Keller Weingut Ellwanger: Neben Lemberger und Spätburgunder reiftder  Zweigelt im Eichenfass.

Keller Weingut Ellwanger: Neben Lemberger und Spätburgunder reiftder  Zweigelt im Eichenfass.
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Eine klug besetzte Nische: Ellwanger-Zweigelt

Erstmals wurde bei der Falstaff Wein Trophy auch der Publikumspreis für einen Lieblingswein vergeben. Gewonnen hat der Zweigelt des Weinguts Ellwanger.

Zweigelt aus Deutschland? Das ist nicht nur ungewöhnlich, es ist sogar ausgesprochen rar. Ganze 110 Hektar listet die Sortenstatistik aus dem Jahr 2015 auf. Mehr als die Hälfte davon (60 Hektar) wachsen in Württemberg, und von diesen wiederum sage und schreibe viereinhalb Hektar beim Sieger der nun erstmals ausgelobten Falstaff Publikumstrophy: beim Weingut Jürgen Ellwanger in Winterbach im Remstal. Ein Fünfundzwanzigstel der gesamten deutschen Zweigelt-Produktion!
»Ende der 70er-Jahre brachte der Vater die ersten Reiser aus Deutschkreutz im Burgenland mit«, erzählt Felix Ellwanger, der damals noch gar nicht geboren war. »Das reichte erst mal nur für eine Reihe, zum Ausprobieren. Doch schon nach ein paar Jahren war klar, dass die Sorte bei uns im Remstal gut funktioniert. Die zweite Zweigelt-Anlage war dann schon deutlich größer.«

Die Falstaff-Leser wählten ihren Wein zum Lieblingswein: der rüstige Senior und Zweigelt-Pionier Jürgen Ellwanger mit seinen Söhnen Jörg (li.) und Felix (re.).
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Die Falstaff-Leser wählten ihren Wein zum Lieblingswein: der rüstige Senior und Zweigelt-Pionier Jürgen Ellwanger mit seinen Söhnen Jörg (li.) und Felix (re.).

Barrique-Ausbau

Ellwangers älteste Zweigelt-Reben verschwanden später bei einer Umlegung –
doch die zweitälteste Anlage, gepflanzt Mitte der 80er-Jahre, steht noch. Es war eine Zeit des Ausprobierens. Fast zeitgleich entstand damals in Württemberg die »HADES«-Gruppe, benannt nach den Anfangsbuchstaben ihrer Mitglieder: Hohenlohe-Oehringen, Adelmann, Drautz-Able, Ellwanger und Sonnenhof. Die Gruppe hatte sich zusammengetan, um den damals gerade aufkommenden Barrique-Ausbau zu erkunden, die Weinsberger Versuchsanstalt fungierte als Klammer und spendete wissenschaftliche Begleitung. »Auch bei den HADES-Weinen war unser Zweigelt von Anfang an dabei. Wenn ich mich nicht täusche, ab 1988 oder 1989.«
Schnell machte sich das Weingut einen Namen für den seltenen Roten. Um klar zu machen, dass es sich bei der unbekannten Bezeichnung um eine Traube handelt, schrieb Jürgen Ellwanger nicht einfach nur »Zweigelt« aufs Etikett, sondern »Zweigelt-Rebe.« Eine Bezeichnung, die geblieben ist, auch wenn man heute nicht mehr ganz so viel erklären muss wie vor 25 Jahren. 

Typisch Ellwanger: die Schreibweise »Zweigelt-Rebe«.
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Typisch Ellwanger: die Schreibweise »Zweigelt-Rebe«.

Paradiesvogel und feste Größe

»Überrascht reagieren aber auch heute noch viele Kunden, wenn man ihnen einen Zweigelt anbietet. Manchmal wird man auch belächelt, aber das gibt sich schnell, wenn der Wein im Glas ist.« Denn der Ellwanger-Zweigelt ist bekannt für seine intensive Frucht und eine komplexe, ätherische Würze. Offenbar bekommen der Sorte die Keuperböden und das eher kühle Klima des Remstals gut. Und die Vermählung des Zweigelt mit dem kleinen Eichenfass hat die Familie im Lauf der Jahre ohnehin perfektioniert. 
»Früher war der Zweigelt ein Paradiesvogel, aber heute ist er eine feste Größe. Allerdings muss man ihn stark ausdünnen, sonst trägt er wie ein Trollinger – und schmeckt auch so. Doch wenn man im Weinberg konsequent arbeitet, ähnelt er eher dem Lemberger – nur wird er voller und weicher.«

INFO

Weingut Ellwanger
Bachstraße 21
73650 Wintebach
Baden-Württemberg
info@weingut-ellmwanger.de
www.weingut-ellwanger.de

Aus dem Falstaff Magazin Nr. 02/2017.

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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