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Farbenspiele: Roséwein Trophy Deutschland 2022

Die Farbpalette deutscher Rosé- und Blanc-de-Noir-Weine reicht von Cremefarben über Pastellrosa bis Ziegelrot. Ebenso vielfältig ist auch der Stil dieser hellen Weine aus dunklen Trauben: Manche sind vor allem frisch und süffig, andere bestechen mit mineralischer Tiefe oder lukullischer Fülle.

Als die Blindprobe aufgelöst wurde, zuckten die Mitglieder der Falstaff-Jury nachgerade schuldbewusst zusammen: Oops! … We did it again! Schon wieder lagen die Aldingers an der ­Spitze, diesmal sogar gleich mit zwei Weinen. Rainer Schäfer wandelte Gary Linekers berühmtes Fußballdiktum ab: »Und am Ende gewinnen die Aldingers.«

Dabei ist es vermutlich die Mischung aus stilistischer Kühnheit und präziser Idee, die einen Wein wie den Trollinger Rosé der ­Aldingers zum Seriensieger prädestiniert: Warum eigentlich soll man aus einer Sorte, die von Haus aus wenig Farbe bringt, mit aller Gewalt einen Rotwein machen? Die alten Reben, die in der Lage ­Untertürkheimer Gips wurzeln, bringen so viel Aroma, ­Mineralität und Extrakt, dass die Aspekte Farbe und Gerbstoff kaum etwas hinzu­fügen würden. Im Gegenteil: Vielleicht würden Farbe und Gerbstoff sogar den Blick auf die Eleganz und die Tiefe verstellen, die dem Wein zu eigen sind.

Ausgezeichnetes kommt aber natürlich auch aus anderen Kellern: Ganz nah dran am Podest war beispielsweise der Niersteiner Rosé »Wunderschön pure« des Weinguts St. Antony, der sich fast wie ein provezalischer Rosé mit Holzeinfluss positioniert. Eine Art »Garrus« vom Roten Hang, deutlich überqualifiziert für eine Rolle als Aperitif. In seinem Element ist dieser Wein bei der Begleitung anspruchsvoller Kulinarik, ähnlich wie die beiden Aldinger-Rosés, wie der »Kapellenkeller« von Graf Neipperg, die Cuvée »AnnA« von Thomas Seeger oder der ausgezeichnete »Rosé Holz« des Weinguts Baumann – Forellenhof aus dem fränkischen Handthal am Nordrand des Steigerwalds.

In der Fraktion der fröhlichen Rosés für die warme Jahreszeit fanden wir ebenfalls ausgezeichnete Weine, kein Wunder, da die verkosteten Jahrgänge 2020 und 2021 Nerv und Frische betonen. Bestes Beispiel für die Gruppe, die Trinkfreude mit mineralischer Frische verbindet, ist der drittplatzierte Rosé von Markus Keller aus Worms. Bei diesem Wein, aber ebenso bei Rosés wie denjenigen des Bischöflichen Weinguts Rüdesheim, von Simone Adams aus Ingelheim, beim Mauchener aus dem Markgräfler Weingut Lämmlin-Schindler und vielen anderen dürfte die Trinkgeschwindigkeit einzig vom Fassungsvermögen der Flasche begrenzt werden.

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1. Platz

2020 Untertürkheim Gips Trollinger Rosé Erstes Gewächs, Fellbach
13 Vol.-%, Fast eine Weißweinfarbe. Helles Stohgelb mit kupferfarbenen Reflexen. Hefig im Duft, auch etwas röstig, im Mund mit großem Spannungsbogen und intensvier Stoffigkeit, salzig, dabei geschmeidig, aber auch nicht übertrieben viskos, kraftvoll, mit einiger Tiefe und ungemein spannungsgetragen.

weingut-aldinger.de, € 80

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2. Platz

2020 Spätburgunder Rosé Reserve, Fellbach
13 Vol.-%, Helles Lachsrosa in der Farbe. Im Duft etwas Honig, Hefe, dann auch Kräutertöne und ein dezenter Hochreifeeinfluss in der Frucht, Im Mund wirkt der Wein sehr geschmeidig, sogar leicht ölig, eine stramme Säure und eine Schicht Phenole balancieren den ausgeprägten Weichteil, bei guter Frische endet der Wein noch verschlossen-kompakt.

weingut-aldinger.de, € 22

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3. Platz

2021 Pinot Noir Rosé trocken, Worms
12,5 Vol.-%, Strahlendes Lachsrosa im Glas. Getrocknete Erdbeeren in der Nase, rote Kirschen, Himbeeren, Rharbarber, florale Noten wie Veilchen, kalkige Würze. Am Gaumen vollmundig, cremiger Schmelz, saftige Früchte, feine Würze, feine Phenolik, lebendige Säure, gut integriert, dezente Süße im Nachhall, lange am Gaumen.

weingutkeller.de, € 8,50


Weitere prämierte Roséweine 2022 aus Deutschland finden Sie in unserer Trophy Liste:

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Erschienen in
Falstaff Nr. 05/2022

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Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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