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FRAG DEN KNIGGE! Müssen Hunde draußen bleiben?

Timo S. aus Stuttgart war unsicher, wie und wem er seine Unzufriedenheit über einen Hund im Restaurant kundtun sollte. Deshalb hielt er sich zurück.

»Bei meinem jüngsten Restaurantbesuch lag unter dem Nebentisch ein Hund, der nicht nur stank, sondern auch kläffte. Ich habe mich zurückgehalten. Was hätten Sie getan?«
Timo S. aus Stuttgart.

In meinen Augen haben Sie richtig gehandelt. Warum? Mein Kollege Martin Rütter mag Hunde. Sein Programm »Hundeschule« füllt Hallen wie der ewige Reinhard Fendrich. Wahrscheinlich, weil es so viele stabile Mensch-Hund-Beziehungen gibt, die gemeinsam durch die Schule des Lebens spazieren.
Wir hatten zu Hause immer Hunde. Alle nach Politikern benannt. Die letzten beiden hießen Winston und Rosa. Ich mag Hunde. Jedem, den ich treffe verpasse ich eine Streicheleinheit. Hunde sind so treu wie sie gucken. Der Hund ist der beste Freund des Menschen. Sein Glück ist, wenn ich da bin und er gibt keine Widerworte. Kein Hundebesitzer, der anderes sähe. Und könnten Hunde sprechen, würden sie es bestätigen. Wau, ich habe gesprochen. Die besten Freunde von hundelosen Menschen sind andere Menschen oder Katzen. Da Katzen hingehen, wo sie wollen und Hunde meistens draußen bleiben müssen, glaube ich zu erschnuppern, dass die betreffende Wirtschaft selbst Hundehalter ist.
Was Ihre Lage nahezu aussichtslos macht. Wem gegenüber sollten Sie jetzt noch Unzufriedenheit äußern? Ich will es kurz und schmerzhaft machen: niemandem. Vom direkten Verursacher trennt eine Art Sprachbarriere. Er hört zwar gerne, wer ein guter Junge ist. Ihre konstruktive Kritik aber wird er mit treuen Augen doch letztlich ratlos entgegennehmen. Der tatsächlich Verantwortliche dagegen ist vor Liebe taub und blind gegen die Tatsache, dass sein bester Freund eine stinkende Fußhupe ist. Zu allem Überfluss hat die Wirtschaft wohl erwogen, ihr Lokal für Zwei- UND Vierbeiner zu öffnen. Schachmatt. Das ist wie wenn Sie in der Sauna den Herren gegenüber bedeuten, sie mögen sich doch bitte etwas überziehen.

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Hundemenschen sind Gemütsmenschen. Sie sagen: »Der tut nix, der will nur spielen.« Und erwarten, dass der andere mitspielt. Wer die Nase rümpft ist ein Spielverderber. Ich weiß, wovon ich rede, bin ja selber Herrchen. Immer wieder muss ich mich selbst daran erinnern, den Wunsch anderer nach Distanz zum Tier wohlwollend zu respektieren. Gehen Sie nicht mit dem Stöckchen zur Schießerei. Hier ist rein gar nichts zu gewinnen. Gehen Sie an die frische Luft, atmen dreimal tief durch oder bellen Sie einmal laut. Dann ist der Ärger schnell verflogen. Dann zahlen Sie Ihre Rechnung, geben Sie ein gutes Trinkgeld und verabschieden Sie sich fürs Erste. Stuttgart ist voller toller Restaurants. Unsere vierbeinigen Politiker haben übrigens nie ein Restaurant von innen gesehen. Dafür sind wir zu diplomatisch, wir Knigges.


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