»dóttir« bringt isländische Küche nach Berlin

Lange Winter, sprudelnde Geysire und faszinierende Polarlichter. Island ist mit seiner rauen Schönheit in unserem Bewusstsein angekommen. In Berlin haben sich Stephan Landwehr, Boris Radczun und Moritz Estermann für ihr drittes Restaurant »dóttir« Inspiration aus der nordischen Küche geholt – und mit Victoria Eliasdóttir einer echten Isländerin die kulinarische Leitung anvertraut. Und die junge Köchin beweist: Die Küche ihrer Heimat kann weit mehr als nur Fisch und Skyr.

Victoria Eliasdóttir. © Franziska SinnWöchentlich wechselndes Menü
In dem schlicht, aber stilvoll eingerichteten Restaurant in der Mittelstraße in Berlin treffen regionale Zutaten aus Berlin und Brandenburg auf Wurzelgemüse, isländisch Moos, skandinavische Bergkräuter und getrockneten Seetang aus isländischen Gewässern. Eliasdóttir, die Tochter eines Isländers und einer Schwedin, bündelt ihre bisher gesammelten Erfahrungen mitten in Berlin. Ihre Stationen reichen von verschiedenen Restaurants in Island wie das »Seafood Cellar« in Reykjavík über Alice Waters' »Chez Panisse« in Berkeley bis hin zum »Dom« in São Paulo. Im »dóttir« tischt sie Gerichte aus ihrer Kindheit verfeinert mit ihren Erfahrungen mit allem, was die Region so hergibt, auf. Vor allem Gewürze, aber auch spezielle Fische aus Island oder die Krähenbeere, die in unseren Gefilden schlicht nicht wächst, werden ab und zu extra eingeflogen. Die Karte besteht aus einem vier-gängigen Menü für 58 Euro, das jede Woche wechselt und sehr fischlastig ist.

Restaurant auf Zeit
Durch ihren Bruder hat Eliasdóttir Stephan Landwehr, Boris Radczun und Moritz Estermann kennen gelernt. Fast gleichzeitig ergab sich für die drei Gastronomen in der Mittelstraße die Möglichkeit, ein bis dahin leerstehendes Eckhaus zu nutzen. Also schlossen sie sich zusammen, Moritz Estermann übernahm die Geschäftsführung, Victoria Eliasdóttir die kulinarische Leitung. Seitdem gibt es in Berlin ein Restaurant, das nach Estermann den Fokus »nicht auf die New Nordic Cuisine wie im »Noma« sondern auf Eliasdóttirs bewusst reduzierte Art zu kochen« legt. Das Konzept kommt in Berlin gut an, das Gebäude soll allerdings in absehbarer Zeit umgebaut und renoviert werden. Das wäre dann vorerst das Ende des »dóttir« in dieser Form – alle Beteiligten sind aber bestrebt, dass es auch danach weitergeht.

»dóttir«
Mittelstraße 40
10117 Berlin

(Patricia Astor)