Agnes und Fritz Hasselbach.

Agnes und Fritz Hasselbach.
Foto beigestellt

Fritz Hasselbach nach schwerer Krankheit verstorben

Mit Fritz Hasselbach verliert die Welt des deutschen Riesling einen ihrer international angesehensten Winzer – und einen, der gerade im Ausland unermüdlich für den deutschen Riesling warb.

Nur wenige Tage nach dem Tod von Annegret Reh-Gartner trauert der deutsche Weinbau um eine weitere Galionsfigur: Mit Fritz Hasselbach verstarb einer der Gründungsväter des Rheinhessischen Weinwunders. Hasselbach arbeitete nach seinem Studium in Geisenheim als technischer Berater bei der damaligen Versuchsanstalt in Oppenheim, ehe er 1974 die Ur-Ur-Enkelin des Bankiers und Weinguts-Gründers Carl Gunderloch heiratete. 1979 stieg das Ehepaar bei Agnes Hasselbachs Eltern im Weingut Gunderloch ein, 1986 übernahm es den Betrieb.

Legendäre Trockenbeerenauslesen

Hasselbach, der sich gerne auch mit seiner Harley Davidson im Weinberg fotografieren ließ, etablierte Gunderloch während der achtziger und neunziger Jahre als den Spitzenbetrieb am Roten Hang. Legendär sind seine Trockenbeerenauslesen aus dem Nackenheimer Rothenberg, deren Jahrgänge 2001, 1996 und 1992 vom Wine Spectator mit 100 Punkten bedacht wurden. Aber nicht nur in Weinberg und Keller, auch als Unternehmer lag der Vollblut-Winzer meist richtig, und zeigte sich seiner Zeit voraus – etwa, als er bereits Anfang der 2000er-Jahre als einer der ersten deutschen Winzer auf den Stelvin-Schraubverschluss umstellte. Und es konsequent tat, indem er sich auch für seine edelsüßen Spitzen vom qualitativ unsicher gewordenen Naturkork verabschiedete.

Hasselbach antizipierte aber auch den Trend zur asiatischen Küche. Sein mit Blick auf diese kulinarische Linie ein klein wenig süßer als halbtrocken abgestimmter Kabinett »Jean Baptiste« avancierte in den USA und in Asien schon lange vor dem Riesling-Boom der letzten Dekade zum Verkaufsschlager. Seine exzellente kulinarische Eignung zu pikant gewürzten Speisen beweist dieser Wein bis zum heutigen Tag.

Hasselbach hatte sich während der letzten Jahre bereits immer stärker aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und zuletzt seinem Sohn Johannes die Leitung des Betriebs übertragen. Am 4. Oktober verstarb er im Alter von 70 Jahren nach schwerer Krankheit. Die Falstaff-Redaktion drückt Agnes Hasselbach sowie den Kindern des Ehepaars, Kathrin Hasselbach-Bordiehn, Stefanie Jurtschitsch und Johannes Hasselbach ihr tief empfundenes Mitgefühl aus.

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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