© Jürgen Jeibmann

Dresdner Sternerestaurant »Caroussel« im neuen Look

Carlo Rampazzi aus Ascona designte das Restaurant neu, damit sich die Gäste unbeschwert auf die Köstlichkeiten des Chefs konzentrieren können.

Wie wichtig der Raum ist, in dem wir gutes Essen genießen, merkt man ja erst, wenn irgendwas nicht passt. Denn dann heißt es am Ende »das Essen war super – aber…« – und dann kommen Hinweise auf unbequeme Stühle, wahlweise zu helles oder zu dunkles Licht oder auch Geschmäcklerisches zwischen zu viel Plüsch und zu modern.

Der Raum, in dem wir gutes Essen genießen, ist also zumindest subkutan wichtig. Und hier kommt Carlo Rampazzi ins Spiel, dem die »Verwandlung des Unterbewusstseins in einen realistischen Speiseraum« ein Anliegen ist. Der Stardesigner aus Ascona (Schweiz) hat das Sternerestaurant »Caroussel« im Dresdner Bülow Palais so verwandelt, dass man sich unbeschwerter aufs Essen von Benjamin Biedlingmaier und seinem Team konzentrieren kann.

Neu ist beispielsweise der Fußboden: kein Teppich mehr! Stattdessen Parkett. Die Holzdielen sind das dunkelste Element im neuen Wintergarten – die Wände sind dunkelgrau gestrichen – eine Farblichkeit, die die (ebenfalls neuen) Stühle aufnehmen, mit heller abgesetzten Sitzen und Lehnen. Wobei die Farbe der Stühle dem Auge schmeichelt, aber was ja wichtiger ist für einen unbeschwert-langen Abend: man sitzt bequem!

Farbe bringen die Bilder an den Wänden – Malerei des 20. Jahrhunderts in kräftigen Farben – und die Skulpturen in dem Raum, der mit neun Tischen für den normalen Betrieb des Restaurants gerade die richtige Größe hat. Dass die Tische einen angenehmen Abstand zueinander haben, gehört ja leider nicht überall zum Standard: ungestörte Unterhaltung ist also möglich – und trotz fehlendem Teppich ist die Geräuschkulisse eher angenehm.

Auf dem Tisch ist nicht viel neu: Serviert wird wie eh und je im »Caroussel« komplett auf Meissner Porzellan, und die Teller sind nach wie vor Träger für klare Kompositionen aus der Küche von Benjamin Biedlingmaier. Mithin: Form und Inhalt des Restaurants sind nun eins.

Dass der auch mal alte Zöpfe abschneiden kann, merkt man nicht nur bei seiner vegetarischen Alternative zur Gänsestopfleber, die lautmalerisch korrekt verspielt als »Faux gras«, als immer wieder erstaunliches signature dish auf der »Caroussel«-Karte steht. Nein: der Küchenchef nahm das mit den alten Zöpfen wörtlich und ließ sich seine lockige Haarpracht stutzen – und spendete den nachwachsenden Rohstoff für krebskranke Kinder…

Caroussel im Bülow Palais
Königstraße 14
01097 Dresden
www.buelow-palais.de/caroussel

Ulrich van Stipriaan
Ulrich van Stipriaan
Blogger
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