Gemischter Satz: Österreichs neue Paradesorte

Wein aus Wien? Natürlich! Innerhalb der Stadtgrenzen gibt es beachtliche 612 Hektar Rebfläche.

Der Wiener Gemischte Satz wird sogar mit DAC geadelt und ist wohl der einzige Mischsatz weltweit, der eine kontrollierte Herkunft nachweisen kann und von der Slow-Food-Bewegung in die Liste für schützenswerte archetypische kulinarische Güter aufgenommen wurde. Auch in Niederösterreich, dem Burgenland und in der Steiermark wird Gemischter Satz mittlerweile hergestellt.

So entsteht der Gemischte Satz
Er setzt sich aus weißen oder roten Rebsorten mit ver­schiedenen Reifezeitpunkten und Säuregra­den zusammen, die gemischt im Weingarten ausge­pflanzt werden. Die Trauben werden gemeinsam gelesen und gepresst. Das Spektrum reicht von drei bis hin zu zwanzig Rebsorten oder mehr. Ein Gemischter Satz ist nicht zu verwechseln mit einer Cuvée, die durch Verschneiden verschiedener Weine oder Moste desselben Weingebiets hergestellt wird.

Turbulente Geschichte
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war es übliche Praxis, mehrere Sorten gemischt auszusetzen. Dann kam die Reblauskatastrophe, und mit der Umstellung von Stockkultur auf Hochkultur mit Drahtrahmen nach dem Zweiten Weltkrieg ging es den meisten Mischsätzen an den Kragen. In Wien konnten manche überleben, weil hier diese Tradition historisch am stärksten verwurzelt war. Dank engagierter Winzer gelang es, die Sorte wieder zu produzieren und einen gesetzlichen Rahmen für einen »Wiener Gemischten Satz« festzulegen: Erlaubt sind nur trockene Weißweine, deren Trauben aus einem Wiener Weingarten stammen, der mit zumindest drei weißen Qualitätsrebsorten bepflanzt ist, die gemeinsam gelesen und verarbeitet werden. Der ­größte Sortenanteil einer Rebsorte darf nicht höher als 50 % sein, der drittgrößte Anteil muss zumindest 10 % aufweisen. Bei einem Wein ohne Lagenangabe darf der Alkoholgehalt 12,5 Vol.-% nicht übersteigen, für einen
Lagenwein ist das hingegen das Minimum.

Text von Matthias Neske aus Falstaff Deutschland 08/14