Die Stunde Null: Wie der Falstaff entstand

Der Wandel zum erfolg­reichen Wein- und Genussmagazin von 1980 bis heute.

Bordeaux-Verkostung in der »Hospitz Alm« in St. Chris­toph am Arlberg in Tirol im Jahre 1985. Die Verkosterrunde besteht aus einem halben Dutzend renommierter Weinexperten, darunter auch Helmut Romé. Plötzlich stellt Hausherr Adi Werner eine Karaffe mit einem Rotwein auf den Tisch und bittet die Herren, sie mögen doch kosten und sagen, um welchen Wein es sich dabei handle. Es wird gerochen und genippt, doch keiner will der Erste sein, der einen Namen nennt. Nur Helmut Romé lehnt sich gelassen zurück und meint: »Es ist ein Château La Lagune. Und was den Jahrgang be­­trifft, so würde ich sagen: 1975.« Adi Werner lächelnd: »Das stimmt exakt.« So kennen ihn viele, den Mitbegründer des Falstaff-Magazins, der als treffsicherer Weinverkoster und kompetenter Zigarrenexperte zur lebenden Legende wurde.

Leidenschaft für guten Wein
Doch wer ist dieser Mann, der zusammen mit seinem Journalistenkollegen Hans ­Dibold 1980 ein Magazin gründete, das die ­beiden damals eher zufällig »Falstaff« nannten und das heute im gesamten deutsch­sprachigen Raum erscheint? Romé, Jahrgang 1939, promovierte 1966 an der Universität Graz zum Doktor der Rechtswissenschaften. Ein Teil seiner Familie war in der alten Südsteiermark, die heute zu Slowenien gehört, mit der Weinwirtschaft verbunden. Als junger Publizist im Bereich der Wirtschaftspolitik wurde er bereits im Jahr 1974 mit dem Dr. Karl Renner-Publizisitkpreis ausgezeichnet. Als Brüssel-Korrespondent der damaligen »AZ« (Arbeiter-Zeitung, das Zentralorgan der österreichischen Sozialdemokraten bis 1991) kam er erstmals mit der feinen Gastronomie und den edlen Weinen aus Bordeaux in Kontakt.

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Kenner der internationalen Weinwelt
Einerseits war Romé Mitautor und Herausgeber wirtschaftspolitischer Bücher, andererseits erwarb er sich bereits in jungen Jahren als Kenner der internationalen Weinwelt einen Namen und verfasste zahlreiche Artikel und Aufsätze über Weinbaupolitik, Wein­kul­tur und über die Besonderheiten der großen Weine Europas. Zehn Jahre lang recherchierte er für sein Buch »Die großen Weine Österreichs«, das 1979 erschien und für viele Jahre als Standardwerk zum Thema Wein aus Österreich gehandelt wurde. Für kurze Zeit betätigte sich der Experte auch als Weinhändler und war Partner in der Vinothek St. Stephan (eine der ersten Vinothek Wiens, Anm.).

Förderung der Weinqualität
1980 entschied er sich gemeinsam mit Hans Dibold das Magazin Falstaff zu gründen, das seither die wechselvolle Entwicklung des österreichischen Weines, aber auch der Spitzengastronomie kritisch begleiten, kommentieren und wohl auch unterstützen konnte. Die Förderung der Weinqualität im Allgemeinen und des heimischen Rotweins im Speziellen war und ist Romé bis heute ein besonderes Anliegen, und so ließ er es sich auch 2014 nicht nehmen, mit seiner großen und langjährigen Erfahrung im Panel zur Prämierung der besten Rotweine des Landes durch das Falstaff-Magazin teilzunehmen.

2009: Wolfgang Rosam und Helmut Romé mit der ersten Ausgabe des Falstaff. / Foto beigestelltAls ehemaliger Falstaff-Herausgeber und Journalist hat Romé die Entwicklung der österreichischen Weinszene über Jahre hinweg detailreich dokumentiert. Dabei unterlief ihm auch gelegentlich die eine oder andere Panne. Adi Schmid, Chefsommelier des »Steirerecks« in Wien und bis heute ein guter Freund Romés, er­innert sich: »Bei einer Falstaff-Rotweinver­kostung vor rund 25 Jahren wollte Romé selber fotografieren. Er hatte zwar Tausende Fotos geschossen, musste aber zuhause feststellen, dass er vergessen hatte, einen Film einzulegen.«

Schwarze Weinbergdistel
Romé hat sich nie gescheut, auch unpopuläre Meinungen zu vertreten. Das brachte ihm nicht nur Freunde ein. In den 1980er-Jahren zerstritt er sich etwa mit dem inzwischen verstorbenen Winzer Helmut Osberger, der sich in einer unbedeutenden Postille dafür stark machte, dass Romé die »schwarze Weinbergdistel«, als Preis für den »schlechtesten Weinjournalismus«, erhalten sollte. Andere, wesentlich kompetentere Preisverleiher sahen das ganz anders. So erhielt Romé 1986 als Erster den »Steinfederpreis«, die im Weinjournalismus höchste Auszeichnung des Landes. Helmut Romé war aber vor allem Falstaff. Drei Jahrzehnte lang prägte er Österreichs wichtigstes Weinmagazin. Er legte damit den Grundstein für das heutige, höchst erfolgreiche und stetig wachsende Falstaff-Magazin für »Kulinarischen Lifestyle«.

Eigentümerwechsel
Helmut Romé war es auch, der den Generationenwechsel im Falstaff Verlag durch den Verkauf seiner Anteile an Wolfgang Rosam ermöglichte. Ohne Helmut Romé wäre dieser Deal nicht zustande gekommen und Falstaff wäre heute nicht (mehr) Falstaff. Romé prägte durch seine stets konstruktive, aber auch strenge Kritik den Qualitätsweinbau in Österreich. Falstaff war das erste Magazin in der Alpenrepublik, das sich in dieser Intensität dem heimischen Weinbau widmete und damit massiv beeinflusste. Somit ist Falstaff auch ein wichtiger Mosaikstein des österreichischen Weinwunders gewesen.

(Von Peter Moser)