Taittinger, Frankreich: Die teilweise uralten und riesigen Kreidekeller in der Champagne bieten den Produkten ideale Bedingungen zum Reifen.

Taittinger, Frankreich: Die teilweise uralten und riesigen Kreidekeller in der Champagne bieten den Produkten ideale Bedingungen zum Reifen.
© Louis Teran

Europas sprudelnde Klasse

Der edle Champagner ist nach wie vor der Primus unter den Schaumweinen. Doch längst gibt es auch hoch­qualitative Sparkling-Produkte aus anderen Ländern, wie das große Falstaff-Schaumwein-Tasting zeigt. Ein ­Überblick über die Hersteller.

Champagner war noch nie so populär wie heute. Das belegen nackte Zahlen: Allein im vergangenen Jahr ist der Gesamtabsatz um mehr als fünf Millionen Flaschen gestiegen, insgesamt wurden 312,5 Millionen Flaschen verkauft. Der weltweite Umsatz kletterte von 4,5 auf 4,75 Milliarden Euro – das ist der höchste Wert, der jemals erzielt wurde. Interessant ist dabei, dass es die Franzosen schaffen, mehr als die Hälfte der Produktion im Inland zu konsumieren, exportiert wurden zuletzt etwa 48 Prozent.

Ferrari Trento, Italien: Die Cantine Ferrari aus dem Trentino ist eines der meistausgezeichneten Sekthäuser Italiens und feierte zuletzt in London den Sieg als World Champion der Blanc de Blancs.
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Ferrari Trento, Italien: Die Cantine Ferrari aus dem Trentino ist eines der meistausgezeichneten Sekthäuser Italiens und feierte zuletzt in London den Sieg als World Champion der Blanc de Blancs.

Die Winzer und Häuser der Champagne verkauften 2015 weniger nach Deutschland und Österreich als im Jahr davor. Die Lieferungen aus der Champagne nach Deutschland gingen um 5,5 Prozent zurück. Deutschland bleibt nach Absatzmenge der Exportmarkt Nummer drei nach Großbritannien und den USA. Japan liegt auf Platz vier. 
Auch die Champagner-Lieferungen nach ­Österreich lagen 2015 im Minus: Die Lieferungen gingen um 74.811 Flaschen ­zurück, das entspricht 5,7 Prozent. Österreich stand 2015 auf Platz 18 der Liste der wichtigsten Champagner-Exportländer weltweit, ganz knapp vor Mexiko und Russland. 

Neue Sparkling-Trends

War aus Gesprächen mit Importeuren in den deutschsprachigen Ländern in den letzten Jahren ein gewisser Trend zu Rosé-Cham-pagner zu erkennen, so scheint es nun eine verstärkte Nachfrage für Blanc de Blancs zu geben. Wenn man das Ergebnis des großen Sparkling-Tests begutachtet, so lässt sich -zumindest im Premium-Segment diese Aussage sehr gut nachvollziehen.  

Turó d’en Mota, Spanien: Längst hat sich der spanische Cava von einem eher quantitativ orientierten Produkt hin zum terroirbezogenen Edelschaumwein entwickelt. 
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Turó d’en Mota, Spanien: Längst hat sich der spanische Cava von einem eher quantitativ orientierten Produkt hin zum terroirbezogenen Edelschaumwein entwickelt. 

Bei den Konsumenten unterscheidet sich das Verhalten allerdings in den Ländern relativ stark: Für die Österreicher ist der Champagner wie fast alle Schaumweine ein anlassbezogenes Getränk, während der Deutsche hier deutlich öfter pro Kopf zur Flasche Sekt und Champagner greift. Österreicher und Schweizer sind auch deutlich stärker auf Marken fixiert, während in Deutschland neben den großen und illustren Namen auch kleine Häuser und vor allem Winzerchampagner gut angenommen werden. Dazu gesellen sich auch noch andere Schaumweine aus verschiedenen Regionen Frankreichs, speziell die Crémants aus Elsass, Loire und Burgund, die wiederum in Österreich so gut wie keine Marktrelevanz erreichen. Mit einer Produktionsmenge von deutlich mehr als 200 Millionen Flaschen Cava jährlich liegt Spanien auf Platz zwei der weltweiten Schaumweinproduktion. Rund 95 Prozent kommen aus Ka­talonien mit dem Epizentrum Sant Sadurní d’Anoia unweit von Barcelona, wo das Gros der bekannten Marken ihre Zentralen hat. 

Österreicher und Schweizer sind stärker auf Marken fixiert, während in Deutschland auch kleine Häuser und vor allem Winzerchampagner gut angenommen werden.

Schlumberger, Österreich: Bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts erzeugt die Sektkellerei Schlumberger ihre exquisiten Produkte nach der klassischen Methode.
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Schlumberger, Österreich: Bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts erzeugt die Sektkellerei Schlumberger ihre exquisiten Produkte nach der klassischen Methode.

