Die Neuen aus Neuseeland

Sauvignon Blanc ist die Paradesorte Neuseelands. Aber auch andere Sorten wie Riesling und Pinot Noir ent­wickeln sich inzwischen hervorragend. Falstaff über eine der spannendsten Weinszenen am anderen Ende der Welt.

Ein Blick auf die Statistik zeigt: Die Größe der Weinbaubetriebe in Neuseeland ist beachtlich. Im Durchschnitt stehen jedem Erzeuger theoretisch die Trauben von 53 Hektar zur Verfügung, denn 700 Weingüter verarbeiten die Frucht von etwa 37.000 Hektar Rebfläche. Bei einem guten Jahrgang wie etwa 2013 werden auch hohe Quantitäten geerntet, zuletzt 2,5 Millionen Hektoliter. Da das heimische Publikum weit mehr dem Bier zuspricht, handelt es sich bei Wein um ein bedeutendes Exportgut: Rund 1,7 Millionen Hektoliter werden ausgeführt – und das zu einem sehr hohen Durchschnittspreis. Platz eins unter den Abnehmern belegt Australien, vor den USA und Großbritannien. Diese drei Länder nehmen zusammen etwa 1,4 Millionen Hektoliter ab. Der Rest geht in weitere 77 Länder der Welt, wobei wertmäßig noch Länder wie Kanada, China und Deutschland von gewisser Relevanz sind. Sauvignon Blanc ist dabei das Aushängeschild der neuseeländischen Weinindustrie. 20.500 der 37.000 Hektar sind mit dieser Rebsorte bestockt, im Export sind 84,5 Prozent der Flaschen Sauvignon Blancs. Doch Neuseeland hat viel mehr zu bieten und kann durch »cool climate« mit Finesse und Frische im Wein punkten. Mehr als 10.000 Hektar mit Pinot Noir sind keine Kleinigkeit, und gemessen an den Top-Qualitäten, die der Blauburgunder hier in den besten Lagen erzielt, sind die Preise für die Weine aus dieser Sorte noch angenehm moderat. Regionen wie Central Otago oder Martinborough bringen auf ihren speziellen Böden unverwechselbare Pinot Noirs hervor, die es mühelos mit den besten der Welt aufnehmen können. Auch für fruchtige, mineralisch geprägte Chardonnays gibt es in Neuseeland ideale Standorte, mit dem Pinot Gris wurden zuletzt große Erfolge verzeichnet. In den wärmeren Gefilden der Nordinsel fühlen sich die roten Bordeaux-Sorten und der Syrah sehr wohl, Spitzenweine kommen aus dem Gimblett-Gravels-Böden in Hawke’s Bay oder von der Insel Waiheke im Osten von Auckland. Rund 1000 Hektar sind mit Rheinriesling bestockt, und die Ergebnisse, die mit dieser anspruchsvollen Sorte erzielt werden, können sich sehen lassen. Die stilistische Bandbreite reicht vom leichtfüßigen Moselstil mit rassiger Säure und delikatem Restzucker bis zu kraftvollen, trockenen Gewächsen in der Art der Wachauer Smaragde. Auch kleine Mengen edelsüßer Weine bis hin zu Trockenbeerenauslesen werden gekeltert – das Weingut Framingham in Marlborough beherrscht dies wie kein anderes. Es lohnt sich also, die Vielfalt an Sorten, die sich im Windschatten des Sauvignon Blancs entwickelt hat, kennenzulernen. Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen die wichtigsten Regionen und ihre Besonderheiten vor.

Neuseeland – Weingüter: Tipps und Adressen

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Text  von Peter Moser
Aus Falstaff Nr. 04/2014 bzw. Falstaff Deutschland Nr. 05/2014