Franken: Lese zeigt ganzes Ausmaß der Frostschäden
Franken kämpft zur Weinlese mit den Folgen des Spätfrosts.
Symbolbild © Shutterstock

Franken kämpft zur Weinlese mit den Folgen des Spätfrosts.
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In Franken hat die Lese begonnen. Und während die Qualität der Trauben offenbar herausragend ist, sind die gelesenen Mengen für viele Winzer frustrierend. Denn die Eisheiligen haben Frankens Weinberge am 12. Mai 2020 mit Spätfrost getroffen. Bei der Lese offenbart sich nun das ganze Ausmaß der Mengenverluste.
»Die schlimmsten Schäden gibt es mainaufwärts von Segnitz und bis nach Bamberg«, berichtet Hermann Mengler, der Weinbauberater des Bezirks Unterfranken, der die letzten Wochen nicht nur als Berater, sondern auch als Tröster gefragt war. Im Schnitt kommen derzeit rund 30 Prozent weniger Trauben als in einem normalen Jahr in die Keller. Die Frostschäden sind nach dem Corona-bedingten Rückgang des Absatzes in der Gastronomie der zweite Nackenschlag in kurzer Zeit.
Einige Winzer spielen mit dem Gedanken, ihre Weinberge gar nicht zu lesen.
An einigen Orten sind die Schäden so gravierend, dass die Winzer offenbar sogar mit dem Gedanken spielen, ihre Weinberge gar nicht zu lesen. In Sulzfeld beispielsweise hängen nur etwa zehn Prozent des Üblichen an den Stöcken. Philipp Luckert vom gleichnamigen Familienweingut schreitet indes trotz des hohen Aufwands zu Lese: Der »coolen Qualität« wegen, wie er sagt, könne man die Trauben unmöglich am Stock lassen.
Ähnlich äußert sich Julia Glaser vom Weingut Glaser-Himmelstoss aus Nordheim: »Ein verrücktes Jahr. Wir haben Schäden in Lagen, die eigentlich keine typischen Frostlagen sind. In anderen Weinbergen zog in der Frostnacht Nebel auf, dort sind die Schäden geringer.«
Mehr Frost in der Zukunft
Mengler glaubt, dass sich in den kommenden Jahren Frostereignisse häufen könnten, wegen des früheren Austriebs im Zuge der Erderwärmung vergrößere sich der Zeitraum, in dem die Reben gefährdet sind. »Profitieren werden die Burgundersorten, weil sie wüchsiger sind als beispielsweise der Silvaner«, so Mengler. Dadurch erhöhe sich die Chance auf eine zweite Traubengeneration aus einem neuen Austrieb nach dem Frost.
In den Weingütern und Genossenschaften herrschten dieses Jahr extrem unterschiedliche Stimmungen, hat Andreas Göpfert von der Gebietsweinwerbung Frankenwein-Frankenland GmbH beobachtet: »Wer stark vom Frost betroffen ist, für den ist es eine Vollkatastrophe. An anderen Orten ist es ein Traumherbst.«
»Jammern hilft am allerwenigsten.«
Julia Glaser
Julia Glaser aus Nordheim ist stark vom Frost betroffen, nimmt es aber mit dem typischen Pragmatismus der Winzer: »Es ist ja noch immer irgendwie gegangen. Und jammern«, fügt die junge Frau an, »jammern hilft am allerwenigsten.«
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