Die D.O. Cava ist nicht auf die Weinregion Penedès begrenzt. In geringem, aber wachsendem Umfang wird auch in anderen spanischen Anbaugebieten wie Rioja, Aragón, ­Navarra und in anderen dafür eigens registrierten Gemeinden Cava erzeugt. 
Die nach klassischer Methode erzeugten und wie ihre französischen Vorbilder oft über viele Jahre auf der Hefe gereiften Premium-Produkte unterscheiden sich von diesen nur durch die Wahl der regionstypischen Rebsorten, allen voran die feine Sorte Xarel·lo. Zu den von Kennern bevorzugten Namen zählen Recaredo, Raventós i Blanc, Juvé & Camps, Gramona, Mestres, Agustí Torelló, Canals & Munné, Jané Ventura, Llopart, Codorníu oder Segura Viudas. 
Auch Italien verfügt über eine große Schaumweinvielfalt. Heute denken viele Konsumenten zunächst an Prosecco, die Weinkenner eher an Franciacorta. Der Ursprung der italienischen Sektindus­trie ist allerdings in Piemont zu suchen, wo man bereits im 19. Jahrhundert das Vorbild Champagner aufgriff. Im heute verschlafenen Städtchen Canelli haben die Winzer kilometerlange Kellergewölbe in den Tuffstein gebaut, seit mehr als 150 Jahren wird hier der Asti Spumante kultiviert. Die Keller von Contratto, Coppo oder Bosca sind Sehenswürdigkeiten für sich. Als Herkunft der besten Schaumweine im gehobenen Segment gilt heute die kleine Franciacorta in der Lombardei. Diese junge Region verdankt ihren Ruf herausragenden Winzern wie Maurizio Zanella, dem Gründer von Ca’ del Bosco, oder Unternehmern wie Vittorio Moretti, der hinter dem Namen Bellavista steht. Zahlreiche feine Schaumweine kommen von weiteren Namen wie Berlucchi, Contadi Castaldi, Il Mosnel, Montenisa (Antinori) oder La Valle. Ein absoluter Spitzenbetrieb ist die Cantina Ferrari, deren Trauben im kühlen Klima des Trentino heranwachsen und deren Erzeugnisse sich mit den besten Champagnern messen können.

Raumland, Deutschland: Der deutsche Sekt hat eine lange Tradition. Neben den berühmten grossen Sektkellereien erzeugen viele prominente Winzer bereits in aller Welt gesuchte Schaumweine.
© Shutterstock
Raumland, Deutschland: Der deutsche Sekt hat eine lange Tradition. Neben den berühmten grossen Sektkellereien erzeugen viele prominente Winzer bereits in aller Welt gesuchte Schaumweine.

Die deutsche Sektwirtschaft ist in der landesweiten Weinszene ein mächtiger Player aber die Nachfrage ist tendenziell rückläufig. Im Vorjahr meldete das Statistische Bundesamt für 2015, dass der Absatz in Deutschland um 1,5 Prozent zurückgegangen ist. Nicht dramatisch, waren das doch immer noch stolze 423 Millionen Liter Sprudelwein oder ein Pro-Kopf-Verbrauch von rund 4,6 Liter, bei den über 16-Jährigen.
Trotz eines vielfältigen Angebots an qualitätsvollen Winzersekten bilden diese eine zwar feine, aber sehr überschaubare Nische, was nicht zuletzt ihren relativ respektablen Preisen geschuldet ist. Dass deutsche Spitzensekte bei Vergleichsverkostungen stets auf den ersten Rängen landen, hat sich bei den Konsumenten im eigenen Land offensichtlich noch nicht herumgesprochen. 

Neben ausgesprochenen Sektspezialisten wie Volker Raumland oder Schloss Vaux haben zahlreiche Top-Produzenten Spitzensekte im Programm, von Becker, Breuer, Diehl, Dönnhoff, Franz Keller, Molitor zieht sich das ABC bis zu Von Buhl, wo der Ex-Kellermeister von Bollinger, Mathieu Kauffmann, für sprudelnde Sektsensationen sorgt.
In Österreich wiederum bemüht man sich gerade, das Image des Sekts zu heben. Denn bei allem Patriotismus in der Weinkultur hinkt die Sektwirtschaft noch etwas nach. Mit neuen rechtlichen Rahmenbedingungen beim Herkunftsmarketing will man eine Basis schaffen, um das Potenzial des Schaumweins voll auszuschöpfen. Neben den traditionsreichen Sektkellereien – angeführt vom Flaggschiff Schlumberger und arrivierten Winzersekterzeugern wie Willi Bründlmayer, Schloss Gobelsburg, Steininger, Malat, Harkamp oder Szigeti – soll ein Angebot von Qualitätssekten der Trilogie Klassik, Reserve und ­Große Reserve entstehen.

Aus dem Falstaff Magazin 08/2016.

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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