Crenn darf sich über zwei Michelin Sterne freuen.

Crenn darf sich über zwei Michelin Sterne freuen.
© Helge Kirchberger / Hangar 7

Domenique Crenn über Poesie und Kunst

Die gebürtige Französin eröffnete im Januar 2011 das ­»Atelier Crenn« in San Francisco, 2015 dann ein zweites, legereres – das »Petit Crenn«, eine Hommage an die Küche ihrer Mutter.

KARRIERE Frau Crenn, wir sitzen hier bei den Chef Alps. In Ihrem »Atelier Crenn« ist Kochkunst im wahrsten Sinne des Wortes erlebbar: Das Restaurant verkörpert Ihre Herkunft und ist gleichzeitig eine Ode an die »poetische Kulinarik«. Wo ist der Ursprung für Kulinarik und Poesie in Ihrem Leben?
CRENN Meine Eltern nahmen mich bereits als Kind immer in Sternerestaurants mit. Ich wusste schon damals, dass ich dorthingehöre. Für mich ist mein Restaurant eine Hommage an meinen Vater, er war es, der mich auch mit dem Thema Kunst vertraut gemacht hat. Es geht um Konversation und Dialog: »word matters«. Meine Menüs stellen sich wie Gedichte zusammen, wobei die Gerichte und Zutaten wie Verse nach den Saisonen zusammengestellt werden.

Warum San Francisco?
Ich muss mich entfalten können und leider herrscht in Frankreich viel mehr Bürokratie, dieser wollte ich mich entziehen. Ich brauchte einen Platz, um mich auszudrücken, und diesen habe ich in San Francisco gefunden. Deine Heimat ist nicht dort, wo du geboren bist, sondern dort, wo du sie dir selbst erschaffst.

Sie sind Autodidaktin: Warum haben Sie sich gegen eine klassische Ausbildung entschieden?
Ich habe in vielen Restaurants gearbeitet, wollte aber nie, dass meine Küche wie eine normale Restaurantküche, mit strengen Hierarchien und Arbeitsbefehlen, funktioniert. Ich möchte vielmehr, dass jeder meiner Mitarbeiter ein eigenes Bewusstsein dafür entwickelt, was und warum sie oder er etwas zu tun hat.

In einem Interview sagten Sie, dass Sie Ihre Leidenschaft zu einer guten Köchin macht. Was macht Sie zu einer guten Führungsperson?
Das Zuhören. Man muss seinem Team zuhören. Es gibt zwei unterschiedliche Wege: Du kannst ein Chef sein ohne Rücksichtnahme oder aber du bist eine wirkliche Führungsperson und leitest dein Team. Ich bin kein Chef und will auch keiner sein. Ich höre zu und interessiere mich für mein Team. Natürlich gibt es bestimmte Rollenverteilungen, eine klare Vision – aber es ist wichtig, dass jeder Einzelne auch Raum für sich hat. Das Team muss inspiriert werden, aber man sollte sich auch von seinem eigenen Team inspirieren lassen.

Worauf, denken Sie, ist es zurückzuführen, dass es weniger Frauen in der Branche gibt?
Es gibt nicht weniger Frauen. Leider wird über Frauen in der Branche viel zu wenig berichtet. Es ist eine falsche Entwicklung. Als Frau reicht es leider oft nicht aus, eine gute Leistung zu erbringen.

Interview aus falstaff KARRIERE 05/2017.

Alexandra Gorsche
Alexandra Gorsche
Herausgeberin Profi
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Von Ilse Fischer
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