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FRAG DEN KNIGGE! Darf ich eine ausgestreckte Hand ausschlagen?

Spitzenkoch Toni Mörwald beobachtet, dass sich Damen und Herren beim Empfang schwerer tun als früher. Für Knigge eine Entspannungs-Frage.

»Wen soll man zuerst begrüßen und wie reagiert man richtig, wenn man zwar eine Dame zuerst begrüßen möchte und mir deren Partner schon freudig die Hand entgegenstreckt?« 
Spitzenkoch und Multigastronom Toni Mörwald

»Jetzt bin ich verunsichert. Wie spreche ich Sie eigentlich richtig an?« Keine Frage habe ich öfter gehört. Und zahllose Antworten ausprobiert. »So lange Knigge darin vorkommt, fühle ich mich angesprochen.« Bei der bin ich geblieben. Weil sie mein Gegenüber zum Schmunzeln bringt. Ich mach mich locker, das entspannt andere. Meine Erfahrung lehrte mich, den traditionellen »Baron« ebenso stecken zu lassen, wie den demokratischen »Herrn Freiherr«. Herrlich, Entspannung. Beim Empfang geht es mir darum, möglichst fix entspannt ins Plaudern zu kommen. Dem ordne ich Tradition, Moden, vor allem aber meine Eitelkeiten unter. Das gilt auch für den Handschlag.
Früher war das anders. Früher war nicht alles besser. Aber manches einfacher.  Zumindest bei der Begrüßung. Bevor die Dame sich erhob, um Frau zu werden, durfte sie bei der Begrüßung sitzen bleiben. Bevor die Business-Etikette dem traditionellen Protokoll in die Parade fuhr, wurde die Dame vor dem Generaldirektor begrüßt. Auch wenn sie seine Sekretärin war. Heute haben sich Teamassistentinnen bei der Begrüßung hinten anzustellen. Die Begrüßung ist die erste Möglichkeit, einander wahrzunehmen. Wer grüßt stellt Weichen. Gegen chronische Verkrampfung und akute Verunsicherung wirken die selben Hausmittelchen wie eh und je: Lächeln, Blickkontakt und die Bereitschaft sich und andere vorzustellen. Brücken bauen statt Mauern. So einfach. Je schneller jeder jeden kennt, desto eher wird es locker.

Moritz Freiherr Knigge
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Moritz Freiherr Knigge

»Weißt Du was mir immer total unangenehm ist, Moritz?« fragte mich eine Freundin kürzlich. »Dieses ›Ladies first!?‹ von der Seite, wenn ein Herr versehentlich einen Herrn vor mir grüßt. Und weißt Du warum? Weil mich jemand als Vorwand benutzt, um jemand anderen bloßzustellen.« Das beantwortet möglicherweise ihre wunderbare Frage, lieber Herr Mörwald: Nehmen Sie freudig die Hand des Herrn an. Auch die Damen im Raum werden es Ihnen danken.


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