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FRAG DEN KNIGGE! Welche Kundenwünsche bleiben unerfüllt?

Robert L. ist Gastronom aus Leidenschaft. Aber es gibt Gäste, die ihn mit Sonderwünschen, Allergien und Unverträglichkeiten in den Wahnsinn treiben. Für Knigge keine Streitfrage.

»Ich liebe meinen Job, wenn meine Gäste zufrieden und mit einem Lächeln im Gesicht mein Restaurant verlassen. Aber muss ich jedem Wunsch des Gastes gerecht werden?«
Robert L. aus München.

»Extrawürste gibt's bei mir nur vom Grill!« sagt Moni, die Chefin meiner Lieblingsimbissbude. Selbst versuche ich, ein braver Gast zu sein. Ich bestelle, was angeboten wird, esse, was auf den Tisch kommt und habe ich das Glück von Allergien und Unverträglichkeiten verschont zu sein. Ich will nicht ausschließen, dass ich schon einmal eine Beilage getauscht habe. Aber das passiert so selten, dass ich das letzte Mal schon vergessen habe.
»Der Kunde ist König solange er sich königlich verhält. Der Chef ist Chef solange er wie einer kocht.« Sagte mein Lieblings-Chef zu mir. Er wusste, wie man kocht. Sagte der Guide Michelin: ein Stern in Hannover. Ich habe dort vor 30 Jahren ein Praktikum gemacht. Obwohl nur kurz und obwohl schon lange her, habe ich hier Erfahraungen fürs Leben gesmmelt. Im Umgang mit Menschen und mit Messer und Gabel. »Das wichtigste ist, dass Küche und Service an einem Strang ziehen, Moritz! Nur dann gibt es großartiges Essen, für alle, die das zu schätzen wissen.«
»Ich habe mich gestern so aufgeregt, Moritz. Ich war in Düsseldorf essen und habe den Service gebeten mein Tunasteak durchzubraten. Ich mag einfach keinen rohen Fisch! Da sagt die Bedienung zu mir:
›Dann nehmen Sie doch die Seezunge.‹
›Entschuldigen Sie bitte, ich wollte das mit Ihnen nicht diskutieren, geben Sie es einfach so weiter.‹
›Ich wollte das mit Ihnen auch nicht diskutieren. Wir braten hier weder Rindersteak, noch Taube, noch Tuna, noch Schokokuchen durch!‹«

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»Unfassbar! Katharina und ich sind dann gegangen.« Unschön, dachte ich. Aber nicht alle Wünsche im Leben gehen in Erfüllung und sagte: »Weißt du Alexander, mein Vater hat ja mit Bordeaux gehandelt. Wir standen oft zusammen in seinem Weinkeller:
›Weißt du Moritz, wann man sich über Geschmack streiten kann?‹
›Ich dachte über Geschmack kann man sich nicht streiten, Papi.‹
›Doch kann man, sobald man sich einen gebildet hat.‹«
Er schmunzelte. So wie ich jetzt. Alexander schmunzelte nicht. »Auf deine blöden Belehrungen kann ich gut verzichten. Schönen Tag auch«, sagte Alexander und ging. Das nächste mal, wenn er mich besucht, mache ich ihm eine schöne Seezunge, dachte ich.


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