Gibt es bald keine Schokolade mehr?

In seiner aktuellen Ausgabe berichtet der »Konsument« von schrumpfenden Lagerbeständen, drohenden Preiserhöhungen und mangelnden Qualitätsstandards.

Diese Nachricht wird viele Schokoholics mitten ins Herz treffen: In der aktuellen Ausgabe des Verbrauchermagazins »Konsument« wird von einer Schokolade-Knappheit berichtet. Ein Versorgungsengpass drohe, heißt es in dem Bericht.

Teufelskreis
In den vergangenen 30 Jahren habe die Kakaoindusrtrie Raubbau an Natur und Mensch betrieben. Während die Kakaopreise immer tiefer fielen, mussten die Bauern ihre Produktion einschränken – ein Teufelskreis, der nun in Engpässen resultiert. Um die aktuelle Nachfrage zu stillen, müsse der weltweite Ertrag um ca. 100.000 Tonnen angehoben werden, heißt es in dem »Konsument«-Artikel. Da dies nicht zu bewerkstelligen ist, wurde der Kakao- und damit auch der Schokoladepreis bereits im vergangenen Jahr um bis zu 20 Prozent angehoben. Die Kakaobauern profitieren davon allerdings nicht. Sie sehen sich vielmehr mit Armut und sinkenden Erträgen konfrontiert. Viele geben ihre Plantagen mangels Perspektiven auf, was wiederum zur Folge hat, dass weniger Kakobohnen produziert werden.

Faire Produktion
Faire Bedingungen in der Schokoladeproduktion wären wünschenswert, sind aber noch lange nicht Standard. Insgesamt tragen derzeit kaum fünf Prozent der Schokoladeprodukte im österreichischen Handel ein Zertifikat, das Ausbeutung und soziale Missstände in der Produktion ausschließen kann. Für den Kakaosektor sind vor allem drei Zertifizierungsstandards von Bedeutung:

  • Fairtrade
  • UTZ-Certified
  • Rainforest Alliance

Alle drei wollen durch unabhängiges Monitoring dazu beitragen, die Erzeugung und Verarbeitung von Kakao (und anderen Agrarprodukten) weltweit zu verändern und nachhaltiger auszurichten. Die Umsetzung in die Praxis erfolgt dabei allerdings nach unterschiedlichen Gesichtspunkten:

Logo Fairtrade Fairtrade Gütesiegel
Produkte, die das Fairtrade-Siegel tragen, werden nach den Standards der Fairtrade Labelling Organization International (FLO) hergestellt und gehandelt. Die Richtlinien verbieten u.a. Zwangsarbeit und ausbeuterische Kinderarbeit. Für den Handel legt die FLO faire Mindestpreise fest, die die durchschnittlichen Produktionskosten decken. Zusätzlich nutzen die Produzenten nachhaltige Anbaumethoden, über 75 Prozent der Fairtrade Produkte sind bereits bio. Für Bio-Anbau und Sozialprojekte bekommen die Unternehmen eine Prämie. Fairtrade-Schokolade besteht zu 100 Prozent aus zertifiziertem Kakao.

UTZ LogoUTZ Certified
Im Gegensatz zu Fairtrade müssen bei UTZ-zertifizierten Produkten nur 60 Prozent des Kakaos aus UTZ-zertifizierter Herkunft stammen, bis Ende 2014 sollen es 90 Prozent sein. Das Gütesiegel steht für nachhaltig produzierten Kakao, faire Arbeitsbedingungen und den Verzicht auf Kinderarbeit. Es sieht jedoch keine Vorfinanzierung von Saatgut und keine Mindestabnahmepreise vor. Arbeiter werden im Umgang mit Pestiziden, Düngemitteln oder Sicherheitsstandards geschult.

Rainforest Alliance LogoRainforest Alliance
Auch das Rainforest Alliance Gütesiegel garantiert keinen Mindestpreis für die Farmer, der Schwerpunkt liegt hier klar auf ökologischen Aspekten. Prämien wie bei Fairtrade sind nicht vorgesehen. Voraussetzung für die Zertifizierung ist jedoch das Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit. Grundsätzlich müssen über 90 Prozent der Inhalte eines Produkts zertifiziert sein, um das Siegel ohne Zusatz führen zu dürfen.

Weitere Infos unter www.konsument.at

(Redaktion)

Foto © www.pixelio.de, GG Berlin

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