Ein Reizklima mit kühlen und warmen Einflüssen, wie hier beim drittplatzierten Weingut Auftricht vom Bodensee, bekommt den Aromen des Sauvignon Blanc gut.

Ein Reizklima mit kühlen und warmen Einflüssen, wie hier beim drittplatzierten Weingut Auftricht vom Bodensee, bekommt den Aromen des Sauvignon Blanc gut.
© Foto bereitgestellt

Falstaff Sauvignon Trophy 2022: Das sind die Gewinner

Den Sauvignon Blanc lieben wir alle – nicht zuletzt, weil die Weine so unverwechselbar sind.

Es ist ein Siegeszug ohnegleichen, den die Rebsorte Sauvignon Blanc während der letzten 20 Jah­re im deutschen Weinbau feiert. Als die von der Loire stam­mende Sorte Mitte der Neunzigerjahre hierzulande zugelassen wurde, begann sie sich rasch zu verbreiten. Inzwischen stehen 1660 Hektar im Ertrag, Tendenz weiter steigend. Das entspricht zwar weniger als zwei Prozent der deutschen Anbaufläche, ist aber mehr, als die drei kleinsten deutschen Anbaugebiete (Bergstraße, Mittelrhein und Sachsen) zusammen auf die Waagschale bringen.

Der Sauvignon Blanc ist also im deutschen Weinbau angekommen. Und das auch in stilistischer Hinsicht. Dabei haben sich im Großen und Ganzen zwei unterschiedliche Genres (und Preisklassen) etabliert: Der Löwenanteil der Sauvignon-Blanc-Weine wird auf Frucht und pikante Würze hin vinifiziert: als ein belebend frischer Weintyp, der aromatisch intensiver ausfällt als ein Riesling, aber eben auch nicht so extrem bukettreich wie ein Traminer oder Muskateller. In diesem, typischerweise in der Jugend des Weins am besten schmeckenden Geschmacksmuster geht es um Intensität – aber auch um Klarheit: Denn der Sauvignon hat die Eigenart, dass sein Aroma von Hefekomponenten, ­verstärkt werden kann, im Extremfall sogar bis hin zu einer gewissen Penetranz.

© Shutterstock

Die zweite Klasse von Sauvignon-Blanc-Weinen hat den Anspruch, die Sortenwürze mit Herkunftscharakter zu verbinden, also mit den sensorischen Merkmalen des Bodentyps. Diese Art von Terroir-Sauvignon zielt gleichzeitig auch auf Reifebeständigkeit (oder gar Reifebedürftigkeit) ab. Daher werden solche Weine häufig im Barriquefass ­vergoren, in der Amphore oder im Betonei.

Die Sauvignon Blanc Trophy 2022 hat ­ausgezeichnete Weine in beiden Genres hervorgebracht. In der Gruppe der jugendlich-fruchtbetonten Weine gibt es großen Genuss bereits um und oft sogar unter zehn Euro die Flasche, etwa bei den Weingütern Eckehart Gröhl, Sander, Manz, Lämmlin-Schindler und Ökonomierat Rebholz. Die Topweine gehören zur Premiumklasse, die mit Kraft und Nuancenreichtum begeistert – jetzt und für viele weitere Jahre der Reife.

© US

1. Platz

2020 Sauvignon Blanc Fumé Réserve »500«, Weingut Wageck, Bissersheim
13,5 Vol.-%. Zu Beginn ist der Wein reduktiv im Duft, mit einer zart buttrigen Note und leicht röstigem Holz. Mit Luftkontakt öffnet sich eine zurückhaltend bleibende Sortenwürze. Im Mund zeigt sich der Wein sehr energiegeladen, Säurenerv und Phenolik schaffen einen Intensitätspeak von großer Eindringlichkeit, dabei bleibt der Wein ziseliert und hochdifferenziert. Mit ausgezeichneter Länge deutet sich schon jetzt an, was im Lauf der Flaschenreife noch an Würze entstehen wird.

wageck-weine.de, € 20,90
 

© US

2. Platz

2020 »Ovum®« Reserve Sauvignon, Weingut Aldinger, Fellbach
13 Vol.-%. Die präsente, aber aromatisch feine Hefekomponente lässt den noch verschlossenen Sortenaromen derzeit noch nicht viel Raum. Florale und pfeffrige Töne zeigen sich. Im Mund offenbart sich ein kraftvoller und dennoch ganz -unbeschwerlich inszenierter Extrakt, eine Dichte ohne Schwere. In sich ruhender Wein, großes Potenzial.

weingut-aldinger.de, € 40,–
 

© US

3. Platz

2021 Meersburg Pfattishag Sauvignon, Weingut Aufricht, Stetten
13 Vol.-%. Die Nase wird noch vom Ausbau geprägt, kräuterige Noten von Spontangärung, viel Hefe, Holzwürze, gerbige Apfelschalen, am Horizont auch Johannisbeere, Stachelbeere. Eher voluminös angelegt in seiner Struktur, die mit guter Substanz, Würze und Mineralität ausgekleidet wird. Feinnervige Säureader, Noten von Quitte und Salzzitrone, merkliche und gepflegte Phenole. Getragen und dabei doch etwas wild. Lang und vor allem jung. In der Frucht frisch und nuancenreich.

aufricht.de, € 31,–


Erschienen in
Falstaff Nr. 06/2022

Zum Magazin

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
Mehr entdecken
Mehr zum Thema