough’s Reviver«, eine Hommage an den Gründer der Beefeater-Destillerie James Burrough, reüssierte mit dominanter Zitrusfrucht in der Nase, die am Gaumen aber artig auch den verwendeten Mandelsirup sowie den Aquavit mitspielen ließ. Im fein adstringenten Finale meldeten sich schließlich auch noch Lapsang- und Grüntee zu Wort und hinterließen bleibenden Eindruck – congratulations, Mr. O’Neill!

Desmond Payne (2.v.r.) überreicht dem glücklichen Gesamtsieger (2.v.l.) die Trophäe / Foto: © Chivas Brothers
Desmond Payne (2.v.r.) überreicht dem glücklichen Gesamtsieger (2.v.l.) die Trophäe. Mit dabei: die beiden Beefeater International Brand Ambassadors Tim Stones (l.) und Sebastian Hamilton-Mudge (r.)

www.beefeatergin.com

(von Georg Schullian)

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