Manfred Prüm und Katharina Prüm.

Manfred Prüm und Katharina Prüm.
© Andreas Durst

Engpass bei JJ Prüm Kabinett befürchtet

Der Kult-Kabinett aus der Sonnenuhr wird teurer – und knapp. Überhaupt, scheint das Prädikat aktuell nicht nur in Deutschland einen großen Moment zu haben.

Wie Falstaff vom Weingut JJ Prüm direkt erfuhr, ist außer dem noch nicht in Verkehr gebrachten 2020er kein älterer Jahrgang des Kabinetts aus der Wehlener Sonnenuhr mehr verfügbar. Das Weingut war bislang dafür bekannt, dass es eine große Jahrgangstiefe bei seinen Weinen angeboten hat – und führt diese Politik offenbar bei Weinen anderer Prädikate und anderer Lagen weiterhin fort.

Allerdings ließ der Kabinett-Boom bereits in den letzten Jahren die Bestände schrumpfen. »Dass die Kabinette immer ausverkauft sind, war eigentlich schon länger so«, schreibt Katharina Prüm auf Falstaff-Anfrage.

Die Hausse drückt natürlich auch die Preise nach oben. So explodierte etwa der Preis für Egon Müllers Scharzhofberger Kabinett von etwa 35 Euro vor ein paar Jahren auf 135 Euro für den neusten Jahrgang 2020. Im Zug dieser Preisbewegung hatte beispielsweise der Weinhändler Weinart im vergangenen Jahr die Preise der Kabinett-Weine aller Weingüter in seinem Sortiment auf die Preise der jeweiligen Spätlesen hochgesetzt.

Die Sonnenuhr in Wehlens Weinberg wurde 1842 von Jodocus Prüm erbaut, einem Bruder von Matthias.
Foto beigestellt
Die Sonnenuhr in Wehlens Weinberg wurde 1842 von Jodocus Prüm erbaut, einem Bruder von Matthias.

In der neusten Liv-Ex-Liste der nach Volumen meist gehandelten deutschen Weine steht JJ Prüms Wehlener Sonnenuhr Kabinett des Jahrgangs 2018 an neunter Stelle, und zwei weitere Jahrgänge (2014, 2007) befinden sich ebenfalls in den Top 50. Dabei dürfte vor allem eine Rolle spielen, dass das Ende der von der Trump Administration verhängten Strafzölle die Nachfrage in den USA angekurbelt hat.

Bei diversen Weinhändlern ist der Preis des Sonnenuhr Kabinett nach oben gegangen, auf etwa 35 Euro, nach zuletzt etwa 25 Euro. Auch Heiner Lobenberg von Gute Weine Lobenber rechnet für den 2020er Jahrgang mit Preisen deutlich über 30 Euro, die Qualität dieses »erwachsenen Weins, der einer der substanzreichsten Kabinettweine in Deutschland ist« sei in den letzten Jahren ohnehin kontinuierlich gestiegen, noch über das schon vorher bekannt gute Niveau hinaus. Mit Blick auf den neuen Jahrgang gehe er davon aus, dass er wie in den Vorjahren eine Zuteilung von 300 Flaschen erhalte: »Manchmal, bei großer Ernte, bekommen wir auch etwas mehr.« Die Bestände an 2018er und 2019er Weinen seien bei ihm bereits komplett ausverkauft.

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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